Lächelnde Frau

Potsdam: Neue Pastorin fürs Oberlinhaus

Aline Seel ist seit August Pastorin des diakonischen Oberlinhauses Potsdam-Babelsberg mit 2.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Von Klaus Büstrin

Der Familienname Seel ist Programm. So sieht es Pastorin Aline Seel. Welch eine Aufforderung steckt doch in dem Namen: „Nun lob mein Seel‘ den Herren“. Dervor gut 500 Jahren geschriebene Gemeindechoral ist eine Nachdichtung des 103. Psalms und wird gern nach wie vor gesungen. Natürlich kann man damit nicht den ganzen Tag geräuschvoll auf sich aufmerksam machen. Dies ist Aline Seel auch nie in den Sinn gekommen.

Seit dem 1. August ist die Theologin, die in Mecklenburg-Vorpommern aufwuchs, an der Humboldt-Universität Berlin studierte, Pfarrstellen in der evangelischen Luisen-Kirchengemeinde in Berlin-Charlottenburg, am Institut für Kirche und Judentum an der Humboldt-Universität Berlin sowie an der St. Nikolaikirche Potsdam innehatte, die neue Pastorin der Kirchengemeinde am Oberlinhaus Potsdam-Babelsberg. Sie trat die Nachfolge von Pastor Matthias Amme an, der nach 22 Jahren Ende Mai in den Ruhestand ging.

Auf Augenhöhe mit der Gemeinde

Mitten im Areal des Oberlinhauses steht die Kirche, die 1905 im neugotischen Stil erbaut wurde. Sie stammt aus einer Zeit, in der man sich nach einer verklärten Vergangenheit sehnte. Das Vorbild für den Bau war ein idealisiertes Mittelalter. Kaiserin Auguste Viktoria, die Inspiratorin für den Bau von neuen Kirchen vor allem in Städten, nahm an dem Einweihungsgottesdienst am 12. Januar 1905 teil.

Die große Sommerhitze an einem Nachmittag dieses Jahres war eine Aufforderung sich in das Innere des Kirchenraumes mit seinen angenehmen Temperaturen zu begeben. „Ja, diese Kirche ist nun mein neuer Predigtort“, sagt Pastorin Aline Seel. „Sie unterscheidet sich wesentlich von der vorigen Kirche, in der ich meinen pfarramtlichen Dienst versah, der klassizistischen Nikolaikirche mit der großen Kuppel in Potsdams Mitte. Sie hat viel Repräsentatives und Staatstragendes. Das kleine Gotteshaus dagegen hier auf dem Gelände des Oberlinhauses hat baulich ein eher menschliches Maß, man ist nah an der Gemeinde, ganz auf Augenhöhe“

Starker Glauben und tätige Liebe

In der der über 150-jährigen Geschichte des Oberlinhauses, das zunächst eine Kleinkinderschule betrieb, ab 1886 Heimat für Menschen mit körperlicher Behinderung wurde und in dem ein Jahr später das erste taubblinde Mädchen Aufnahme fand, standen von Anfang an Frauen an vorderster Stelle in der engagierten Arbeit, die von Bildung, Fürsorge und Pflege geprägt ist. Diakonissen und diakonische Schwestern bildeten eine Glaubens-, Dienst und Lebensgemeinschaft „Diese geistliche Gemeinschaft war ein großer Schatz. Von diesen Lebensentwürfen mit dem starken Glauben und der tätigen Liebe und Verantwortung für den Nächsten, möchte ich gern etwas in unsere Zeit hin-übertragen“, sagt Aline Seel, die erste Frau im Pfarramt der Einrichtung.

Eine besondere Gemeinschaft

„Gut 120 eingeschriebene Mitglieder hat die Kirchengemeinde. Sie ist jedoch keine klassische Gemeinde wie wir sie in der Regel kennen. Die Angebote der Werkgemeinde richten sich an alle 2100 Mitarbeitende des Oberlinhauses, die an den 27 Standorten in Potsdam, im Land Brandenburg oder in Berlin tätig sind, an die Bewohnerinnen und Bewohner, an die Patienten und Gäste. Wir freuen uns über jeden, der in die Gottesdienste und Veranstaltungen kommt.“ Dabei möchte die neue Pastorin gemeinsam mit der Gemeindepädagogin Elke Gerstl erfolgreiche gottesdienstliche Formate ihres Vorgängers wie Segnungsandachten für neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder Gottesdienste für alle Sinne übernehmen und weiter entwickeln. „Besonders zu den Gottesdiensten für alle Sinne sind Menschen mit und ohne Behinderung eingeladen. In ihnen soll erfahrbar werden, dass wir Teil einer großen Gemeinschaft sind“, so Aline Seel. Die Bibeltexte und Gebete werden beispielsweise durch Pantomime und Körpergebärden und natürlich mit Musik vorgetragen. Auch eine Gebärdendolmetscherin wirkt mit. Pastorin Seel ist es auch wichtig, dass vor allem in den Predigten Schweres in leicht verständlicher Sprache gesagt wird.

Natürlich wird es weiterhin Angebote von Glaubens- und Konfirmandenkursen, Ausflügen, Konzerten oder Ausstellungen geben. Auch für seelsorgerliche Gespräche in allen Bereichen des Oberlinhauses und darüber hinaus hat Pastorin Aline Seel offene Ohren.

Foto: Oberlinhaus

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