Pfarrer mit Brille und Bart in einer Kirche
Pfarrer Albrecht Bönisch auf der Kanzel. Foto: Andreas Kirschke

400 Jahre Kirche Kreba

Wurzeln und Spuren: Die Kirchengemeinde Kreba in der schlesischen Oberlausitz feiert in diesem Jahr auf vielfältige Weise „400 Jahre Kirche“, auch in Erinnerung an ihre sorbische Vergangenheit.

Von Andreas Kirschke

Kreba-Neudorf/Chrjebja Nowa Wjes. „Gott und die Welt“ heißt der Offene Gesprächskreis. Einmal monatlich lädt er zum Reden ein. „Der Impuls kam nicht von mir. Vielmehr direkt aus der Gemeinde“, freut sich Albrecht Bönisch, seit 2022 Pfarrer der Kirchengemeinde Kreba über die Eigeninitiative. Im Kreis, der seit 2024 besteht, geht es um die biblische Jahreslosung, um Gewalt in der Bibel, um 1700 Jahre Konzil von Nizäa oder um sorbisches Ostereier-Verzieren. „Es ist ein Offener Gemeindeabend und das Konzept geht auf. Danach gehen alle erfüllt nach Hause.“

Im Jahr 1681 brannte die Kirche in Kreba

420 Mitglieder gehören heute zur Kirchengemeinde. Sie umfasst die Orte Kreba, Lache, Tschernske, Neudorf und Mücka. 1625, vor 400 Jahren, entstand die Kirche als Steinbau mitten in Kreba und ersetzte die alte aus Holz. 1681 zerstörte ein verheerender Brand den Steinbau. Altar und Kanzel brannten aus. „Schon 1685 stand die wiederaufgebaute Kirche als Barockbau. Das war eine enorme Leistung“, sagt Pfarrer Albrecht Bönisch.

Historisch wertvoll sind der Altar von 1685 und die Kanzel von 1711. An den Seiten gab es die vornehme, reich verzierte, mit Ofen ausgestattete Loge für die Krebaer Herrschaft. Gegenüber war schlicht und eher spartanisch ausgestattet die Loge der Mückaer Herrschaft. Dort ist heute das Archiv der Krebaer Kirchengemeinde untergebracht. Unterhalb der Orgel von 1975 gibt es zwei sorbische Inschriften an den Emporen. Auf der linken Seite steht „Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit“ (Hebräer 13, 8). Auf der rechten Seite steht „Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus“ (1 Korinther 15, 57).

Kreba: Sorbische Traditionen sind geblieben

„Kreba hat sorbische Wurzeln“, unterstreicht der Pfarrer. Davon zeugen die Inschriften. Davon zeugen noch heute Namen wie Mirle, Fietze und Zschieschang. Von 1886 bis 1895 war Friedrich Selle Pfarrer in Kreba. 1891 gründete er die sorbische evangelische Monatszeitschrift „Pomhaj Bóh“ („Gott hilf“). Damit wollte er den zunehmenden Einfluss der deutschen Sozialdemokratie von den Sorben abwenden. Damit wollte er bei den Sorben die Königstreue und Frömmigkeit festigen. Friedrich Selle (1858–1931) stand mit an der Spitze des Kreisvereins für Innere Mission in der preußischen Oberlausitz. In Mücka gründete er eine Schule. Seit 1886 gehörte er zur Sorbischen Wissenschaftsgesellschaft Maćica Serbska. Er förderte dort die sprachwissenschaftliche Arbeit. Seit 1891 wirkte er als Schulaufseher.

Die Zeitschrift „Pomhaj Bóh“ besteht bis heute. „Die letzte sorbische Konfirmation in Kreba war in den 1920er Jahren“, sagt Pfarrer Bönisch. „Vermutlich länger gab es sorbische Gottesdienste. Bis wann genau ist unbekannt.“ Geblieben sind im Ort sorbische Traditionen wie das Zampern der Kinder, das Ostereier-Verzieren der Kirchengemeinde, das Maibaumstellen und Maibaumwerfen mit Bändertanz der Mädchen. „Im Zweiten Weltkrieg blieb die Kirche bis auf geringe Schäden an Türen und Fenstern unversehrt“, sagt Pfarrer Bönisch. „Das war ein großer Glücksfall. Denn viele Gebäude im Ort wie das Pfarrhaus und das Gasthaus brannten nieder.“ Wie durch ein Wunder blieben auch die Kirchenglocken erhalten. Das heimische Fuhrunternehmen rettete sie vor dem Einschmelzen durch die Nazis.

Pfarrstelle in Kreba war mehrere Jahre lang unbesetzt

Höhen und Tiefen durchlebte die Kirchengemeinde im Laufe der Jahre. Zwischen 2017 und 2022 blieb die Pfarrstelle unbesetzt. „Das war eine schwierige Zeit. Dank Heinz Bittner aus Klitten gab es weiter Konfirmanden-Unterricht, Junge Gemeinde, Seniorenkreis und Besuchskreis. Engagierte in der Gemeinde hielten die Gemeinde am Leben“. Die Ankunft von Pfarrer Bönisch war wieder ein Glücksfall.

Einladend, lebensfroh und kreativ geht die Kirchengemeinde heute auf die Einwohner, Nachbargemeinden und die Kommune zu. Zum Gottesdienst „400 Jahre Kirche Kreba“ am 30. März mit Bischof Christian Stäblein gestaltet der Traktorenverein für das Eingangsportal der Kirche die Festgirlande. Der Jugendclub, die Freiwillige Feuerwehr und der Heimatverein wollen das Zelt-Wochenende für Kinder und Familien am 14. und 15. Juni auf dem Pfarrhof unterstützen. Mit einem finanziellen Betrag unterstützt die Kommune Kreba-Neudorf das Jubiläum. Zu insgesamt 13 Veranstaltungen lädt die Kirchengemeinde ab Ende März ein. Zur Würdigung der Geschichte gibt sie eine Festschrift heraus. Den Schlusspunkt setzt der Martinstag am 11. November. „Genau an diesem Tag 1685, war die Wiedereinweihung der neu aufgebauten Kirche“, unterstreicht Albrecht Bönisch. „Wir laden ein zur Abschlussandacht im Festjahr, zum Lampionumzug und zu vielen Begegnungen auf dem Pfarrhof.“

Sonntag, 30. März, 10.30 Uhr ist Festgottesdienst „400 Jahre Kirche Kreba“ mit Bischof Christian Stäblein. Danach Grußworte und Mittagsimbiss. Donnerstag, 10. April, um 19 Uhr Vortrag „Maria, Krone und Engel. Entdeckungen am Altarkreuz“ (Beginn der Reihe „Hören & Staunen. Betrachtung, Impuls, miteinander Essen“). Donnerstag, 8. Mai, 19 Uhr Vortrag „Mensch, Löwe, Stier und Adler. Entdeckungen an der Kanzel“. Donnerstag, 5. Juni, 19 Uhr Vortrag „Sorbische Sprache in Kreba. Bibelworte an der Empore“ mit Christiane Piniek aus Cottbus. Weitere Jubiläums-Termine und Informationen: www.kirche-kreba.de

Aktuelles

Kirche befürchtet Einschnitte bei Flüchtlingshilfe

In der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz werden Einschnitte bei der Unterstützung von Geflüchteten befürchtet. Integrations- und Teilhabeprojekte bekämen weniger Geld von der öffentlichen Hand als in den vorhergehenden Jahren, heißt es in einem Antrag an die Landessynode.

Weiterlesen »
Chorsängerin mit Gesangbuch

Berlin: Chorsänger*innen gesucht

Für ein Sommer-Chorprojekt in Berlin-Gesundbrunnen werden noch Sänger*innen gesucht. Unter dem Motto „Gesundbrunnen – Segen/Sehnsucht“ will sich der Chor unter Leitung von Annette Diening von März bis Juni treffen

Weiterlesen »

Newsletter