Lachender Mann mit Bart vor einer Staffelei
Olivier Perrot Foto: Walter Plümpe

Zwischen Kloster und Alltag

von Walter Plümpe

Olivier Perrot lebt mit seiner Familie im Stadtkloster Segen und entdeckt Glauben als Einladung zu Gemeinschaft und persönlichem Wachstum.

Seit zweieinhalb Jahren ist der Franzose Olivier Perrot Mitglied des Konvents Don Camillo im Stadtkloster Segen in Berlin. Gemeinsam mit seiner deutschen Frau Julia und dem gemeinsamen sechsjährigen Sohn Levi lebt er im obersten Geschoss des Gebäudes an der Schönhauser Allee 161 im Prenzlauer Berg. Das Projekt der Communität hat den freikirchlichen Theologen von Anfang an fasziniert. „Hier kann ich Klosterleben und normales Familienleben miteinander verknüpfen“, sagt er.

Verschiedene Menschen wohnen im Konvent

Die Mischung aus gemeinschaftlichen Verpflichtungen und persönlichem Freiraum ist für den Hobby-Künstler durchaus eine Herausforderung. Dieser stellt er sich gemeinsam mit einer weiteren Familie mit Kind, einem Ehepaar mit erwachsenen Kindern sowie drei Einzelpersonen. Auch seine Frau hat Theologie studiert und engagiert sich im Team des Stadtklosters. Hauptberuflich arbeitet sie als Referentin eines Bundestagsabgeordneten.

Laterne im Kirchturm strahlt in die Stadt

„In aller Unvollkommenheit erlebe ich hier viel Offenheit und Austausch“, sagt der 44-Jährige. Sinnbildlich dafür ist für ihn das stets brennende Licht in der sogenannten Laterne hoch oben im Kirchturm. Es leuchtet über den Prenzlauer Berg und lädt zur Einkehr, zum Gebet und zur Besinnung ein. Gern wird dafür auch der „Gelbe Bauwagen“ im Torbogen genutzt. Rund 50 Ehrenamtliche unterstützen das Projekt Stadtkloster Segen.

Gemeinschaft mit ökumenischem Blick

Eine seiner Lieblingsstellen der Bibel findet sich im Matthäusevangelium, Kapitel 11: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid … und nehmt mein Joch auf euch.“ Diese Einladung Jesu zieht sich für den begeisterten Volleyballspieler und ehemaligen Vermessungstechniker wie ein roter Faden durch sein Leben. Die Gemeinschaft im Stadtkloster bietet ihm einen Rahmen, wie er sagt, Gott als wohlwollenden Menschenfreund immer weiter kennenzulernen und daran persönlich zu wachsen.

Don Camillo steht Pate bei der Kreativität

Die gemeinsamen Gebetszeiten am Morgen und Mittag sowie die Feier des Abendmahls mit eigener Liturgie geben Olivier Perrot Stabilität und Vertrautheit. Gleichzeitig erleben Besucher viel Freiheit in der Gestaltung und kreative Ideen, etwa bei den „Abendbesinnungen“ jeden Sonntag um 20.30 Uhr in der Segenskirche. „Wir versuchen, ähnlich wie Don Camillo, humorvoll und tatkräftig engagiert zu sein“, sagt Perrot – eine Anspielung auf die gleichnamigen Filme über den italienischen Priester und seinen Gegenspieler Peppone.

Positiver Blick auf die Kirchen in Deutschland

Olivier Perrot blickt positiv auf die Kirchen in Deutschland. Im Laizismus aufgewachsen, fällt ihm hier das Reden über Gott leichter. Ökumene spielt für die rund 60 Mitglieder zählende Familienkommunität Don Camillo, deren Ursprung und Schwerpunkt in der Schweiz liegen, eine zentrale Rolle. Zur Gemeinschaft gehören evangelisch-reformierte Christinnen und Christen, Freikirchler, Katholikinnen und Katholiken sowie Altkatholiken. Weitere Niederlassungen befinden sich in Montmirail, Bern und Basel.

Stadtkloster wirkt ins Kiez

In Partnerschaft mit der Evangelischen Kirchengemeinde Prenzlauer Berg Nord organisiert das Stadtkloster gemeinsam Krippenspiele, Konzerte und Besinnungstage. Kirchensteuermittel erhält das Projekt nicht, es finanziert sich eigenständig.

Das Stadtkloster Segen besteht seit 18 Jahren. Beim „Ökumenischen Frühstück“ zeigt sich auch im Kiez eine lebendige ökumenische Zusammenarbeit. Über die Zeit sind zahlreiche Kontakte zu unterschiedlichen Gemeinden in Berlin gewachsen. Wie Tore zur Welt empfindet Perrot die vielen Gäste, die zeitweise im Stadtkloster Quartier beziehen. In 20 schlicht, aber schön eingerichteten Zimmern stehen Gästebetten zur Verfügung. Die Vermietung ist eine der Einnahmequellen des Stadtklosters Segen.

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