Bärenfigur aus Sandstein
Anwohner haben eine Petition für den Sandbären gestartet. Foto: epd-bild / Juergen Blume

Berlin-Mitte: Der Sandsteinbär soll weg

Der Bezirk Berlin-Mitte will private Kunst verbannen. Das betrifft auch den Sandsteinbären vor der Zionskirche.

Von Marina Mai

Vor der Berliner Zionskirche steht ein Bär aus Sandstein, der eine viel zu große Last trägt. Die Skulptur des Bildhauers Stefan Rinck war während der Coronazeit in der Ausstellung „Points of Resistance“ in der Kirche zu sehen, die sich mit ihrem widerständigen Erbe auseinandersetzte. Hier hat einst Dietrich Bonhoeffer gepredigt und hier war in der DDR mit der Umweltbibliothek ein wichtiger Ort des Widerstandes. Der Lastenbär wurde zum Publikumsliebling.

Darum entschieden sich die Ausstellungsinitiatoren um die Galeristin Constanze Kleiner, den Bären vor der Kirche aufzustellen. „Er sollte zeichenhaft daran erinnern, wie notwendig Kunst ist, um gemeinsam harte Zeiten durchzustehen“, sagt sie. Die Genehmigung wurde für gut drei Jahre ausgestellt. Danach wollten die Initiatoren, die Galeristen sind, die Skulptur eigentlich verkaufen.

Petition: Nachbarschaft will den Sandsteinbären behalten

„Aber wir haben überrascht festgestellt, dass viele Leute die Skulptur gerne behalten wollen“, sagt Constanze Kleiner: Nachbarn initiierten eine Petition, die 1600 Menschen unterschrieben hatten. Die Initiatoren haben darum beim Bezirk Mitte eine dauerhafte Standgenehmigung für den Bären beantragt. Die wurde abgelehnt. Es läuft ein Widerspruchsverfahren.

Verschwinden soll auch die Konstruktion aus Licht und Stahl Memoria Urbana, die seit 2012 an die einstige Bethlehemskirche in der Nähe des Checkpoint Charlie erinnert. Sie wurde im 18. Jahrhundert von böhmischen Religionsflüchtlingen errichtet, im Zweiten Weltkrieg stark zerstört und schließlich 1963 von den DDR-Behörden abgerissen, weil sie zu dicht an der Mauer stand. Laut Angaben des Bezirksamtes Mitte ist der Streit um den Abriss der Installation bereits vor Gericht anhängig. Errichtet und regelmäßig gewartet wird die Konstruktion nicht von der Kirche, sondern von der privaten kirchennahen Stiftung „Lux Bethlehem“.

Private Kunst darf nur bleiben, wenn sie aus einem Wettbewerb hervorgegangen ist

Ein mittelalterlicher Bildersturm im Berliner Regierungsbezirk? Lastenbär und Kircheninstallation sind nicht die einzigen von Abriss bedrohten Denkmäler im Bezirk. Was sie alle vereint: Sie sind privat initiierte und finanzierte Kunstwerke auf öffentlichem Raum im Bezirk Mitte. Und private Kunst soll in Mitte nur temporär stehen dürfen, falls sie nicht aus einem Kunstwettbewerb hervorgegangen ist.

Mit dieser Argumentation nämlich fordert der Bezirk Mitte vom privaten Korea-Verband den Abriss der von Japans Regierung nicht gewollten Trostfrauenstatue. Sie erinnert an asiatische Zwangsprostituierte in japanischen Militärbordellen im Zweiten Weltkrieg. Das Thema ist Tokio ein Dorn im Auge und die Regierung dort hat bereits gegenüber dem Bundeskanzler und dem Regierenden Bürgermeister gefordert, dass das Mahnmal verschwinden soll. Doch außenpolitische Erwägungen zählen nicht vor dem Verwaltungsgericht, vor dem der Korea-Verband gegen die Abrissverfügung klagt. So argumentiert Mitte formal: Private Kunst im öffentlichen Raum darf nur temporär stehen. Und um glaubwürdig zu sein, muss der Bezirk dann wohl auch andere Denkmäler schleifen.

Forderung: Einzelfälle prüfen, statt aus formalen Gründen abzureißen

Die kulturpolitischen Sprecherinnen von SPD und Linken, Melanie Kühnemann-Grunow und Manuela Schmidt fordern den Senat auf, die Denkmäler nicht aus formalen Gründen abzureißen, sondern die Einzelfälle besser zu prüfen. Constanze Kleiner von der Lastenbär-Initiative sagt, Deutschland brauche mehr denn je Menschen, die Verantwortung übernehmen. „Darum darf der Staat nicht allein über Erinnerungswert entscheiden. Es muss dauerhaft gleichberechtigten Raum geben für Kultur von unten.“

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