Von Josefine Janert
Seit Beginn der Corona-Krise rufen bei der Kirchlichen TelefonSeelsorge doppelt so viele Menschen an. Mittwoch, 13 Uhr: Der Ehrenamtliche Achim hat zwei Gespräche hinter sich. Beide Male ging es auch um die Pandemie und ihre Folgen. „Die Anrufer waren stark verunsichert“, sagt Achim. „Einer äußerte Schuldzuschreibungen gegenüber Institutionen und stellte hohe Ansprüche an Politik und Gesellschaft.“ Achim ist
69 Jahre alt und hauptberuflich als Coach tätig. In Wirklichkeit heißt er anders. Alle Ehrenamtlichen der TelefonSeelsorge verschweigen ihre Namen, damit die Gespräche von beiden Seiten anonym bleiben.
Achim arbeitet seit 20 Jahren bei der Kirchlichen TelefonSeelsorge. Im März übernahm er zwei Dienste à vier Stunden. In den meisten Gesprächen gehe es darum, dass Menschen sich einsam fühlten – angesichts der Kontaktbeschränkungen stärker als zuvor. Sie wünschen sich jemanden, der ihnen lange zuhört. „Es gibt Leute, die wollen einen ganzen Tag mit einem Gespräch füllen“, sagt Achim. Viele Stadtmenschen fühlten sich eingeengt. Achim selbst nicht, er lebt am Rand von Berlin, radelt ab und an zu einem See, um durchzuatmen.