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Wohnraum beschaffen jetzt!

Die Zahlen stehen fest: 1976 Obdachlose auf Berlins Straßen wurden in der Nacht vom 29. Januar gezählt. Doch was bedeutet dieses Ergebnis? Was folgt jetzt daraus?

Nacht der Solidarität
Foto: Jurien Huggins/unsplash.com

Von Barbara Eschen

Irgendwo draußen, als Schutz höchstens einen Schlafsack, jederzeit verletzbar – eine schlimmere Lebenslage als Obdachlosigkeit kann ich mir nicht vorstellen. 

807 Menschen wurden in der „Nacht der Solidarität“ am 29. Januar bei der ersten Zählung in Berlin so angetroffen. 1169 weitere hielten sich über Nacht in Einrichtungen der Kältehilfe, in U- und ­S-Bahnhöfen, bei Polizei und ­Rettungsdiensten auf. 

Wie viele Menschen darüber ­hinaus auf Privatgelände, in Baracken, Kellern, Garagen, auf Baustellen übernachtet haben, wurde nicht erfasst, als 2601 Freiwillige in 615 Zählteams systematisch Berlins Straßen abgelaufen sind und gezählt haben. Denn die Teams gingen nur auf öffentlich zugängliches Gelände und waren verpflichtet, nur Personen anzusprechen, die sich dazu bereit zeigten. Jede dritte Person ließ sich mit einem Bogen in 14 Sprachen befragen: nach Alter, Geschlecht, Nationalität, Dauer der Wohnungslosigkeit und wer mit auf der Straße lebt, auch ob Haustiere dabei sind. 288 Personen äußerten sich.

Die Ergebnisse, ergänzt um solche aus der Befragung in den Unterkünften, werden noch von den Expert*innen in den Bezirken ausgewertet. Schließlich soll der Schutz von Menschen ohne Obdach verbessert werden. Dazu braucht es passende Angebote. 

Ein Drittel der draußen angetroffenen Menschen lebt außerhalb des S-Bahnrings, mehr als erwartet. Fast die Hälfte (47 Prozent) hat seit mehr als drei Jahren keine feste Wohnung mehr. Drei Jahre! Menschen leben viel zu lange in diesen prekären Verhältnissen, die ihre Gesundheit und ihr Empfinden für Privatheit zerstören und soziales Miteinander verunmöglichen. Obdachlosigkeit und der Notbehelf Kältehilfe – damit kann man sich nicht abfinden!

Unser Grundgesetz enthält in Artikel 1 in Verbindung mit dem Sozialstaatsprinzip einen Anspruch auf Existenzsicherung. Danach haben Wohnungslose einen Anspruch nicht nur auf die Kostenübernahme einer Wohnung, sondern auch auf Beschaffung einer Wohnung. Zuständig sind in Berlin die ­Bezirke, die ihren Pflichten da nicht ausreichend nachkommen. Also: Die Menschen haben Rechtsansprüche. Und die Bezirke müssen mit dem Land Berlin schauen, woher sie freie Räume bekommen. Jetzt! Möblierte Zimmer, Ferienwohnungen, ja ­vorübergehend im Zweifel Hotels – Wohnraum muss kurzfristig zur Verfügung gestellt werden. Wohnraum, nicht nur Übernachtung!

Schwierig ist allerdings die Rechtslage für Personen aus anderen EU Ländern und das waren am 29. Januar 140 Personen. Wenn sie keine Arbeit haben – was allerdings einige durchaus haben -, können sie längerfristige Sozialleistungsansprüche in Deutschland oftmals nicht geltend machen. Deshalb braucht Europa verbindliche, soziale Rechte und deren Umsetzung für alle! 

Der Druck auf den Straßen ist riesig, weil Menschen erbarmungslos körperlich und seelisch verelenden. Der Streit darum, wie viele der Betroffenen mit der Zählung erreicht wurden, ist müßig. Abhilfe muss geschaffen werden! Und ich danke allen, die in der Kältehilfe zwischenzeitlich menschlich und materiell Wärme spenden. 

Barbara Eschen ist Direktorin des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg. 

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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