Nachhaltig lernen: Tilmann Jacobs ist neuer Leiter der Evangelischen Schule in Berlin-Steglitz. Mit Initiativen wie „NachhaltigkeitMachtSchule“ bringt er neue Ideen mit
von Walter Plümpe
Fischmosaik auf dem Fußboden, Fische an einer Wand am Eingang der Evangelischen Schule Steglitz. Wer die Schule von der Beymestraße her betritt, merkt schnell, dass sie nicht nur zur Dekoration dienen, sondern als Symbole das Programm der Freien Schule andeuten: mit Mut und Neugier, Demut und Respekt auf religiösem Fundament der Zukunft entgegen gehen. Diesem Programm weiß sich auch der 56-jährige Tilmann Jacobs verpflichtet, der in diesem Schuljahr die Leitung übernommen hat. Er folgt damit auf Rainer Lammert, der seinen Ruhestand angetreten hat.
Nachhaltigkeit als Wahlpflichtfach
„Aus der Vergangenheit lernen – Gegenwart gestalten – Zukunft vorbereiten“ ist das Leitbild, das auch der neue Schulleiter fortentwickeln will. Beim Rundgang durch seine Schule stößt man zum Beispiel auf Schülerarbeiten über Anne Frank, auf Modelle einer „Stadt der Zukunft“, auf zahlreiche Informationen zu Lernangeboten. „Nachhaltigkeit“ steht als Wahlpflichtfach erstmals mit zwei Wochenstunden auf dem Stundenplan. Für Tilmann Jacobs ein Projekt, auf das der Lehrer für Mathematik und Gesellschaftswissenschaften besonders stolz ist.
„Hier die Leitung für 630 Schüler und Schülerinnen zu übernehmen, reizt mich sehr“, sagt er. Von der 1. bis zur 13. Klasse reicht das Angebot der Schule, die zurzeit die gymnasiale Oberstufe ausbaut. „Gute Schule steht immer in dem Spannungsfeld, individuelle Stärken und Selbstwirksamkeit zu fördern und gleichzeitig kooperativ und solidarisch in der Gemeinschaft zu wirken.“
Innovation trifft auf Tradition
Jacobs absolvierte eine Fotografen-Ausbildung am Lette-Verein Berlin, bevor er Lehrer wurde. Seit 2002 unterrichtete der gebürtige Berliner an der Evangelischen Schule Charlottenburg. Dort war er seit 2015 Mittelstufenkoordinator. Zeitweise hatte der dreifache Vater auch die stellvertretende Schulleitung inne. Und er nahm an der Schulleiterqualifizierung der Evangelischen Schulstiftunghttps://www.schulstiftung-ekbo.de/ in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) teil. Ausgleich und Erholung findet er beim Fahrradfahren, Lesen, Paddeln auf dem Stößensee in Berlin-Spandau und beim Fotografieren.
Fake News auch hier Thema
Bei verschiedenen Fortbildungen des Trägers – wie etwa der Pädagogischen Werkstatt oder Fachtreffen zu den neuen Rahmenlehrplänen – hat Jacobs die Evangelische Schule Steglitz bereits kennengelernt. Der Sohn eines Pfarrers weiß seit seiner Kindheit, wie wichtig Respekt, Vielfalt und demokratische Grundhaltungen für ein funktionierendes Gemeinwesen sind. „Vieles ist heute nicht mehr selbstverständlich. Emotionalisierende Fake News zum Beispiel bereiten mir Sorge.“
Seit 75 Jahren eine Evangelische Schule
Die Evangelische Schule Steglitz ist eine der ältesten Schulen der Evangelischen Schulstiftung in der EKBO. Im vergangenen Jahr feierte die Integrierte Sekundarstufe mit gymnasialer Oberstufe ihr 75-jähriges Bestehen. Träger ist mit 33 weiteren Schulen für rund 10 000 Schülerinnen und Schüler die EKBO-Schulstiftung. Damit ist sie die größte freie Trägerin öffentlicher Schulen in der Region Berlin und Brandenburg. Ihre Schulen stehen allen offen – unabhängig von ihrer sozialen, kulturellen oder religiösen Herkunft.
Die traditionsreiche Schule im Bau aus den 1960er Jahren wird zurzeit vollständig behindertengerecht saniert. Der Schulhof erhält eine neue Pflasterung, ein barrierefreier Neubau für Grundschule und Kinderhort. Er ergänzt seit zwei Jahren das große Gelände. „NachhaltigkeitMachtSchule“ steht groß auf dem Anmeldeformular für die Evangelische Schule Berlin-Steglitz. Ein Motto, das in vielen Bausteinen konkret wird.
Foto: Walter Plümpe