Im Glossener Schloss werden von der Stiftung Diakonie St. Martin 72 Plätze für Menschen mit Demenz geschaffen. Die Motivation kommt aus der christlichen Verantwortung heraus, das Geld aus dem Kohle-Ausstiegsprogramm. Es sollen 47 neue Arbeitsplätze entstehen.
Von Irmela Hennig
Glossen/Görlitz. Von ein paar Schwalben im Sommer abgesehen, ist das Glossener Schloss seit Langem unbewohnt. Vor einer Weile waren zwar kurzzeitig um die 40 ukrainische Geflüchtete hier untergebracht. Doch ansonsten wird das Herrenhaus in einem Ortsteil der ostsächsischen Stadt Löbau nicht mehr genutzt. Die Rehaklinik für Kinder und Jugendliche, die im Objekt einst ihren Platz hatte, wurde vor etwa zehn Jahren durch den Landkreis Görlitz geschlossen.
Der Weg zu alternativen Arbeitsplätzen
Nun aber soll wieder Leben einziehen in das einstige Rittergut, zwei angrenzende Neubauten und den denkmalgeschützten Park. Die Stiftung Diakonie St. Martin mit Sitz in Görlitz, aber hauptsächlich bekannt aus Rothenburg/Oberlausitz, will hier ein Demenzkompetenzzentrum schaffen. Rund 14,7 Millionen Euro sollen investiert werden. Hauptsächlich finanziert aus Fördermitteln des Bundes über das Investitionsgesetz Kohleregionen. Damit unterstützt die Bundesregierung den Strukturwandel auch in der Lausitz – weg von der Kohleförderung, hin zu alternativen Arbeitsplätzen und Angeboten.
Mitte August hat der Bund das Projekt bewilligt, wie Diakonie-Vorstand Robert Dünnbier informiert. Nun läuft das Antragsverfahren über die Sächsischen Aufbaubank, die als Auszahler und Prüfer fungiert. Die Stiftung und der Landkreis Görlitz übernehmen je einen Anteil von zehn Prozent der Gesamtkosten. Sobald es grünes Licht von der Bank gibt, will man bei der Diakonie mit den Arbeiten beginnen.
Bauzeit etwa 27 Monate
Grundsätzlich sei das Ensemble – zusammengenommen geht es um rund 30000 Quadratmeter Fläche – recht gut erhalten. „Aber beim Brandschutz, den Elektroinstallationen und der Heizung müssen wir ran“, so Robert Dünnbier. Das Hallenbad soll saniert und wieder genutzt werden. Teilweise müsse man Räume und Etagen umgestalten. Mit 27 Monaten Bauzeit sei zu rechnen.
Die Diakonie wolle 72 Plätze schaffen, alle für Menschen mit Demenz oder demenzähnlichen Erkrankungen. Die können beispielsweise nach längerem Alkohol- oder Drogenkonsum auftreten. Konkret diese Gruppe habe die Diakonie im Blick. „Da ist der Bedarf sehr groß. Er kann gar nicht gedeckt werden“, so Dünnbier. Das Angebot werde wissenschaftlich begleitet, im Haus werden die Hochschule Zittau/Görlitz und ein Institut forschen. In Hoyerswerda schafft eine Enkeltochtergesellschaft der Rothenburger Diakonie übrigens gerade auch so ein Demenz-Angebot mit 24 Plätzen.
Demenzgarten im Park für alle Sinne
In Glossen sollen 21 stationäre Plätze in Wohngruppen entstehen. Dazu 20 Tages- und 21 Kurzzeitpflegeplätze. Hinzu komme ein Gästewohnbereich, in dem Angehörige mit den von Demenz Betroffenen übernachten und an Schulungen zum Thema teilnehmen können. Im Park soll ein Demenzgarten angelegt werden. „Wir wollen die Sinne ansprechen, durch Greifen, Riechen, Geräusche“, so Dünnbier. Und es werde eine einfache Wegführung geben.
„Wir tun das auch aus unserer christlichen Verantwortung heraus“, begründet der Vorstand das Projekt. Schon immer habe sich die Diakonie um Menschen in schwieriger Lage gekümmert. Im neuen Zentrum werde der christliche Hintergrund nicht ausgeblendet. Man werde Seelsorgeangebote schaffen, auch für Mitarbeitende. „Und wenn das Gebäude fertig ist, werden sie das Kreuz hier sehen.“
Mit 47 neuen Mitarbeitern plant Dünnbier in Glossen. Sorge, genügend Fachkräfte zu finden, hat er nicht. Man setze bei der Diakonie auf Ausbildung, Weiterqualifizierung, die Beschäftigung von Menschen über 50 und Auszubildende aus anderen Ländern. Insgesamt hat das Unternehmen im Verbund um die 2000 Angestellte.