Von Cornelia Saxe
Bevor Edgar Dusdal Pfarrer wird, arbeitet er als Elektromonteur im Tagebau eines Braunkohlenkombinats in der Niederlausitz. Der proletarische Beginn einer Berufsbiografie, die ins Pfarramt führt, ist in der wiedervereinigten Republik eine Seltenheit geworden. Sie erzählt von einem Land, das nicht mehr existiert. Von unangepassten Jugendlichen aus christlichen Elternhäusern, denen der direkte Zugang zum Abitur versagt bleibt. Die trotzdem ihren Weg gehen – zum Beispiel über kirchliche Hochschulen wie das Theologische Seminar in Leipzig, wo man das Abi nachholen und Pfarrer werden kann.
Heute ist Edgar Dusdal seit 17 Jahren Pastor der Paul-Gerhardt-Gemeinde in Berlin-Karlshorst. Am liebsten wäre er allerdings Archäologe geworden, sagt der 60-Jährige mit einem Schmunzeln. Die Schätze, die er heute hebt, sind eher intellektueller Natur. Wenn er unter der Amalien-Orgel predigt, die schon im Berliner Stadtschloss stand, füllen rund 100 Besucherinnen und Besucher die Bänke. Eine Frau, die regelmäßig in seinen Gottesdienst kommt, schätzt vor allem die philosophische Komponente seiner Predigten. Dass er nicht nur aus der Bibel, sondern auch Kant und Hegel zitiere.