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Kirchenwald in Brandenburg

Der Wald als Teil des Erntedanks

kleine Baumpflanze
kleine Baumpflanze

Der nächste Dachstuhl wächst heran

 

Zum Erntedankfest muss in diesem Jahr an die Kraft der Wälder erinnert werden – aber auch an die wirtschaftlichen und ökologischen Gefahren, denen die Kirchenwälder in Brandenburg ausgesetzt sind

 

„Schau, wie der Baum gedeiht, der nah am Bach steht. Kraftvoll wächst er, und seine Zweige sind voll grüner Blätter. Sie welken auch unter sengender Sommerhitze nicht. Denn seine Wurzeln haben Wasser in Fülle, gutes Erdreich ist sein Nährboden. Früchte trägt er zu seiner Zeit und es freut sich an ihm, wer ihn sieht.“ (Jeremia, Kapitel 17,7+8).

 

 

Von Uli Schulte Döinghaus

 

Gut möglich, dass die Huldigung des Propheten Jeremia zum Erntedankfest öfter zitiert wird. Vielleicht auch ein passendes Bibelwort für Bischof Christian Stäblein, wenn er am 2. Oktober zu Erntedank in der Luckauer Kirche predigen wird. Er war vorab bereits am 8. September in der

Niederlausitz, um sich ein Bild darüber zu verschaffen, wie Landwirtschaft und Forstwirtschaft über den heißen Sommer gekommen sind und vor welchen Herausforderungen sie angesichts des Klimawandels stehen. Im Luckauer Ortsteil Zieckau ist der Forst ein anschauliches Beispiel dafür, dass Kirchenwälder mehr denn je verjüngt und umgebaut werden müssen, um zukunftsfähig zu sein.

 

Im Sinne der Schöpfung

 

Während des Waldspaziergangs, zu dem der zuständige Pfarrer Martin Meyer in den Kirchenwald eingeladen hatte, sagte jener: „Auch unser Wald ist durch die Trockenheit der letzten Jahre sehr geschwächt. Neue Bäume werden angepflanzt, und unser Kirchenwald soll zu einem Mischwald mit Laub- und Nadelhölzern umgestaltet werden.“

 

Die Zieckauer Waldspaziergänger wurden von Tobias Schramm begleitet. Als geschäftsführender Revierförster der „Kirchlichen Waldgemeinschaft Mittelbrandenburg“ betreut er auch die Kirchenwälder rund um Luckau. 

 

„Kirchenförster“ wie Schramm – so die althergebrachte Bezeichnung, die nach wie vor üblich ist – sollen die Kirchen – und Pfarrforsten nachhaltig und im Sinne des Schöpfungsauftrags bewirtschaften. Sie sollen aber auch auskömmliche Erlöse erzielen, um Bauwesen, Seelsorge und Verkündigung in den Dörfern und Städten mitzufinanzieren, die Kirchenwald besitzen.

 

Denn nach einigen mageren Jahren und heftigen Schwankungen ist der Holzpreis, die Ernte des Waldes, zurzeit attraktiv. Bauholz wird ebenso nachgefragt wie Brennholz – im Windschatten des Gaspreises hat sich auch der Preis für Holzpellets verdreifacht. Ein Festmeter (Kubik­meter) Kiefernholz bringt zurzeit etwa 75 Euro. Kirchenförster beklagen, dass bei „ihren“ Kirchen­gemeinden zu wenig davon ankommt, weil Verarbeitung, Handel und Zwischenhandel zu gut verdienen.

 

Aber der Wert eines Waldes ist nicht nur über Festmeter und Holzqualität zu berechnen. Vermeintlich kostenlose Ökosystemdienstleistungen wie Photosynthese (Sauerstoffproduktion), aber auch Sturm- oder Erosionsschutz zeigen, wie unbezahlbar der Wald ist.

 

Windkraft im Wald – ein Tabubruch?

 

Knapp 20 Kilometer nordöstlich von Luckau ist in Groß Leine ein Widerspruch des Naturguts Wald zu besichtigen. Dort steht seit 12 Jahren mitten im Kirchenwald ein Windrad, das der Kirchengemeinde gehört. Der Erlös sei mit Zustimmung der umliegenden Gemeinden in die Sanierung der Kirche geflossen, berichtet die Lausitzer Rundschau. Werden in Zukunft Gemeindekirchenräte immer häufiger mit vergleichbaren Zielkonflikten zu tun haben? Sind Windkraftanlagen in Waldstücken kein Tabu mehr?

 

Forsten und Baumbestand sind in Berlin und Brandenburg von großer Bedeutung, zumal am Ende eines Sommers der Dürre und Trockenheit. In Brandenburg wurden in diesem Sommer 501 Waldbrände gezählt, aus sieben Ortschaften rund um Beelitz mussten die Bewohner kurzzeitig evakuiert werden. Ein Schaden zwischen 11 und 14 Millionen Euro ist in den Forsten entstanden, die Kosten für Wiederaufforstung nicht mitgerechnet. Aus brandenburgischen Kirchenwäldern wurden Brandschäden nicht gemeldet. Allerdings ist zu befürchten, dass die Trockenheit auch jenen Forsten zugesetzt hat, die unter dem Dach der EKBO zu Kirchengemeinden oder kirchlichen Stiftungen gehören.

 

100 bis 200 Jahre vorausdenken

 

Die Kirche zählt zu den größten privaten Waldbesitzern in Brandenburg. Rund 9000 Hektar oder 90 Quadratkilometer Waldfläche gehören in Brandenburg und der Oberlausitz evangelischen Kirchengemeinden. Das entspricht ungefähr der Ausdehnung der märkischen Kreisstadt Königs Wusterhausen. Hinzu kommen rund 4000 Hektar Wald, die zu kirchlichen Stiftungen in Brandenburg gehören, etwa zum Domstift in Brandenburg/Havel, zur Hoffnungstaler Stiftung Lobetal oder zum Klosterstift zum Heiligengrabe. Auch dort wachsen, wie in den brandenburgischen Wäldern, knapp 80 Prozent Kiefern.

 

Die anfälligen Monokulturen werden aber mehr und mehr mit Laubholz unterpflanzt, um Misch­bestände mit besserer Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion zu schaffen. „Diese sollen die Chance bieten, klimatolerante Bestände zu bilden, um zukünftigen Generationen einen ökologisch und ökonomisch wertvollen Wald zu übergeben. Gerade im Waldbau muss bei nicht absehbaren Folgen des Klimawandels 100 bis 200 Jahre vorausgedacht werden“, schreibt Stiftsförsterin Birgit Helm auf der Internetseite des Kloster Stift zum Heiligengrabe.

 

Gefährdete Monokulturen aufmischen, den Kirchenwald im Klimawandel widerstandsfähiger machen und verjüngen – das sind die Ziele jenseits der bloßen Erlöswirtschaft. Was dazu gehört, das erläuterte der zuständige Förster Jens Steigleder vor knapp 30 Engagierten, die vor ein paar Monaten der Einladung des Gemeindekirchenrates Herzsprung in der Prignitz zu einem Arbeitseinsatz im Kirchenwald folgten. Steigleder: „Dieser Wald soll sich vorwiegend mit Laubbäumen verjüngen, die aus eigenem Samen wachsen. Sonnenschutz bieten alte Kiefern, Windschutz trockene Äste und Zweige um die Waldkante herum. Ein Wildschutzzaun soll die Lieblingsspeise der Rehe, junge Eichen, demnächst schützen.“

 

Zuviel Wildverbiss, zu wenig Jagddruck – das beschäftigt auch Christoph Zabel. Der diplomierte Forstingenieur Zabel ist Förster bei der evangelischen Hilfswerk-Siedlung (HWS) in Berlin. Das Wohnungsbauunternehmen der EKBO ist zugleich Besitzerin von 300 Hektar Wald mit rund 1500 Festmetern Jahresertrag.

 

Grün und sozial

 

Unweit des Scharmützelsees erwarb die HWS vor 13 Jahren den Wald nach einer Zwangsversteigerung. Damals bestand er ausschließlich aus Kiefernbäumen. „Seither wird der Laubholzanteil langfristig erhöht, durch Pflanzen von Eichen und das Einbringen von Esskastanie und Robinie. Ziel ist es, dass 60 Prozent der HWS-Waldflächen einen Laubholzanteil von mindestens 20 Prozent aufweisen“, sagt Christoph Zabel. „Wir sind auf gutem Wege. Mehr und mehr wachsen zwischen all den Kiefern auch junge Eichen.“ Naturnahe Nachhaltigkeit als Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung.

Förster Zabel bewirtschaftet den unternehmenseigenen Waldbesitz, ist Hüter von 9000 Stadtbäumen in Berlin und bietet sich als Dienstleister nicht nur Eigentümern an, die Kirchenwald besitzen. „Selbstverständlich müssen wir grüne Zahlen erwirtschaften“, sagt Zabel, „aber wir versuchen, soziale Gesichtspunkte immer mit zu betrachten. Natürlich auch die Ökologie, indem wir Teilbereiche nicht intensiv bewirtschaften und damit dem Wald die Chance bieten, sich aus eigener Kraft zu erholen und zu verjüngen.“

 

Das scheint auch in Grünberg zwischen Oranienburg und Gransee zu funktionieren, wenn auch anders. „Alles tippitoppi“, freut sich Gerhard Gabriel, während er über einen kurzen Waldspaziergang berichtet. „Unsere Bäume sind jetzt zum Teil schon auf 10 Metern Höhe.“

 

Mit dem Kirchenwald bei Grünberg hat es eine besondere Bewandtnis: Rund 30 Hektar sind in den vergangenen Jahren als Erstaufforstungen entstanden, also als junger Wald, der dort neu gepflanzt wurde, wo zuvor märkischer Sand landwirtschaftlich wenig hergab. Vor rund 20 Jahren, so Ruhestandspfarrer Gabriel habe man zufällig entdeckt, dass Erstaufforstungen von Ackerland bis zu 100 Prozent aus öffentlichen Mitteln finanziert werden – bis heute.

 

Viele ehrenamtliche Engagierte hätten damals in Grünberg mit angepackt, vor allem, um im Kirchenwald Eichen zu pflanzen. Die sind zwar erst in 150 oder 200 Jahren holzwirtschaftlich zu nutzen, aber: „Der nächste Dachstuhl in der einen oder anderen Dorfkirche wächst heran“, sagt Pfarrer Gabriel. Auch dank Neuaufforstung im Kirchenwald.

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1. "Jeder einzelne Austritt schmerzt" Wolfgang Banse Die Kirchenaustritte sind hausgemacht.Hauptamtlich Tätige tragen zum größten Teil dazu bei.Die Aussage von Herrn Stäblein:"Jeder einzelne Austritt schmerzt", sind hohl und bleiben es.Frau Christina Bammel, Herr Christian Stäblein vertreten die EKBO nach innen , wie nach außen, im Bezug KdÖR, ihnen ist die Austrittszahlen zu zu schreiben, ohne wenn und aber.Der EKBO kann man eine gewisse Unfreundlichkeit bezeichnen, gegenüber Glieder, die Kunden sind. Effizient, Qualität kommen nicht tragen.WSie auch.Volkskirche war en die Gliedkirchen in der EKD nie, im Bezug Staatskirche.Menschen, gläubige Menschen leiden unter den Strukturen der Kirche, unter Arbeitnehmende, die in der Kirche ihren Dienst versehen.Dies und jenes wird experimentiert, Gläubige werden als Marionetten geführt, an Fäden gezogen.Demokratie ist nicht erleb, erfahrbar!Um 360Grad müßten sich die Kirchen innerhalb der EKD drehen, damit sie wieder Salonfähig werden.Wertschätzung erfährt nicht jede und jeder.Standesdünkel, Klassengesellschaft innerhalb der Kitrche ist erleb, erfahrbar.YAuch der Gleichheitsgrundsatz kommt nicht immer in den Kirchen zum Tragen."Haste was, bist de was", dies wird gelebt.Nicht identifizierbar ist es, wenn ein leitender Geistlicher, hier Bischof Stäblein, auf eien Podium aggressiv wird, im Bezug auf einen Pastor der SELK, hier Pastor.Dr.Dr.hc. Martens.Laut Ausgabe eines Gemeindebriefes, soll Herr Stäblein folgendes gessagt haben:"Der AltLutheraner nimmt uns alle Asylanten weg".Dies ist zu missbilligen!Der besagte Pfarrer tut etwas, mehr, als andere.Er arbeitet für vier.Seine Leistungen lassen sich sehen, zu würdfigen, was ertut, auch mit großen gesundheitlichen Problemem, wie Fieber.Nicht umsonst hat die Nachrichten Agentur IDEA Herrr Pfarrer Dr. Dr.hc Gottfried Martens vor Jahren als Pfarrer des Jahres gewählt. Kann Herr Stäblein, auch damit auf warten?!Der Zusammenhalt in den SELK Kirchengemeinden ist größer, als in den Kirchengemeinden der Amtskirche.Wo Anonymität vorhanden ist.Ein Ruck muss gehen, was die Kirchenleitung der EKBO betrifft. Nicht weiter so, wie bisher, sondern anders, mit Herz.Wieviel Kirchenglieder hatte die EKBO zu Beginn der ASmtszeit von Herrn Stäblein.Wieviel hat sie jetzt?Nicht ab, um aussitzen ist gefragt, sondern pastoralen Dienst.KLirche für andere sein, wie Dietrich Bonhoeffer es formulierte, dann hat die Kirche eine relle Überlebenschance.
2. Taufe Konfrimation Horst H. Krüger Mein Vorschlag: Verzcht auf die Konfirmation und statt dessen eine Kindersegnung und die Taufe dann Statt der Konfirmation. Taufe als Glaubenstaufe und Aufnahme in die Kirche, da spielt dann das Alter keine Rolle mehr wenn der Wunsch des Gläubigen vorhanden ist.
3. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.

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