Im aktuellen Teil ihrer Kolumne schreibt Pröpstin Christina-Maria Bammel über das Projekt „Welcome-Baby-Bags“, das frischgebackenen Müttern Starthilfe gibt – und nun auf der Kippe steht, weil die öffentliche Finanzierung gekürzt werden soll.
Ein guter Platz für das erste Schulpraktikum und ein voller Erfolg für die damals 13-Jährige in allen Hinsichten: Im „Ökumenischen Frauenzentrum Evas Arche e.V.“. Die Aufgabe der Schülerin war, Taschen für den Start ins Leben vorzubereiten: „Welcome-Baby-Bags“. Klasse, in einem solchen Netz von Ehrenamtlichen zu arbeiten, Freude und Hilfe weiterzugeben und selbstwirksam zu sein, meint die Schülerin. Eine Erstausstattung für den Weg ins Leben: Frauen, die Flucht hinter sich haben oder Wohnungslosigkeit erleben, die belastet sind von Krankheit oder Armut, werden seit 2016 mit dem Projekt unterstützt. Es soll ein Start für ein selbstbestimmtes Leben mit einem Neugeborenen in einer persönlichen Ausnahmesituation sein. Eine Tasche löst ja nicht selbstverständlich alle Schwierigkeiten, aber sie ist ein Türöffner für andere Begleit- und Unterstützungsangebote. Während diese Zeilen geschrieben werden, steht das Projekt auf der Kippe. Der Antrag eines Ausschusses liegt auf dem Tisch.
Projektförderung in Gefahr: Berliner Abgeordnete beraten über Kürzungen
Die Abgeordneten von Berlin stehen unter einem hohen Druck. Die Notwendigkeit, die Aufgaben in der Stadt zu priorisieren, bedeutet eine hohe Last. Das ist klar. Und doch können einen diese vulnerable Gruppe besonders sorgen, Mütter und Neugeborene in extrem anspannenden Lagen. Die Kürzungen für die nächsten beiden Jahren werden diskutiert. Diese kommt einer ersatzlosen Streichung der Finanzierung des Projektes gleich. Wie lassen sich dann Mütter in Krisensituationen, in Krankheit oder nach Gewalterfahrungen erreichen? Es geht ja nicht nur um die Tasche mit 45 Produkten und mehrsprachigem Infomaterial, sondern um ein damit verbundenes Berliner Netzwerk aus Fachkräften der Gesundheitsversorgung, der Jugend- und Familienhilfe. 30 Ehrenamtliche sind in das Projekt eingebunden. Aber es braucht auch Koordination und Personalressourcen für Mittelwerbung. Die Sockelfinanzierung sei wie „eine Scheibe trockenes Brot“, sagen die Verantwortlichen, um daraus „zehn belegte Stullen“ zu machen. Und bevor hier gleich moniert wird, dass etwas über 100 000 Euro sicherlich mehr als eine Scheibe trockenes Brot sind, ein Gedanke: Zivilgesellschaftliches Engagement, Gesundheitsvorsorge und akute Hilfe direkt und unkompliziert in einer Stadt wie Berlin, die uns jeden Tag Not und Armut vor Augen führt, das ist viel wert! Für das Ringen miteinander in den Ausschüssen braucht es Kraft und Klugheit. Das sage ich mit großem Respekt vor den politischen Auf-gaben dieser Tage. Möge das auch den besonders belasteten Müttern und Neugeborenen helfen.