Von Christiane Baumann
Das Leben ist schön. Das klingt nach Kalenderweisheit und provoziert Widerspruch, stimmt’s? Das Leben ist schön, weil bei uns im Evangelischen Kindergarten alles beginnt. Die Kinder lieben es zu sprechen, ihre Sprache ist die schönste der Welt und tatsächlich universell. Sie beginnen zu laufen und lernen, sich und andere in einer Gruppe wahrzunehmen. Das sind Riesenschritte, besonders wenn ein Spielzeug von einem halben Dutzend Kinder gleichzeitig inniglich begehrt wird. Zerren ist keine Lösung.
Unser „Apfelbäumchen“ wurde vor 10 Jahren eröffnet, der Bau hat Menschen auf der ganzen Welt begeistert und war für Architekturpreise nominiert. Als wir Besuch aus Südkorea erhielten und die Delegation nicht nur an den Naturbaustoffen des Gebäudes, sondern viel mehr an unserer pädagogischen Konzeption interessiert war, hielt die Globalisierung – im positiven Sinne – auch in unserem Kindergarten Einzug.
Von Anfang an haben wir uns als temporäre Gemeinde in unsere Kirchengemeinde integriert. Es ist ein wunderbares Gefühl, mittendrin zu sein. Evangelische Kindergärten sind keine Extra-Welten, als die sie heute noch gelegentlich betrachtet werden. Gemeinde auf der einen, Kindergarten auf der anderen Seite. Begegnung findet, wenn es schlecht läuft, nur statt, falls die Kitakinder in der Gemeinde „etwas vorführen“. Aber es geht um verlässliches, zugewandtes Leben, um Unterstützung in allen Belangen des Alltags, um Seelsorge, die uns als Protestanten aufgegeben ist.
Wir haben unser Jubiläum im riesigen Garten des „Apfelbäumchens“ gefeiert, mit Eltern, unserer Gemeinde und den Kindern, die unseren Beruf zum schönsten der Welt machen. Für uns liegt die Antwort auf die Frage zur Zukunft des Glaubens und der Kirche in ihren Händen. Ihre Zeit im Kindergarten wird sie prägen und sie werden sich daran erinnern, welche Geschichten sie von ihrem Bruder Jesus gehört haben. Sie spüren aber auch, ob sie ein „ganzes Dorf“ begleitet, eine Gemeinde also, die den Kindergarten als wertvollen Teil ihres protestantischen Lebens befördert.
Evangelische Kindergärten sind die Zukunft der Kirche, an der wir heute bauen. Sind wir mit ganzer Hingabe bei den Kindern, sind auch Eltern und Geschwister bei uns, oft sogar die Großeltern. Ein ganzes Dorf eben. In unseren Augen ist das moderne Verkündigung und die einzige, die dauerhaft trägt. So Gott will, werden uns noch hunderte oder tausende Kinder das „Apfelbäumchen“ und die anderen evangelischen Kindergärten besuchen. Wie gesagt, die Zukunft des Glaubens und der Kirche entspringt hier und fängt klein an.