Karin Sentzke engagiert sich seit mehr als 50 Jahren in der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde Finnlands. Dafür erhielt sie nun das Bundesverdienstkreuz.
Von Sabine Meißner
Helsinki. „Seit über 50 Jahren er-füllen Sie die Deutsche Gemeinde mit Leben“, sagte Stephan Auer, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Helsinki. „Regierungen kommen und gehen“, so Auer, „aber zwischenmenschliche Beziehungen bleiben“. Karin Sentzke habe Freundschaften geschaffen und Leben geprägt. Damit würdigte er sie beim Festakt zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande.
Neue Heimat
Sie lebt seit fast 60 Jahren in Finnland und fand als 22-Jährige den Weg zur Deutschen Gemeinde in der Hauptstadt Finnlands. Zuvor hatte sie im Diakonieverein im Waldkrankenhaus Berlin-Spandau gearbeitet, dann ein Haushaltsjahr in der Evangelischen Akademie am Kleinen Wannsee absolviert und das Staatsexamen als Krankenschwester im Martin-Luther-Krankenhaus erfolgreich abgelegt. Für ein halbes Jahr wollte sie sich außerhalb West-Berlins umsehen und nahm eine Stelle als Kindermädchen in Helsinki an, nicht ahnend, dass sie in der deutschen Gemeinde des nordischen Landes ihre neue Heimat finden würde. Die Kirchengemeinde suchte ehrenamtliche Mitarbeitende – für die evangelische Christin eine willkommene Gelegenheit, sich zu melden. Man vertraute ihr die Kindergottesdienstgruppe an, für die sie von da an über 20 Jahre lang offiziell die Ansprech- und Betreuungsperson war und in der Realität wie eine Mutter für die jungen Menschen sorgte. Über mehrere Wahlperioden wirkte Karin Sentzke aktiv im Kirchenrat mit und wurde bei den Kirchenbevollmächtigten als Ordinarin gewählt.
Brückenbauerin zwischen Generationen
Sie half überall dort, wo ihr Einsatz gewünscht oder notwendig war, so wie jährlich beim Adventsbasar der Gemeinde oder als Verbindungsfrau zur deutschen Partnergemeinde in Ratzeburg. Zwei Jahrzehnte organisierte und betreute sie zum Beispiel den Jugenaustausch zwischen den beiden Gemeinden. Sie habe „damit Kontakte geschaffen, die für uns alle von unschätzbarem Wert sind“, sagte Botschafter Stphan Auer. Karin Sentze war unter anderem für die Essensversorgung und Erste Hilfe zuständig und auch dann und wann Tränen zu trocknen.. „Von den Jugendlichen ist viel Dankbarkeit zurück geflossen“, erinnert sie sich. Dabei hatte sie mittlerweile selbst eine Familie, einen Mann und Kinder, die die sich am Gemeindeleben beteiligten.
Alles unter einem Hut
Es scheint, als ob ihr das Kunststück gelungen ist, alles unter einen Hut zu bekommen. Sie vertrat die Gemeindeschwester, wenn nötig. Als die eigenen Kinder klein waren, half sie als Krankenschwester im Kinderheim oder bei den Senioren. Den Menschen in der Gemeinde, die keine eigene Familie haben, bietet sie seit einigen Jahren am 24. Dezember nach der Christvesper ein Weihnachtsessen im Gemeindehaus an. Ein Blick in die aktuellen Gemeindebriefe der Deutschen Gemeinde in Finnland offenbart ihr aktives Wirken.
Vorbereitung des Weltgebetstages
Regelmäßig taucht der Name Sentzke auf, auch der ihres Sohnes, der durch das Beispiel der Eltern seine berufliche Heimat in der Gemeinde fand. Mutter Karin ist selbst im 81. Lebensjahr als Initiatorin und Verantwortliche mehrerer Gruppen aktiv. So organisiert sie unter anderem Ausflüge der Frauengruppe und kümmert sich als Besuchsdienst um die nicht mehr so mobilen Gemeindeglieder. Im Vorbereitungsteam des Weltgebetstages ist sie Teil des Lektorendienstes. Monatlich bereichert sie die Frauentreffs und organisiert Vorträge interessanter referenten.
Den Faden des Botschafters aufnehmend, ließe sich fortsetzen: Pfarrer kommen und gehen, aber das Leben in der Gemeinde geht beständig weiter. Wie gut, dass es dabei Menschen wie Karin Sentzke gibt.