Zur Hauptnavigation springen Zur Suche springen Zum Inhalt springen
RSSPrint

Vielfältig Kirche vor Ort sein

Die Landessynode der EKBO berät vom 10. bis 13. November über wichtige Zukunftsentscheidungen. Im Vorfeld hat das Mindestmitgliederzahlgesetz zu lebhaften Debatten und Kritik geführt. Können sich Menschen noch mit ihrer Kirche identifizieren, wenn Strukturen stark verändert werden? Bleibt die Kirche im Dorf?

Grafik: Gordon Johnson, CC0

Von Harald Geywitz

Der Reformationstag liegt nicht sehr lange ­zurück, an dem die evangelische Kirche ihrer Ursprünge gedenkt. Allerdings nicht stolz und selbstgewiss, sondern zumindest heutzutage eher fragend, forschend, auf der Suche nach dem, was uns als Evangelische ausmacht und mit wem wir dazu im Dialog sein sollen. Die Frage treibt uns um, wie heute die frohe und befreiende Botschaft Gottes in Wort und Tat in unsere Welt getragen werden kann. 

Wie kann das gelingen, bei uns vor Ort? Ob in der Kirche Wartenberg im Osten Berlins, ein Neubau aus dem Jahr 2000, umringt von etwas älteren Neubauten, die als Hochhäuser auf den schönen Kirchturm und die Ausgabestelle von „Laib und Seele“ herabblicken. Oder in der Dorfkirche in Blankenburg in der Nähe des malerischen Oberuckersees, wo ein ­Martinsumzug gefeiert wird. Oder auch in der wunderschönen Nikolaikirche in Luckau, in der sich am Reformationstag 2021 Martin ­Luther, Katharina von Bora und ­Johannes ­Bugenhagen versammelten. 

So vielfältig sind schon die Orte, an denen Kirche präsent ist in unserer Landeskirche. Das geht noch weiter mit der Art und Weise, ­Gottesdienst zu feiern, mit Kindern und ­Jugendlichen auf Entdeckungstour zu gehen, auf Orgel oder E-Gitarre Musik zu machen oder bei einer Fuckup-Night in der Siemensstadt dabei zu sein. Von der Vielfalt der Menschen ganz zu schweigen, einzigartig, befreit und mit dem ganz eigenen Blick auf den ­eigenen Glauben und darauf, wie unsere evange­lische Kirche sein soll.

Doch wer bestimmt, wie Gottes frohe ­Botschaft zu den Menschen kommt? Zum Glück nicht wir allein, sondern wir dürfen auf Gottes Hilfe vertrauen und im Gebet nach ­Wegen forschen. Gehen müssen wir dann schon selbst. Die Richtung und wie wir gehen, das bestimmt in unserer evangelischen ­Kirche die Gemeinde vor Ort. 

Na klar, es gibt Regeln, die wir uns gemeinsam als Kirche ­gegeben haben, damit alles seine Ordnung hat. Manchmal zu viel Ordnung und zu wenig Freiheit für meinen Geschmack, aber in ­einem Landstrich, in dem geharkte Sandstreifen und „Geschützte-Grünanlagen-Schilder“ dazugehören, irgendwie auch verständlich. Die Ordnung geht so weit, dass unsere Kirche und bisher jede einzelne Gemeinde tatsächlich eine „Körperschaft des öffentlichen Rechts“ ist. Staatsähnlich aufgebaut und mit rechtlichen Verpflichtungen versehen, die von einigen als große Belastung empfunden werden. Deshalb diskutieren wir seit mehreren Jahren darüber, die große Zahl von über 1100 Gemeinden, davon ein Drittel mit weniger als 100 Gemeindegliedern, zu verringern. Das schlägt nun ein Gesetzentwurf mit einer Mindestmitgliederzahl von 300 vor, der auf der Herbsttagung der 5. Landessynode ­beraten und beschlossen werden soll. 

Natürlich ist das eine für viele Gemeinden sehr bedeutende Frage. Es ist verständlich, dass strittig, manchmal hitzig diskutiert wird. Das wird auf der Synodaltagung auch ­geschehen und das ist gut so. Doch auch ­solche langjährigen intensiven Debatten ­müssen zu einem Ende geführt werden. 

Entsteht durch die Mindestmitgliederzahl die Gefahr, dass die Kirche nicht mehr im Dorf ist? Nein. Denn über das kirchliche Leben vor Ort, wie die befreiende Botschaft Jesu Christi in die Welt getragen wird, darüber wird auch künftig vor Ort entschieden. Die Kirche, der Martinsumzug, das Sommerfest oder das Osterreiten – alles bleibt im Dorf. Denn das hängt nicht davon ab, ob die christliche Gemeinde vor Ort eine Körperschaft des öffentlichen Rechts ist.

Als ehrenamtlicher Präses der Landes­synode ist mir wichtig: In einer demokratisch verfassten Kirche mit von den Gemeinde­kirchenräten aufwärts gewählten Synodalen, sind sie es, die über Kirchengesetze allein ­entscheiden. Sie sind frei und können auch Änderungen am Entwurf vornehmen. Jedes Mitglied unserer Landessynode, so legt es ­unsere Grundordnung fest, „trägt persönlich in alleiniger Bindung an Jesus Christus und sein Wort Mitverantwortung für die ganze Kirche“. Diesem Anspruch versuchen wir alle gerecht zu werden.

Harald Geywitz ist Präses der Landessynode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

Artikelkommentar

Artikelkommentar
captcha
Bitte tragen Sie das Ergebnis der Rechenaufgabe in das Feld ein.
Hinweis: Die von Ihnen ausgefüllten Formulardaten werden lediglich für die Zwecke des Formulars genutzt. Eine andere Verwendung oder Weitergabe an Dritte erfolgt nicht.

Artikelkommentare

(3) Artikel Name Ihr Kommentar
1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

Hier gelangen Sie zur Übersicht über alle Kommentare.