Zur Hauptnavigation springen Zur Suche springen Zum Inhalt springen
RSSPrint

Wie Kirche zur Heimat wird

Als „Zugezogener“ wurde Rouven Obst gut in der Kirchengemeinde aufgenommen. Mit seinem Engagement möchte er dafür etwas zurückgeben

Rouven Obst Dorfkirche Brüsenhagen
Auch ein Turm ist eine Kirche. Rouven Obst vor der sanierten Dorfkirche Brüsenhagen. Foto: Susanne Atzenroth

Von Susanne Atzenroth 

Es ist sicher die kleinste Kirche im Kirchenkreis Prignitz. Alles ist da: ein hoher, luftiger Raum, große Fenster, der Altar mit mittelalter­lichen Figuren und dem Kreuz, gebrannte Ziegel am Boden und Bestuhlung für die Gemeinde – auf nur knapp 20 Quadratmetern. Dass an diesem Bau etwas fehlt – nämlich das Kirchenschiff – fällt überhaupt nicht auf. Jedenfalls von innen. Von außen ist die Miniaturkirche ein absoluter Hingucker: Die Brüsenhagener Kirche besteht lediglich aus einem Turm. 

Dieser Turm trägt seit kurzem eine neue Holzverkleidung, im unteren Bereich ist er mit Fenstern und Türen in hellem Putz versehen. Auf der Turmspitze strahlt ein Kreuz mit geschmiedeten Schwalben. Es wurde von einem Gemeindeglied gefertigt – wie so vieles bei der Sanierung dieser Kirche durch die Initiative der Brüsenhagener entstand. Als Vorsitzender des Gemeindekirchenrates zeigt Rouwen Obst stolz das 2018 instandgesetzte Gemeinschaftswerk. Im November 2019 gab es dafür eine Anerkennung beim Baukulturwettbewerb des Landes Brandenburg. In diesem Jahr wurden sie für den „Brandenburger Denkmalpflegepreis 2020“ vorgeschlagen. 

Der gebürtige Nordfriese Rouven Obst kam 2005 mit seiner Familie von Berlin in das kleine Prignitzdorf zwischen Pritzwalk und Kyritz. Auf einem großen Vierseitenhof lebt und arbeitet er als selbstständiger Lektor. Außerdem vermietet die Familie zwei Ferienwohnungen auf dem Hof mit großem Garten und vielen Tieren. 

In der ersten Zeit nach dem Umzug waren Gottesdienste und Feste auf dem Kirchhof für die Familie Obst die ersten Berührungspunkte mit den Menschen im Dorf und im Pfarrsprengel Kolrep, zu dem auch die Dörfer Dannenwalde, Kolrep und Vehlow gehören. Schnell wurden sie Teil der kleinen Gemeinschaft. 2009 gründeten Rouven Obst und zehn weitere Engagierte den Förderverein für die Brüsenhagener Kirche. Dort finden auf seine Initiative hin nun neben den regelmäßigen kirchlichen Veranstaltungen mehrmals jährlich kulturelle Höhepunkte statt, etwa die Verleihung des „Literaturpreises Nordost“. 

„Durch das Engagement für die Kirche wuchs eine Verbindung zu den Menschen des Pfarrsprengels. Diese Gemeinschaft gibt mir und meiner Familie Kraft im Alltag. Sie ist ein Stück Heimat geworden.“ Kirchlich gebunden war Rouven Obst vor seinem Engagement für die Brüsenhagener Kirche nicht. Allerdings gehörten seine Ehefrau Julia Obst und er in der Jugend christ­lichen Pfadfindergruppen an. Im vergangenen Jahr ließ er sich taufen – natürlich in Brüsenhagen. Seit November ist Rouven Obst Mitglied und Vorsitzender des Gemeindekirchenrates sowie gewählter Synodalvertreter im Kirchenkreis Prignitz.

Nur 21 Gemeindeglieder hat das Dorf Brüsenhagen. Doch die Hälfte von ihnen besucht regelmäßig den monatlichen Gottesdienst und die offenen Abende mit Gesang, Gebet und Stille. Auch wenn es etwas zu arbeiten oder zu feiern gibt, kommen die Menschen hier gerne zusammen. Während der Beschränkungen durch die Corona-Pandemie fanden die Gottesdienste gar nicht oder nur eingeschränkt statt, doch die Türen ihrer Kirche waren täglich geöffnet. So wird es auch künftig sein – denn die Brüsenhagener Kirche bleibt jetzt auch ganz offiziell „Offene Kirche“ für die Menschen, die hier leben und für die, die das Dorf besuchen. 

Artikelkommentar

Artikelkommentar
captcha
Bitte tragen Sie das Ergebnis der Rechenaufgabe in das Feld ein.
Hinweis: Die von Ihnen ausgefüllten Formulardaten werden lediglich für die Zwecke des Formulars genutzt. Eine andere Verwendung oder Weitergabe an Dritte erfolgt nicht.

Artikelkommentare

(3) Artikel Name Ihr Kommentar
1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

Hier gelangen Sie zur Übersicht über alle Kommentare.