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Wiederaufbau und Kunst im Nachkriegsberlin

Die St.-Paul-Kirche in Berlin-Wedding wurde in den 1950er Jahren, nachdem sie kriegsbedingt stark beschädigt war, wieder aufgebaut. Außen hielt man sich an das Original, im Inneren wagte man etwas Neues

Kanzel der St.-Paul-Kirche aus dem Jahr 1952 von Ludwig Gabriel Schrieber. Detail: das sogenannteDamaskus-Erlebnis von Paulus. Fotos: Claudia Rückert

Von Claudia Rückert

Umtost vom lärmenden Verkehr und hektischen Treiben steht die St.-Paul-Kirche ganz majestätisch auf der Ecke Badstraße/Pankstraße im Gesundbrunnenviertel des Berliner Bezirks Mitte im Kirchenkreis Berlin Nord-Ost. Sie gehört neben der Elisabethkirche in Mitte, der Alten Nazarethkirche im Wedding und der Johanniskirche in Moabit zu den vier Berliner Vorstadtkirchen von Karl Friedrich Schinkel, zu deren Bau sich Friedrich Wilhelm III. Anfang der 1830er Jahre entschlossen hatte.

Industrialisierung als Motor für den Bau von Kirchen


Alle Kirchen mussten kostengünstig sein und basieren deshalb auf einem einheitlichen Konzept. St. Paul – wie die übrigen Kirchen – besaß anfänglich auch keinen Turm. Trotz eines knappen Budgets und des weit­gehend einfachen Plans, das heißt eines Saalbaus auf rechteckigem Grundriss, gelang es Schinkel durch die Variationen der Details charakteristische und unverwechselbare Gebäude zu schaffen.

Schinkels Vorstadtkirchen, wie später auch die vom Kirchenbau­verein errichteten Berliner Groß­kirchen, sind eine Reaktion auf die zunehmende Industrialisierung Berlins und den Zuzug vieler Menschen. Die gesellschaftlichen Veränderungen waren der Motor für die Erschließung neuer Stadtviertel und die neuen seelsorgerischen Angebote für ihre Bewohner. 

Kirche brannte 1945 aus


Die Grundsteinlegung erfolgte am 16. Juni 1832, geweiht wurde die Paulskirche nur drei Jahre später am 12. Juli 1835. Der einschiffige Bau mit halbrunder Apsis ist inspiriert von griechischen Tempelanlagen und zeigt noch heute Giebel und korinthische Pilaster am Außenbau. Der ebenfalls klassizistisch gestaltete Innenraum brannte, nachdem die Kirche bereits 1943 stark beschädigt worden war, 1945 völlig aus. 

Denkmalpflege und Gemeindekirchenrat entschieden sich 1952 gemeinsam für einen Wiederaufbau von St. Paul, dessen Außenbau anhand der alten Pläne weitgehend originalgetreu wiederhergestellt werden konnte. Für den Innenraum verzichtete man jedoch auf eine Rekonstruktion des alten Schinkel-Entwurfs und wählte stattdessen ein modernes, schlichtes Konzept. Am 22. Dezember 1957 wurde die Paulskirche wieder eingeweiht.

Trotz der erneuten Gebäude­sanierung in den 1980er Jahren prägt die 1950er-Jahre-Gestaltung noch heute die Atmosphäre des Innenraums. Zur Ausstattung dieser Zeit gehört die mit getriebenem Kupferblech verkleidete Kanzel, deren Reliefs der Künstler Ludwig Gabriel Schrieber im Jahr 1952 realisierte. Neben den Kanzelreliefs stammen auch das Lesepult und die Bronzetaufe aus seiner Hand.

Die Kanzelreliefs zeigen die wichtigsten Etappen im Leben des Kirchenpatrons und Apostels Paulus. Die Szenen basieren auf der Apostelgeschichte (Kapitel 9, 1-31) und erzählen von der Bekehrung des Saulus, die im sogenannten Damaskus-Erlebnis gipfelt. „Und da er auf dem Wege war und nahe an Damaskus kam, umleuchtete ihn plötzlich ein Licht vom Himmel; und er fiel auf die Erde und hörte eine Stimme, die sprach zu ihm: Saul, Saul, was verfolgst du mich?“

Anlehnung an die Antike


Schrieber, der in den 1920er Jahren an der Kunstakademie Düsseldorf studierte, war seit 1951 als Professor für Bildhauerei an die Hochschule der Künste Berlin tätig. Später wurde er auch dessen Direktor. Die Gestaltung der Reliefs erinnert an die Darstellungen griechischer Vasenmalerei und an die Reliefkunst frühchristlicher Sarkophage. Die Anlehnung an antike Vorbilder ist wohl einerseits als Verweis auf die klassizistische Architektur Schinkels zu verstehen. Sie hängt aber womöglich auch mit seinem Aufenthalt als Soldat 1940 in Griechenland zusammen, bei dem er die griechische Antike im Original erleben konnte.

Trotz seiner Bekanntheit zu Lebzeiten – er hat unter anderem die Triumphkreuzgruppe und die Reliefs der Eingangstüren der katholischen Kirche St. Ansgar gearbeitet, die im Rahmen der Internationalen Bauausstellung im Jahr 1957 im Hansaviertel errichtet wurde – ist er heute nur noch in Fachkreisen präsent. Die Kunst Schriebers wie die seiner Zeitgenossen, etwa des Künstlers Ludwig Peter Kowalski, lohnt es durchaus, wieder entdeckt zu werden.

St.-Paul-Kirche an der Panke
Badstraße 50, Berlin-Wedding
Telefon: (030)4652780
E-Mail: gemeindebuero(at)kirche-an-der-panke.de

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(3) Artikel Name Ihr Kommentar
1. Kirchen erhalten.... Heinz-Walter Knackmuss Lieber Herr Röger,die Kulturministerin des Landes Brandenburg, Dr. Manja Schüle, hat auf meine Anregung eine Verordnung erlassen, dass mit Zustimmung des Denkmalschtzes und des Konsistoriums Photovoltaik auf Kirchen der Normalfall sein soll. Das wäre eine Möglichkeit die Stromversorgung der Kirchengebäude autark zu machen, denn die Akkus erlauben eine Versorgung bei Tag und Nacht und durch die Einspeisungen noch Geld zu Verdienen und evtl. eine Heizung zu betreiben. Nun sind aber die Pfarrer dagegen und blockieren solche Maßnahmen. Sie haben im voauseilenden Gehorsam Angst, dass der Denkmalschutz das Projekt für Ihre Kirche ablehnen würden oder führen ästhetische Gründe an. Ich würde gern für die SMA in Rathenow dafür eine Spenenaktion starten, aber es fehlt die Zustimmung des Pfarrers. Ich finde, die Kirchenleitung müsste auch die Pfarrer motivieren, solche Projekte zu unterstützen.Wenn es den Christen mit dem Erhalt der Schöpfung Gottes wirklich ernst ist, müssten Photovoltaikanlagen auf alle Kirchendächer.
2. Die Kirche weiter umbauen Wolfgang Banse Nicht immer denkt eine Konsistorialpräsidentin.hier EKBO, Viola Vogel in den richtigen Kategorien.Ist sie eine Prophetin, Hellseherin, was den Zustand der EKBO betrifft.Bei grundsätzlichen Entscheidungen, sollte die Basisdemokratie angewendet w erden, hier Anhörung, Beteiligung der Kirchenglieder, im Bezug:"Wir sind das Kirchenvolk"Einsparungen, was das aufgeblähte Personal im Konsistorium betrifft.Der Rotstift sollte was das Personal anbetrifft, nicht das Bischofsbüro aussperren.Verabschiedung vom Beamtentum, Fahrer abschaffen,Mittelklasse PKw sich zu wenden.Pfarrwohnungen und Pfarrhäuser entsprechend zu aktuellem Mietzins vermieten.Die Kirche unterliegt keinem Modetrend, der wechselt.Gläubige identifizieren sich mit der Kirche, hier Kirchengemeinden, mit denen sie sich verbunden fühlen, beheimatet sind.Sie Familienkirchen , von der Taufe, über Konfirmation, Trauung bis zur Beerdigung für die Familie sind. Gemeindeglieder möchten nicht alle ein paar Jahre ein neues Gesangbuch...Dem Volk, hier Kirchenvolk auf`s Maul schauen, hier Reformator Martin Luther, sollte das Konsistorium beherzigen.Es ist nicht alle gut, was in der EKBO angedacht, umgesetzt wird.Kirchernmitgliedsaustritte zu Hauf belegen dies.
3. "Kontrast könnte nicht größer sein" Wolfgang Banse Die evangelische, protestantische Kirche sollte eindeutig Stellung, Position beziehen, wo sie steht im Bezug was die AFD betrifft.Lippenbekenntnisse sind nicht gefragt, sind fehl am Platz.Die Kirchen sollten sich intensiv beteiligen Ausländerfeindlichkeit, im Bezug:"Suchet der Stadt Bestes" Das Wächteramt, welches die Kirchen inne haben, sollte zum Vorschein kommen, im Bezug Antisemitismus, Rechtsextremismus, Ausländerfeindlichkeit,Behindertenfeindlichkeit.Aus der jüngsten deutschen Geschichte, hier 1933 bis 1945 sollten Lehren gezogen werden.Die Kirchen sind KPÖR, dieses sollten sie leben, erfahrbar werden lassen, im Bezug AFD. In drei neuen Bundesländern finden 2024 Landtagswahlen statt.Beide Amtskirchen sollten ein gemeinsames Wort zu den jeweiligen anstehenden Landtagswahlen herausgeben, im Hinblick auf die AFD.Flagge,Gesicht zeigen,wo für die Kirche, die Kirchen im Jahr 2024 stehen.

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