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Suchet der Stadt Bestes Kommentar Ausgabe 37/2021

Suchet der Stadt Bestes - Kommentar zur Abgeordnetenhauswahl 2021 von Christian Ceconi

Suchet der Stadt Bestes

Was ist das Beste für die Stadt? ­Gerade mit Blick auf die Berliner ­Abgeordnetenhauswahl am 26. September? Was braucht es in der nächsten Wahlperiode, um eine gerechte Stadtgesellschaft zu fördern? Die Berliner Stadtmission sorgt sich beispielhaft um das Wohl der am meisten Bedürftigen. Haben Politikerinnen und Politiker sie genügend im Blick?

Kommentar von Christian Ceconi

Mit der Politik ist es wie mit der Kirche: Beide werden am meisten geschätzt, wenn Reden und Handeln übereinstimmen. Wenn das, was gepredigt wird, im Alltag sichtbar wird. Oder besser noch: Wenn die Praxis anschaulich macht, worum und wie es auch im Großen geht.

Zwei Begegnungen hatte ich in Wahlkampfzeiten, die mir das eindrücklich vor Augen geführt haben. Frau M. sprach mich an: „Habe ich Ihnen eigentlich schon von B. erzählt? Er lebt in der Bushaltestelle gegenüber.“ Frau M., Managerin in einem Berliner Unternehmen, hatte ihn angesprochen. Sie erfuhr von seinem Weg aus Slowenien nach Deutschland, und dass er auf dem Bau gearbeitet hatte. Sie war beeindruckt, dass er es aus eigener Kraft geschafft hatte, vom Alkohol loszukommen. Bald schon bot sie ihm Unterstützung an, besorgte eine Unterkunft, beantragte mit ihm Sozialversicherungsleistungen und begann herauszufinden, wo seine Potentiale liegen könnten. Dann schrieb sie uns bei der Berliner Stadtmission, ob wir weiterhelfen könnten beim nächsten Schritt. Das haben wir gemacht und ihren Nachbarn beraten.

Frau M. hat angepackt und gesagt: „Eure Armut geht mich an.“ Sicher auch, weil sie vorher bei einem Social Day (sozialen Tag) in einer unserer Einrichtungen Menschen ohne Wohnung kennengelernt hatte. 

Aber es geht nicht nur um Armut. Es geht auch um Teilhabe. Eine junge Politikerin, die sich erstmals für das Abgeordnetenhaus zur Wahl stellt, habe ich kürzlich gefragt, mit ­welchen Themen sie in den Wahlkampf zieht. Die Antwort: „Mich beschäftigt, wie wir in unserer Gesellschaft mit Menschen mit ­Behinderung umgehen. Mir ist das wichtig. Ich nehme das mit in meine Wahlkampfgespräche im Kiez.“ Und dann fuhr sie leicht zweifelnd fort: „Ob man damit im Wahlkampf punkten kann, da bin ich mir nicht so sicher.“ 

Beide, Frau M. und die junge Politikerin, haben etwas gewagt: Ehrlichkeit in der ­Begegnung und Verantwortung für das, was nottut. Nicht nur aus Pflichtgefühl, sondern mit Leidenschaft. Für mich ein Stück Bau am Reich Gottes, weil Menschen angeschaut werden, weil Beziehungen tragfähige Perspektiven entwickeln. Weil beide die Herausforderungen, die Gott ihnen im wahrsten Sinne des Wortes vor die Füße gelegt hat, als Berufung begriffen haben. 

Ob Armut oder Teilhabe, Stärken von ­Kindern oder Integrieren von Geflüchteten: Dinge wandeln sich, wenn wir nicht nur wahrnehmen, sondern auch in Beziehung ­gehen. Hinschauen, Anteil nehmen, Verantwortung eingehen und dafür sorgen, dass jeder und jede einen Platz findet. Das ist eine Haltung, die im Alltag genauso wichtig ist wie in der Politik. 

Jesus hat das oft mit einer Einladung zum Essen verbunden. Nicht immer lud er die ein, die ihm und anderen angenehm waren. Er hat gefragt: Wer braucht heute die Gemeinschaft und einen Platz am gemeinsamen Tisch, damit er aufleben kann? 

Ehrlichkeit in der Begegnung und Verantwortung, für das, was nottut. Das erwarte ich von allen, die sich am 26. September zur Wahl stellen – zuallererst aber von mir selbst. Und nach dem 26. September? Da werden wir weiter einladen: die aus der Politik und die von der Bushaltestelle, damit sie sich ehrlich begegnen und Verantwortung füreinander übernehmen.

Christian Ceconi ist Theologischer Vorstand und Direktor der Berliner Stadtmission.

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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