Zur Hauptnavigation springen Zur Suche springen Zum Inhalt springen
RSSPrint

Unbequem wird abgewickelt?

Die im November 2020 diskutierten Sparpläne der EKD-Synode sehen vor, dem „Evangelischen Zentrum Frauen und Männer“ bis zum Jahr 2030 drei Viertel der Mittel zu streichen. Noch ist nichts beschlossen, aber das „Evangelische Zentrum“, in dem die Frauen deutschlandweit verbunden sind, steht auf der Kippe. Wird die Frauenarbeit in der EKD noch gebraucht?

Mittelkürzung Frauenarbeit Kirche

Von Susanne Kahl-Passoth 

Im Juni 2018 feierten die Evangelischen Frauen ihr 100. Jubiläum in Berlin. Eine spannende Geschichte, die mit der Ablehnung des Wahlrechtes für Frauen einst begann. Heute sind wir eine eigenständige kirchliche Stimme, die sich selbstverständlich und selbstbewusst in politische Diskussionen einmischt. Es sind keine bequemen Themen, zu denen Stellung genommen wird. Mit der ­Aktion „Kauft keine Früchte der Apartheid“, die Ende der 1970er Jahre für Aufregung sorgte, weil sie sich durch Boykottaufrufe ­gegen das Apartheidsregime in Südafrika wandte, begannen die evangelischen Frauen, politisch auffällig zu werden. 

Die Kampagne für einen alternativen Organspendeausweis, die Stellungnahmen zum Schwangerschaftsabbruch und zum Thema Prostitution und Menschenhandel wichen deutlich von Stellungnahmen der EKD ab und störten manche Vertreter*innen der EKD erheblich. Im Jahr 2016 sind die Evangelischen Frauen mit der Männerarbeit unter Einfluss und durch Finanzierung der EKD verbunden worden zum Evangelischen Zentrum Frauen und Männer. Es gibt zwei Säulen der Arbeit – den Frauen- und den Männerbereich – und ­einen Dialograum, der gemeinsam gestaltet wird. 

Wenn es nach den Vorstellungen des ­Kirchenamtes der EKD geht, soll diese Arbeit bis 2030 um mehr als 70 Prozent gekürzt werden, was de facto einer Abwicklung gleichkäme. In einer ersten Begründung für diese Kürzung hieß es unter anderem, dass das Zentrum – gemeint ist in erster Linie der Bereich Frauen – Statements und Positionen der EKD kritisch kommentiert. In der evangelisch protestantischen Kirche sollte das kein ­Kritikpunkt sein, solange Anstand und Würde nicht verletzt werden, ganz im Gegenteil. Eine weitere Begründung ist absurd: Die Zielgruppen seien gemeinsam gealtert. Was ­würden die Gemeinden, Kirchenkreise machen, wenn sie die älteren und alten Frauen nicht hätten? Wer trägt die ehrenamtliche Arbeit!? 

Das Studienzentrum der EKD für Genderfragen soll Teile der Arbeit in Zukunft übernehmen ebenso wie die Vertretung in gesellschaftlichen Gremien. Seine Zielgruppe sind jedoch Funktions- und Leitungsebenen der evangelischen Kirche. Rein formal kann es evangelische Christinnen weder im Christinnenrat, noch beim Weltgebetstag und im Ökumenischen Forum christlicher Frauen in Europa vertreten. Das gilt ebenso für die Bundespolitik: Im Deutschen Frauenrat stellen die evangelischen Frauen eine große Gruppe, meist waren sie im Vorstand vertreten beziehungsweise stellten die Vorsitzende. Diese Vertretung kann keine Abteilung des ­Kirchenamts übernehmen.

Der Arbeitsbereich Frauen, der ja vor ­allem im Zentrum der Kritik steht, streitet besonders für Geschlechtergerechtigkeit in Kirche und Theologie, erarbeitet in Tagungen theologische, spirituelle und diakonische Geschlechterthemen für breite Zielgruppen und erprobt neue Arbeitsformen. Es werden ­Arbeitshilfen für Gemeinden und übergemeindliche Anbieter erstellt, unter anderem gegen rechtspopulistische Hetze und für die Vielfalt der Gottesbilder.

Der Verdacht, dass hier ein unbequemer, nicht EKD-konformer Arbeitsbereich abge­wickelt werden soll, ist nicht von der Hand zu weisen.

Susanne Kahl-Passoth ist Vorsitzende des Präsidiums der Evangelischen Frauen in Deutschland e.V  (EFiD) und Mitherausgeberin von „die Kirche“.

Evangelisches Zentrum Frauen und Männer in der EKD

Das Evangelische Zentrum Frauen und Männer ist eine gemeinnützige Gesellschaft mit Sitz in Hannover, die seit 2016 gemeinsam von den Evangelischen Frauen in Deutschland e. V. (EFiD) und der Männerarbeit der EKD getragen wird. Als Dachverbände für Männer und Frauen in der EKD vernetzen EFiD und Männerarbeit der EKD eine große Anzahl von Organisationen und Einzelpersonen in den Gliedkirchen der evangelischen Kirche in Deutschland und auf EKD- und Bundesebene. Das Evangelische Zentrum verbindet geschlechtsspezifische Arbeit mit dem gemeinsamen Dialog und ist in drei Fachbereiche gegliedert: Evangelische Frauen in Deutschland, Evangelische Männer in Deutschland, Dialograum.

                                                                                   

Artikelkommentar

Artikelkommentar
captcha
Bitte tragen Sie das Ergebnis der Rechenaufgabe in das Feld ein.
Hinweis: Die von Ihnen ausgefüllten Formulardaten werden lediglich für die Zwecke des Formulars genutzt. Eine andere Verwendung oder Weitergabe an Dritte erfolgt nicht.

Artikelkommentare

(3) Artikel Name Ihr Kommentar
1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

Hier gelangen Sie zur Übersicht über alle Kommentare.