Zur Hauptnavigation springen Zur Suche springen Zum Inhalt springen
RSSPrint

Was für eine Chance!

Katrin Göring-Eckardt regt an, die Zahl der Landeskirchen zu reduzieren

Landeskirchen reduzieren, Göring-Eckardt, EKD Synode
Grafik: freepik.com/Uwe Baumann

Die EKD-Synode will auf ihrer Tagung vom 7. bis 9. November über Reformen und Einsparungen bei der evangelischen Kirche beraten. In dieser Diskussion hat Katrin Göring-Eckardt, Fraktionsvorsitzende der Grünen und Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), angeregt, die Zahl der Landeskirchen zu reduzieren. Inwiefern könnte das angesichts drastisch sinkender Mitgliederzahlen und Kirchensteuereinnahmen ein zukunftsweisender Schritt sein?

Von Katrin Göring-Eckardt

Ecclesia semper reformanda. Gewöhnlicher geht es nicht. Warum also die Aufregung, wenn wir über Reformen unserer Kirche reden? Das sind wir doch, das macht uns aus. 

Vielleicht liegt es ja daran, dass wir schon wieder oder immer noch über die Reform kirchlicher Struktur reden (müssen). Vielleicht liegt es daran, dass unsere eigene Ver­unsicherung darüber, wie wir als Glaubende sein und als Kirche ­wirken werden, so groß geworden ist, dass wir doch wenigstens ­unsere vertrauten Strukturen aufrechterhalten wollen. Das ist verständlich, aber es steht uns im Weg. 

Oder liegt es vielleicht an dem Widerspruch, dass wir einerseits von der übrigen Welt so grund­ständige gesellschaftliche und politische Reformen erwarten wie die Bewältigung der Klimakrise, der Fluchtursachen, der Corona-Krise, aber andererseits nicht erklären können, warum wir 20 Landes­kirchenämter und ungezählte ­Dekanate, Superintendenturen und Propsteien brauchen, um die gute Nachricht von der Gegenwart ­Gottes auch in allerschwierigsten Zeiten zu teilen? 

Man mag vorhalten, das seien nun wirklich besonders einfache, fast populistische Fragen. Das mag sein, aber an solchen symbolischen, womöglich rhetorischen Fragen lassen sich nun einmal tiefgreifende Absichten in besonderer Weise ablesen oder darstellen. 

Wir werden weniger Mitglieder haben. Allerdings eine Kirche der wirklich Überzeugten werden, der Bewusst-dazu-Gehörenden, der­jenigen, die tatsächlich etwas von und mit ihrer Kirche wollen, aus echter Entscheidung heraus, nicht aus Gewohnheit oder weil es eben dazu gehört. Was für eine Chance! 

Die Suche nach Gott hört nicht auf. Der Wunsch nach einer gegenwärtigen Kirche ist gerade in den letzten Monaten wieder lauter geworden. Das können wir als Kritik lesen, wenn jemand fragt: „Wo war da eigentlich die Kirche?“ Oder man kann es als Wunsch und ­Sehnsucht hören: „Ich habe euch vermisst, gesucht, gebraucht. Ich habe Gott nicht gehört in euren Worten!“ 

Was für eine lohnende Aufgabe: Unsere Hoffnung teilen, mit-teilen, unsere Stärke und Zuversicht, ­gerade in düsteren Zeiten. Unser Wissen um Gottes Gegenwart als Hilfe und Halt, unsere Gewissheit, dass Heil und Heilung möglich sind. Braucht man dafür wirklich so viel Verwaltung, Gesetze, Verordnungen? 

Man muss deswegen laut rufen: Lass uns das Reformieren schnell und gut erledigen, das mit den Strukturen auch. Es ist nämlich nicht so, dass wir keine Strukturen bräuchten, gute, nachvollziehbare, mit Raum für Kreatives, mit Platz für Unvorhergesehenes, mit Zeit für Umwege. Denn so geht es ­wieder um das Eigentliche. Man möchte rufen: Es kann doch wohl nicht sein, dass du an der Institution oder Struktur hängst, wenn es doch darum geht, lebendig und kräftig und schärfer (Hebräerbrief 4,12) raus zu gehen und Trost und Hoffnung und Zuversicht zu geben.

Darum ausgerechnet eine ­Debatte über die Zahl der Landes­kirchen: Sie ist ein Beispiel dafür, ob wir überhaupt reformieren können, heute. Mehr Landeskirchen als Bundesländer? Wem wäre das zu erklären? Und wer bezieht sich als Gemeindeglied je auf die eigene Landeskirche? Für viele gibt es nur die evangelische Kirche und für viele andere nur meine Gemeinde. Dazwischen ist viel Organisation. Und jeder weiß: Je mehr Gremien, Organisationen und Strukturen auf allen Ebenen, desto schwerer wird es, gemeinsam zu handeln. Das aber müssen wir lernen: vielfältig ­bleiben und dennoch gemeinsam handeln.

Katrin Göring-Eckardt ist Mitglied der EKD-Synode und Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen.

Artikelkommentar

Artikelkommentar
captcha
Bitte tragen Sie das Ergebnis der Rechenaufgabe in das Feld ein.
Hinweis: Die von Ihnen ausgefüllten Formulardaten werden lediglich für die Zwecke des Formulars genutzt. Eine andere Verwendung oder Weitergabe an Dritte erfolgt nicht.

Artikelkommentare

(3) Artikel Name Ihr Kommentar
1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

Hier gelangen Sie zur Übersicht über alle Kommentare.