Hölzerner Jesus – Beitragsbild zu "Schöne Aussicht"
Beitragsbild

Schöne Aussicht

22 Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick seufzt und in Wehen liegt.
23 Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst, die wir den Geist als Erstlingsgabe haben, seufzen in uns selbst und sehnen uns nach der Kindschaft, der Erlösung unseres Leibes. 24 Denn wir sind gerettet auf Hoffnung hin. Die Hoffnung aber, die man sieht, ist nicht Hoffnung; denn wie kann man auf das hoffen, was man sieht? 25 Wenn wir aber auf das hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir darauf in Geduld.

Von Uwe Baumann

Das letzte Mal frei waren meine Freunde in ihrer Kindheit, sagen sie. Trotz Vietnamkrieg, atomarer Hochrüstung und Militärblöcken, die bereit waren, den vermeintlichen Feind zu vernichten. Rückblickend hätten wir alle in Angst erstarren müssen. Eine Betrachtung zum Brief des Paulus an die Römer (Röm 8,22–25)

Tauben – unsere frühkindlichen Friedenssymbole – wurden in der Heimatstadt aggressiv bekämpft. In unserer Fantasie wurde damit der Frieden vom Himmel geholt. Und doch lebten wir unbeschwert in den Tag hinein, waren unverwundbar und schauten nicht zurück. Denn nur mit Blick nach vorn wollten wir in die nächsten Abenteuer rennen, unser Leben und einander spüren.

Transformationsprozesse

Die Naivität zerbröselte bald darauf wie das ausgetrocknete Elbufer im Sommer. Nüchtern betrachtet, stehen viele Völker näher am existenziellen Abgrund als auf saftigen Wiesen. Weltweit wird verhungert, verdurstet, getötet, vergewaltigt, vernichtet. Der globale politische Transformationsprozess wird stark von defekten Demokratien, scheiternden Staaten und harten Autokratien beeinflusst. Für einen immer noch großen Teil der Menschheit ändert sich dennoch nicht viel. Freie und faire Wahlen, Meinungsfreiheit, Bürgerrechte, Gewaltenteilung, sicheres Leben? Wen juckt‘s, wenn doch die größte Sorge darin besteht, die Bilder auf Instagram könnten nicht genügend Likes bekommen?

Hoffnung

In die Zukunft hoffen, wie es Paulus beschreibt  – das lege ich meinen drei Kindern in ihren Rucksack für die Reise zwischen Schule, Ausbildung und Studium. In die Zukunft hoffen – umarme ich meine Frau, wenn sie erschöpft aus ihrem Kindergarten kommt. In die Zukunft hoffen ist kein billiger Trost für mich, wenn ich in der Welt unterwegs bin und mich das Elend von Kindern streift, die so alt sind wie meine. Unser Leben drängt in das Licht der Hoffnung. Das ist in Ramadi nicht anders als in Charkiw oder Algier. Oder in München, Hamburg oder Berlin, wo sich Armut, Angst und Hoffnungslosigkeit gut verstecken lassen. Und Gewalt gegen Frauen und Kinder im Partyklamauk verschwinden. Wo Herkunft oft über Zukunft entscheidet.

Aussicht

Auf meinem Schreibtisch steht eine hölzerne Christusfigur. Meine Tochter zog sie in ihrem Bollerwagen vor vielen Jahren durch unseren Ort. Das Ding klapperte auf dem Kopfsteinpflaster laut hin und her und bekam wohl auch ein paar heftige Schrammen im Holz. Diese Schrammen – Wunden am ganzen Körper – sind nicht Schmerzen oder „Seufzen“ allein. Sie sind gelingendes, zerbrechliches und gescheitertes Leben im Reich Gottes. Mit der Aussicht auf Frieden in Ewigkeit. 

Aktuelles

Eine Urne im Wald

Letzte Ruhe – die Friedwaldbestattung

Eine naturnahe und nachhaltige Bestattungsmethode: In abgegrenzten Waldstücken bekommen kompostierbare Urnen eine Baumgrabstätte. Sabine Hoffmann erklärt, wie die Prozedur abläuft und warum keine Kränze oder Grabgestecke erlaubt sind.

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Ein Schwarz-Weiß-Foto von zwei Männern mit Koffern

1986: Ost-West-Friedensvertrag am Küchentisch

Im Sommer 1986 verfassen zwei junge Männer, einer aus dem Westen, der andere aus dem Osten, an einem Ostberliner Küchentisch einen Friedensvertrag: gegen Feindbilder und gegen verbale Mobilmachung. Veränderungen fangen klein an, mit persönlichen Vertrauenserklärungen. Eine Erinnerung von Pfarrer Thomas Jeutner.

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