Von Hanno Terbuyken
Die Kirche der Zukunft soll weniger in Ämtern arbeiten und mehr vom Glauben reden. So stellt sich das sogenannte „Z-Team“ der EKD-Synode die kleiner werdende Kirche vor. Die elf Leitsätze, die das Team geschrieben hat, sind ein guter Start dafür. Sie sind gleichzeitig eine echte Herausforderung für bestehende Strukturen. Das wichtigste Eingeständnis darin ist, dass die Kirche zukünftig eine Minderheiten-Organisation sein wird. Ihre gesellschaftliche Kraft kommt nicht mehr daher, dass sie sehr viele Menschen vertritt. Sie kommt daher, dass Menschen überzeugt von ihrem Glauben sprechen und aus dieser Überzeugung ihren Dienst am Nächsten tun.
Weil die Kirche kleiner wird, wird sie außerdem weniger Geld haben. Wo also sparen? Das Z-Team hat einen klaren Vorschlag: „Arbeitsbereiche, die nicht im Sinn des gemeinschaftlichen Zeugnisses wirken, werden aufgegeben.“ Im Klartext: Alles, was mit unserem eigentlichen Auftrag als Kirche nichts zu tun hat, können wir uns nicht mehr leisten und sollten es lassen. Aber welche Landeskirche misst ihre Verwaltung, Beratungsgremien und Fachinstitute bisher daran, was sie zum Evangelium zu sagen haben?
Gleichzeitig reicht die traditionelle Verkündigung sonntags in der Gemeinde nicht mehr aus. Unsere Welt ist viel stärker individualisiert. Ganz viele verschiedene Gottesdienstformen und spirituelle Angebote haben ein eigenes Publikum und ihre Berechtigung. Es ist nicht mehr nur die Kirche um die Ecke, in der Gläubige eine spirituelle Heimat finden.
In den Leitsätzen steht das auch. Für neue geistliche Formen soll Platz sein, einschließlich mehr „spiritueller Räume auf digitaler Basis“. Kirche soll mehr zuhören, weniger Einweg-Kommunikation machen, auch über neue Varianten nachdenken, ob und wie Menschen überhaupt Kirchenmitglieder sein müssen.
Das ist neu, herausfordernd und kostet Geld, selbst in einer kleineren Kirche. Das Z-Team stellt sich vor, dass Landeskirchen einen „Innovations-Zehnten“ einrichten und 10 Prozent der Haushalte als „geistliches Risikokapital“ für Erprobungsräume und kreative Experimente zur Verfügung stellen. Gleichzeitig sollen 15 Prozent der Kosten in der Bürokratie und Verwaltung eingespart werden.
Das wird aber nicht reichen. Wer die Leitsätze ernst nimmt, muss über den Rückzug aus ganzen Aufgabenbereichen reden, über Fusionen von Landeskirchen, echte Priorisierungen und weniger Bürokratie. Je seltener jemand über ihren Glauben und die Frohe Botschaft spricht, umso weniger wichtig wird diese Stelle für die Kirche der Zukunft sein. Pfarrer*innen, Kommunikationsexpert*innen und Ehrenamtliche in den Gemeinden und im Internet werden damit gestärkt.
Für alles andere wird sich eine kleinere, flexiblere, dynamische Kirche Partner suchen – in der Ökumene oder in der Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Welche Arbeit können andere machen, und was können nur wir als Kirche wirklich gut? Das ist die Diskussion, die das Z-Team anstößt. Unter anderem haben gleich sechs Leitende Geistliche an den Leitsätzen mitgeschrieben, auch EKBO-Bischof Christian Stäblein. Die Kirche hinterfragt sich selbst.
Was kann also nur die Kirche machen? Die Antwort findet sich am Anfang der elf Leitsätze wieder: Vom Glauben reden und Jesus Christus nachfolgen. Das heißt nicht, auf Diakonie, konkrete Nächstenliebe und politisches Einmischen zu verzichten. Aber was das mit dem Evangelium zu tun hat, müssen Menschen vom Jugendleiter bis zur Bischöfin immer dazusagen. Denn auch eine kleine Kirche hat eine große Geschichte zu erzählen.
Hanno Terbuyken ist Head of Communications bei ChurchDesk und begleitet seit mehr als zehn Jahren die Digitalisierung in der Kirche.
Die Leitsätze des Z-Teams finden Sie hier:
https://www.ekd.de/ekd_de/ds_doc/11_Leitsaetze_f%c3%bcr_eine_aufgeschlossene_Kirche.pdf