Frau mit Brille am Schreibtisch
Ute Liebelt. Foto: Andrea von Fournier

Ute Liebelt: Mit Herz im Schulalltag

Ute Liebelt feiert ihr 20-jähriges Dienstjubiläum an der evangelischen Grundschule Jüterbog – die Schulsekretärin hat fast die Schließung miterlebt.

Von Andrea von Fournier

Jüterbog. „Mein Bauch tut weh. Und der Kopf.“, sagt der Grundschüler, der in der Ecke auf dem Stuhl sitzt. „Wollen wir zu Hause anrufen?“, fragt Ute Liebelt und greift schon parallel zum Telefonhörer. Anrufe sind Arbeiten, die die Schulsekretärin ständig erledigt. Organisationstalent braucht man unbedingt, wenn man an diesem Dreh- und Angelpunkt in einer Schule tätig ist. Scharnier zwischen Schülern, Mitarbeitenden, Schulträger, Eltern und Schulleitung.

Die 62-Jährige fühlt sich wohl innerhalb der ehrwürdigen Mauern, in denen seit 20 Jahren die evangelische Grundschule Jüterbog untergebracht ist. „Ich bin die alte Häsin hier“, sagt sie lachend. Stimmt, viele Lehrer und mehrere Schulleitungen hat sie seit 2005 bereits erlebt. Zur jetzigen Schulleiterin gibt es ein sichtlich gutes Verhältnis. Sekretariatsaufgaben wurden der gebürtigen Hessin nicht in die Wiege gelegt. Nach der Schulzeit, wollte sie Maskenbildnerin werden. Das ging über eine Kosmetikerin-Ausbildung. Doch als sie die absolviert hatte, gab es diesen Zugang nicht mehr.

Zuerst arbeitete sie in Kneipen und in der Spielbank

Mit 21 Jahren zog sie nach Berlin-Kreuzberg. Sie fand Jobs in der Spielbank und in Kneipen. Da ist ihr vor allem die Studentenkneipe in Grenznähe Heinestraße in guter Erinnerung, wo sie den Mauerfall erlebte und auch ihre große Liebe kennenlernte. „Da war es warm, anders als in meiner Wohnung“, sagt sie, die sich von Anfang an ihren Lebensunterhalt selbst verdienen musste.

Ute Liebelt fand Arbeit in einem Theater und finanzierte privat eine Schauspielausbildung. Dann ging sie an ein Theater nach Franken und führte mit ihrem Lebensgefährten, einem Ostberliner Kunstmaler, eine Wochenendbeziehung. Sie kam zurück in die Hauptstadt, denn 1994 erwarteten die beiden Nachwuchs. Nach dem zweiten Kind, 1995, suchten sie ein Haus, das man sozusagen ohne Geld kaufen konnte. In einem Dorf bei Wittenberg wurde die junge Familie fündig. Mit drei Kindern blieb Ute Liebelt bis 2005 zu Hause.

Honorarkraft für eine Schauspiel-Arbeitsgemeinschaft

Da hatte die Hoffbauer-Stiftung auf Initiative von Eltern und Eckhard Fichtmüller, früherer Superintendent des ehemaligen Kirchenkreises Fürstenwalde-Strausberg, gerade den evangelischen Schulstandort Jüterbog gegründet. Man suchte eine Honorarkraft für eine Schauspiel-Arbeitsgemeinschaft. Das war etwas für sie. 2006 wurde sie gefragt, ob sie auch das Sekretariat übernehmen könne. „Ich kann nicht mit zehn Fingern tippen, aber in 20 Jahren habe ich alles Nötige gelernt. Und es kommt immer noch etwas dazu, zum Glück!“, sagt sie.

Weil sich kein Lehrpersonal für reformorientierten Unterricht fand, wollte die Hoffbauer-Stiftung die Schule 2008 aufgeben. Die Eltern suchten fieberhaft einen neuen Träger. Im Diakonischen Werk (DW) Elbe-Elster und Pfarrer Stefan Branig haben sie bis heute einen verlässlichen Partner, der Erfahrungen in der Schul- und Kita-Leitung besitzt.

Aus ihrer Heimat brachte sie keine positive Erfahrung mit der Kirche mit

Im Schulalltag sind christliche Werte fest verankert. Andachten, Morgenkreis und Religionsunterricht gehören dazu. Auch in der Stadt sind die circa 130 Schüler unterwegs, sei es beim Martinsfest, Weltgebetstag der Frauen, zu Ostern oder im Advent, wenn sie Veranstaltungen mitgestalten. Mehrmals im Jahr werde das Personal durch das Diakonische Werk geschult, etwa für das Begehen von Feiertagen, erklärt die Sekretärin. Sie ist getauft und konfirmiert, brachte aus ihrer Heimat aber keine positive Erfahrung mit Gott und Kirche mit. Erst in den 20 Jahren hier in der Schule habe sie das Schöne am Glauben achten und wertschätzen gelernt, wie das gemeinsame Kümmern umeinander

Ute Liebelt liest gern und genießt die Zeit mit ihrer Familie – ob auf dem Hof oder im gemeinsamen Sommerurlaub in Frankreich. Doch erstmal braucht der Kollege, der gerade in der Tür steht, einen Ansprechpartner, weil die Kamera im Musikraum nicht funktioniert: „Moment, ich hole ihnen gleich jemanden“, sagt Ute Liebelt freundlich.

Aktuelles

Plakat in Gelb und Pink

Was Ostern und Pessach verbindet

In der diesjährigen Plakatreihe „#beziehungsweise – jüdisch und christlich: näher als du denkst“ geht es um die Jahreszeiten. Rabbinerin Ulrike Offenberg und Bischof Christian Stäblein schreiben zu Pessach und Ostern von Aviv beziehungsweise Frühling und neuem Leben.

Weiterlesen »

Newsletter