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Wir sehen uns online!

Durch die Corona-Krise können sich auch kirchliche Jugendgruppen nicht mehr wie gewohnt treffen. Kochabende, Andachten und Gottesdienste werden in digitale Räume verlegt – aber was ist mit den Konfirmationen im Frühjahr?

Von Nora Tschepe-Wiesinger

In der Jugendgruppe der Patmos-Gemeinde in Berlin-Steglitz gibt es diesen Freitag Pistazien zum Abendessen. „Ich hatte noch keine Zeit zum Kochen“, sagt Alois Hund, Jugendmitarbeiter und Leiter der Jugendgruppe. Sechs Jugendliche nicken verständnisvoll. „Ich habe auch bloß gegammelt“, sagt Mirko, 14 Jahre alt. „Was soll man auch die ganze Zeit machen?“, fragt die 15-jährige Kiara. Es sei schwierig, den Tagesablauf zu strukturieren und wirklich produktiv zu sein. Dabei hätten sie genug zu tun, die Lehrer*innen würden mehr Auf­gaben verteilen als im regulären Unterricht, beschwert sich die 16-jährige Fenja.

Wir treffen uns trotzdem

Normalerweise treffen sich Alois, Kiara, Mirko, Fenja und bis zu zehn weitere Jugendliche jeden Freitag im Jugendkeller der Patmos-Gemeinde und kochen gemeinsam: Spaghetti mit Tomatensauce oder Kartoffeln mit Salat. Seitdem die Bundesregierung die Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus beschlossen hat und öffentliche Veranstaltungen und Versammlungen verboten sind, ist auch der Jugendkeller geschlossen. „Wir treffen uns trotzdem“, schreibt Alois am Freitagnachmittag in die gemeinsame WhatsApp-Gruppe. „Habt ihr Lust, zu skypen und gemeinsam vor der Kamera zu essen?“ – „Wäre voll witzig“, antwortet Mirko. Drei Stunden später sitzt jeder in seinem Zimmer – ohne Essen, nur Alois hat ein Schälchen Pistazien vor sich. „Leute, nächstes Mal kochen wir aber wirklich“, sagt Alois. Alle lachen.

In Zeiten von Corona ist auch für die Kirche alles anders: Pfarrerinnen und Pfarrer feiern Gottesdienste ohne Gemeindeglieder, dafür vor laufender Kamera oder am Telefon. Gebete, Predigten und Fürbitten werden bei Facebook und Youtube gestreamt und Podcasts mit geistigen Impulsen aufgenommen. Jugendgruppen, Gesprächskreise, ja sogar Chöre treffen sich zum Videotelefonieren bei Skype, Zoom und Discord.

„Digitale Plattformen sind der große Gewinner dieser Krise“, sagt Béla Dörr, Vorsitzender der Evan­gelischen Jugend Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EJBO). „Das ist die Chance für uns als Kirche, neue digitale Formate auszuprobieren“. Ende April hätte die nächste Jugendversammlung der EJBO stattfinden sollen, Anfang Juni das Landesjugendcamp in Bad Wilsnack mit bis zu 600 Jugendlichen – alles abgesagt. „Natürlich war das hart für uns“, sagt Béla Dörr. Das Gelände, auf dem Konzerte, Workshops und Gottesdienste stattfinden sollten, war bereits gebucht und musste storniert werden. Für eine so große Veranstaltung wie das Landesjugendcamp gebe es bisher auch keine digitale Alternative. Aber die Jugendkammer, die zwischen den Tagungen der Landesjugendversammlung über konzeptionelle und finanzielle Arbeitsvorhaben der EJBO beratschlagt, hat ihre Tagung zu Zoom verlegt. Unter dem Hashtag #wirsindda postet die EJBO einen Screenshot von ihrer digitalen Andacht zu Beginn der Tagung bei Facebook. 

Füreinander da sein, gemeinsam beten, gemeinsam schweigen – das gehe alles auch online, sagt Béla Dörr. Nur das gemeinsame Singen sei noch schwierig. Durch zeitliche Verzögerungen und Rückkopplungen in den Videotelefonaten sind mehrere Personen gleichzeitig nicht gut zu verstehen. Um aber nicht auf den musikalischen Teil in ihren Andachten zu verzichten, überlegt die Jugendkammer, bei ihrer nächsten Tagung vorher ein Video hochzuladen, in dem eine Person Musik macht, das sie sich dann gemeinsam ansehen.

Alle müssen kreativ sein

Neue Wege der Kommunikation finden, kreativ sein, das müssen in diesen Tagen alle. „Wir haben unsere Andacht zu Signal verlegt“, erzählt Charlie Brodersen, 18 Jahre, von der Jugendgruppe in der Tiergarten-Gemeinde in Berlin-Moabit. Signal gilt unter den Messenger-Diensten als sichere Alternative zu WhatsApp. 

Normalerweise erzählen sich die Jugendlichen zu Beginn der Treffen von ihrer Woche, indem jeder nacheinander einen Stein auf den Boden legt für das, was nicht gut lief, und danach eine Kerze anzündet für das, was gut lief. „Bei Signal gibt es kein Emoji für einen Stein“, sagt Charlie, „also haben wir den für einen felsigen Berg genommen“. Nacheinander postet jeder das Berg-Emoji und erzählt von den Schwierigkeiten aus seiner Woche: Streit mit den Eltern, zu viele Schul­aufgaben, Angst, dass die Welt sich gerade zu schnell verändert und Unsicherheit, wann Corona wieder vorbei sein wird. Danach zündet jede*r eine Kerze an, schweigt oder betet. Einige teilen anschließend ein Foto von der Kerze mit ihrem Gebet mit der Gruppe. „Der Gedanke, dass in Berlin im gleichen Moment fünf Leute zusammen still sind, hatte was“, sagt Charlie. Das habe ein Gefühl von Gemeinschaft geschaffen, obwohl es natürlich nicht dasselbe sei, wie sich physisch vor Ort in der Gemeinde zu treffen. Carolin Erdmann, die Jugendmitarbeiterin der Tiergarten-Gemeinde, schickt eine Sprachnachricht in die Signal-Gruppe – es ist ein aufgesprochenes Vaterunser. Gott und der Glaube würden ihr in dieser Zeit helfen, sagt Charlie. „Ich habe das Gefühl, wir gehen da zusammen durch.“

Was ist eigentlich mit der Konfirmation?

Mirko aus der Jugendgruppe in der Patmos-Gemeinde hat keine Angst vor dem Coronavirus. „Nur blöd, dass der Lieferando-Dienst jetzt nicht mehr bis hoch an die Tür kommt“, sagt er und fragt in die Skype-Runde: „Findet die Konferfahrt auch nicht mehr statt? Und was ist eigentlich mit der Konfirmation?“

Gabriele Wuttig-Perkowski, Pfarrerin der Patmos-Gemeinde, geht derzeit davon aus, dass die Konfirmandenfahrt genau wie die Übernachtung in der Kirche, das letzte geplante gemeinsame Treffen vor der Konfirmation an Himmelfahrt, abgesagt werden muss. Bei der Kirchenübernachtung sollten die Konfirmand*innen ihr eigenes Glaubensbekenntnis schreiben, um sich zum Abschluss ihres Konfirmandenunterrichts noch einmal persönlich mit ihrem Glauben auseinander­zusetzen. „Wir überlegen, dass jede Konfirmandin und jeder Konfirmand jetzt ein Video von sich macht und einen persönlichen Glaubenssatz für das Glaubensbekenntnis aufnimmt“, erzählt Wuttig-Perkowski.

Es gibt Anlässe, bei denen muss man sich in die Augen sehen

Eine komplett digitale Konfirmation fände sie aber schwierig. „Es gibt Anlässe, bei denen muss man sich in die Augen sehen – ohne Bildschirm dazwischen“, sagt sie. Die Konfirmation sei solch ein Anlass. Die EKBO empfiehlt den Gemeinden derzeit, frühzeitig mit dem Gemeinde­kirchenrat über Alternativtermine für die Konfirmation zu entscheiden. Wuttig-Perkowski hofft, dass die Konfirmationen noch im Sommer stattfinden können. 

„Eigentlich müssten wir nächstes Jahr eine Konferfahrt mit doppelt so vielen Konfis machen“, sagt Mirko, „die aus dem neuen Jahrgang zusammen mit denen aus dem Corona-Jahrgang.“ Denn nächstes Jahr sei alles wieder normal, ist er sich sicher.

Tipp:

Caroline Erdmann, die Jugendmitarbeiterin der Kirchen­gemeinde in Berlin-Tiergarten, hat eine Anleitung für Online-Werwolf erstellt: www.ekbo.de/online-werwolf

Das Spiel ist in Jugendgruppen sehr beliebt und kann über einen Messengerdienst auch online gespielt werden. Mehr Informationen zur Evangelischen Jugend: www.ejbo.de

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(3) Artikel Name Ihr Kommentar
1. Bischof Meister räumt Fehler ein, bleibt aber im AmtNr14,24,o3.20244 Wolfgang Banse Wie geht mnan mit Menschen um, die in der Kirche, hier Ev.luth. Landeskirche Hannover zu Schaden kommen,hier Umgang mit sexueller Gewalt.Das verhalten von Landesbischof Meister, früher Generalsuperintendent des Sprengels der EKBO ist nicht zu rechtfertigen. Trotz schwerwiegende Fehler bleibt er im Amt.Er sollte nicht allein entscheiden über diese Thematik.Hier sollten die mündigen Kirchenglieder der Ev.luth. Landeskirche darüber befinden, ob diese sich noch eine gedeihliche Zusammenarbeit mit Ralf Meister in der Ev.luth. Landeskirche Hanover vorstellen können.Ebenfalls sollte diese Thematik auf der Frühjahrs-Synode als Tagesordnungspunkt behandelt werden.Hier handelt sich um keine Lappalie, sondern um einen schwerwiegenden Fehler, der nicht mit einer Entschuldigung von Ralf Meister beglichen ist.
2. Kirchen erhalten.... Heinz-Walter Knackmuss Lieber Herr Röger,die Kulturministerin des Landes Brandenburg, Dr. Manja Schüle, hat auf meine Anregung eine Verordnung erlassen, dass mit Zustimmung des Denkmalschtzes und des Konsistoriums Photovoltaik auf Kirchen der Normalfall sein soll. Das wäre eine Möglichkeit die Stromversorgung der Kirchengebäude autark zu machen, denn die Akkus erlauben eine Versorgung bei Tag und Nacht und durch die Einspeisungen noch Geld zu Verdienen und evtl. eine Heizung zu betreiben. Nun sind aber die Pfarrer dagegen und blockieren solche Maßnahmen. Sie haben im voauseilenden Gehorsam Angst, dass der Denkmalschutz das Projekt für Ihre Kirche ablehnen würden oder führen ästhetische Gründe an. Ich würde gern für die SMA in Rathenow dafür eine Spenenaktion starten, aber es fehlt die Zustimmung des Pfarrers. Ich finde, die Kirchenleitung müsste auch die Pfarrer motivieren, solche Projekte zu unterstützen.Wenn es den Christen mit dem Erhalt der Schöpfung Gottes wirklich ernst ist, müssten Photovoltaikanlagen auf alle Kirchendächer.
3. Die Kirche weiter umbauen Wolfgang Banse Nicht immer denkt eine Konsistorialpräsidentin.hier EKBO, Viola Vogel in den richtigen Kategorien.Ist sie eine Prophetin, Hellseherin, was den Zustand der EKBO betrifft.Bei grundsätzlichen Entscheidungen, sollte die Basisdemokratie angewendet w erden, hier Anhörung, Beteiligung der Kirchenglieder, im Bezug:"Wir sind das Kirchenvolk"Einsparungen, was das aufgeblähte Personal im Konsistorium betrifft.Der Rotstift sollte was das Personal anbetrifft, nicht das Bischofsbüro aussperren.Verabschiedung vom Beamtentum, Fahrer abschaffen,Mittelklasse PKw sich zu wenden.Pfarrwohnungen und Pfarrhäuser entsprechend zu aktuellem Mietzins vermieten.Die Kirche unterliegt keinem Modetrend, der wechselt.Gläubige identifizieren sich mit der Kirche, hier Kirchengemeinden, mit denen sie sich verbunden fühlen, beheimatet sind.Sie Familienkirchen , von der Taufe, über Konfirmation, Trauung bis zur Beerdigung für die Familie sind. Gemeindeglieder möchten nicht alle ein paar Jahre ein neues Gesangbuch...Dem Volk, hier Kirchenvolk auf`s Maul schauen, hier Reformator Martin Luther, sollte das Konsistorium beherzigen.Es ist nicht alle gut, was in der EKBO angedacht, umgesetzt wird.Kirchernmitgliedsaustritte zu Hauf belegen dies.

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