Von Karola Kallweit
Um ja nicht den Verdacht zu erwecken, ich würde sogenannte Hamsterkäufe tätigen, kommt mir die Aufgabe zum Klimafasten in Woche drei ganz gelegen: Wie sorgsam und nachhaltig gehen wir mit Lebensmitteln um? Ohnehin ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt und immer wieder für Unfrieden zu Hause sorgt.Der Verlobte und ich haben nicht nur unterschiedliche Arbeitszeiten ergo Kochzeiten, sondern auch andere Vorlieben bei der Auswahl unserer Zutaten und der Darreichungsform.
Ich liebe Pasta und dazu Salat, aber bitte auf einem Extrateller. Er mag Kartoffelbrei, dazu Geschnetzeltes und das alles zusammen als eine dicke Pampe serviert, garniert mit vielen grünen Pfefferkörnern. Ich könnte das weiter durchexerzieren, bis alle Gerichte dieser Welt aufgezählt sind. Eine richtige Gemeinsamkeit außer vielleicht Wiener Würstchen haben wir beim Essen nicht.
Es ist also alles in allem ein schwieriges Unterfangen, in unserem Haushalt nachhaltig zu kochen. Einer bleibt meist auf der Strecke oder zu viel gekochtes Essen landet im Müll. Es ist tatsächlich mühsamer, für eine Person als für eine ganzes Regiment zu kochen und weder können wir jeden Tag Freunde zum Essen einladen noch isst der Mann regelmäßig gern das Aufgewärmte von gestern, auch wenn solche Maßnahmen nachhaltiger wären.
Diese Woche werde ich mir allerdings Mühe geben. Ich habe mir bereits Tupperboxen gekauft, um mein Gemüse im Kühlschrank besser zu lagern, ich hole im Supermarkt nur das Nötigste, sodass am Ende weniger oder nichts im Müll landet und ich besuche einen der bislang drei Berliner Unverpackt-Läden. Hier kann man wunderbar Lebensmittel einkaufen, und zwar in exakt der gewünschten Menge und in mitgebrachten Gläsern, Tüten oder Boxen. Der Laden in Kreuzberg ist ökologisch-adrett, die Menschen darin auch und ich bekomme richtig Lust aufs Einkaufen. Brauche ich nicht vielleicht noch Pinienkerne oder Hirse? Ich stelle mir schon bildlich vor, wie minimalistisch schick meine Küche aussehen wird, wenn ich nur noch Lebensmittel in Gläsern, schön beschriftet, im Schrank stehen habe.Ursprünglich kenne ich dieses Einkaufkonzept aus Kanada. Als Studentin verbrachte ich zwei Auslandssemester in Ontario. Eine Lebensmittelkette nannte sich „Bulk Barn“, mit Mengenscheune zu übersetzen. 1982 gegründet, findet man diese Läden überall in Kanada.
Am Ende gehe ich mit einem Glas roten Reis und ohne Nudeln oder Klopapier aus dem Laden und freue mich über die Nachricht, dass mein beschauliches Friedrichshagen wohl bald einen Unverpackt-Laden bekommt. So viel Großstadtflair außerhalb des S-Bahnrings.