Von Ralf Nordhauß
Welch hoffnungsvoller Jahresbeginn: Um 5,7 Prozent lagen die Kirchensteuereinnahmen im ersten Quartal über denen des Vorjahres. So wären die für 2020 geplanten 266 Millionen Euro vermutlich erreichbar gewesen. Wir hätten vorsorgen können für die mageren Jahrzehnte, die vor uns liegen – für das Erproben neuer missionarischer Konzepte, für die Sanierung bröckelnder Kirchen, für die Erhöhung der zu geringen Pensions-Rücklagen.
Doch die Hoffnung ist nun dahin. Wer virusbedingt in die Kurzarbeit wechseln muss, zahlt keine Lohn- und damit keine Kirchensteuer. Steuerstundungen lassen die Steuern später eingehen als sonst. Und mit sinkenden Dividenden sinkt auch die Kapitalertragssteuer. Die Folge: Wir werden 2020 viel weniger Steuern einnehmen als geplant. Die Kirche im Rheinland prognostiziert einen Rückgang von 10 bis 15 Prozent.
Hinzu kommen die fehlenden Kollekten, die in der EKBO sonst jeden Sonntag rund 60000 Euro für Gemeinden und wichtige Projekte einbringen. Sollte die Regierung noch die Einkommensteuer senken, um die Wirtschaft anzukurbeln, sinken die Steuereinnahmen noch stärker.
Schwacher Trost: Vielleicht kommt es bei uns nicht ganz so schlimm wie in anderen Landeskirchen. Denn Berlin und Brandenburg haben vergleichsweise wenige, jetzt in Kurzarbeit gehende Industriearbeitsplätze. Dafür viele Solo-Selbstständige, die zwar unter dem plötzlichen Wegfall ihrer Einkünfte sehr leiden, aber mit ihrem eher niedrigen Einkommen ohnehin wenig Steuern zahlen. Und der vergleichsweise hohe Anteil an Beamt*innen in der Hauptstadt muss keine Gehaltskürzungen fürchten und dürfte seine Steuern wie bisher zahlen.
Ein weiterer Vorteil: Viele Gemeinden besitzen Immobilien. Mieten und Pachten sind in diesen Zeiten sichererer als Steuern – sofern die Nutzer zahlungsfähig bleiben … Eine solide Hochrechnung der Virus Folgen kann das Konsistorium frühestens im Mai vornehmen. Doch so viel steht fest: Um die Gehälter zahlen zu können, werden wir unsere Rücklagen angreifen müssen. Leider sind die aber wegen des Börsencrashs geschrumpft – hoffentlich nur vorübergehend.
Immerhin: Alle Ausschussmitglieder waren erfreut, wie gut auch per Video diskutiert werden kann. Und bewilligten den Kauf von 10000 Gesichtsmasken, damit Seelsorger*innen in Krankenhäusern, Heimen und Gemeinden sicherer arbeiten können.