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Vorbeugen und beenden

Am 11. September ist Tag der Wohnungslosen

Foto: Alexander Fox, CC0

Der Tag der Wohnungslosen am 11. September macht auf Menschen aufmerksam, die das ganze Jahr über am Rande der ­Gesellschaft leben. Nach Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. werden jährlich mehrere 100 000 Menschen wohnungslos. Wird diesen Menschen genügend geholfen und reicht aus, was präventiv getan wird? 

Von Ina Zimmermann 

Wohnungslos – was bedeutet das ­eigentlich? Die extremste Form von Wohnungslosigkeit sehen wir meistens in den Städten. Dort gibt es Menschen, die erkennbar obdachlos auf der Straße leben. In Berlin wurden im Januar 2020 knapp 2000 obdachlose Menschen im öffentlichen Raum gezählt. Wie viele es in Brandenburg sind, wissen wir nicht. Wir sehen auch nur die Spitze des Eisbergs. Den meisten Menschen sieht man es nämlich nicht an, dass sie wohnungslos sind. Sie sind unter oftmals prekären Bedingungen untergebracht in Wohnheimen und Hostels. Oder sie sind verdeckt wohnungslos, also schlafen bei Freunden auf der Couch oder begeben sich für ein Dach über dem Kopf in Abhängigkeitsverhältnisse. 

Zahl der Menschen erfassen


Nach jahrelanger Lobbyarbeit der Wohnungsnotfallhilfe die Bundes­regierung ein ­Gesetz erlassen, mit  dem nun zumindest die Zahl der Menschen in den Obdächern regelhaft erfasst werden soll. Denn ohne genaue Kenntnis über das Ausmaß der Wohnungsnotfälle können wir gar nicht ermessen, wie viele ­Wohnungen wir brauchen, um die Wohnungslosigkeit in Berlin und Brandenburg, in Deutschland und in Europa bis zum Jahr 2030 zu beenden. Denn genau dieses Ziel haben sich das Europaparlament, die ­Bundesrepublik Deutschland und das Land Berlin gesetzt.

Die kürzlich vorgelegten Zahlen der ersten Erhebung durch das ­Bundesgesetz vom Januar dieses ­Jahres überraschen indes. Berlin hatte angegeben, zum Stichtag 30. Juni 2021 gut 31000 Menschen behördlich untergebracht zu haben. Sollte es ­innerhalb von sieben Monaten trotz des seit Jahren angespannten Berliner Wohnungsmarkts tatsächlich ­gelungen sein, 5000 Menschen in Wohnungen zu vermitteln? Denn dem Statistischen Bundesamt wurden aus Berlin zum Stichtag 31. Januar 2022 ­lediglich knapp 26000 untergebrachte wohnungslose Menschen ­gemeldet. Hier bedarf es sicherlich Nachbesserungen in der Statistik.

Land Brandenburg betrachtet Problem als nicht existent 


Noch interessanter gestaltet sich der Blick auf Brandenburg. Hier wird das Thema Wohnungslosigkeit seit Jahren von Landesseite als quasi nicht existent betrachtet. Zuständig für die Beseitigung ­akuter Obdachlosigkeit sind die Kommunen. Zuständig für die Gewährung von persönlichen ­Hilfen in Wohnungsnotfällen sind die Kreise und kreisfreien Städte. ­Einer landesweiten Wohnungslosen­statistik und Wohnungsnotfall­rahmenplanung bedarf es aus Sicht des Landes daher nicht. 

Da in Brandenburg nicht flächendeckend Angebote für die Prävention von Wohnungsverlust und die ­Be­seitigung von Wohnungslosigkeit vorgehalten werden und unsere ­diesbezüglichen Forderungen seit ­Jahren ungehört bleiben, bin ich ­unschlüssig: Soll ich verwundert ­darüber sein, dass die Kommunen nur knapp 1300 Menschen unter­gebracht ­haben? Oder bestätigt es nur meine Annahmen?

Nachhaltige Strategien sind dringend erforderlich


Der Wohnungsmarkt, auch in ­weiten Teilen Brandenburgs, wird seit Jahren angespannter. Es gibt ­weniger Sozialwohnungen und die Energie­kosten steigen. Diakonie und Kirche unterstützen wohnungslose Menschen mit vielfältigen Angeboten und innovativen Projekten wie ­beispielsweise Housing First, einem sehr erfolgreich erprobten Ansatz. Der Grundgedanke von Housing First ist, Menschen ­bedingungslos mit ­einer eigenen Mietwohnung im Hauptmietvertrag auszustatten und ihnen begleitend professionelle ­Unterstützung anzubieten. 

Es ist dringend erforderlich, nachhaltige Strategien zur Verhinderung und Beseitigung von Wohnungslosigkeit zu entwickeln und mit umfangreichen personellen und finanziellen Ressourcen umzusetzen. Nur so ­können wir Wohnungslosigkeit nachhaltig vorbeugen und sie, wenn auch nicht beenden, so doch deutlich ­reduzieren.

Weitere Informationen zu Housing First unter: housingfirstberlin.de

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hält am Tag der Wohnungslosen, dem 11. September, um 11 Uhr im Schloss Bellevue eine Ansprache. 

Zudem findet dort ein Fachtag und ­Gespräche mit Betroffenen sowie ­Akteuren aus Wissenschaft, Politik, ­Verwaltung, Gesundheitswesen, Wohnungswirtschaft und aus der Sozialen Arbeit zu „Strategien und Ansätzen zur Über­windung von Wohnungslosigkeit“ statt. Die Diakonie wird dabei vertreten sein durch den Mitarbeiter des Bundesverbandes Lars Schäfer, Referent für Wohnungsnotfall- und Straffälligenhilfe bei Diakonie Deutschland.

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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