Der Organist Philipp Heim.
Der Organist Philipp Heim.

Als Orgelbauer in Hoyerswerda

Organist und Orgelbauer Philipp Heim verbindet eine tiefe Liebe mit seinem Instrument. In der Region um Hoyerswerda gibt es viel Musikalisches dazu zu entdecken

Von Andreas Kirschke

Orgelbauer Philipp Heim übt gern an der Ladegast-Rühlmann-Orgel von 1872 in der evangelischen Kirche in Lohsa. Hier will er die Vielfalt der einzelnen Register wie Viola, Cello, Rohrflöte, Gambe und Cymbelstern erklingen lassen. Er ist gelernter Akkordeonbauer, Orgel- und Harmoniumbauer und begeisterter Orgelspieler. Momentan spielt er am liebsten Mozarts „Romanza“ („Kleine Nachtmusik“), aber auch Bachs „Präludium in C-Dur BWV 553“. „Jedes Mal bin ich tief berührt davon“, erzählt der 26-Jährige aus Friedersdorf in der Gemeinde Lohsa.

Durch einen Trickfilm wurde er auf die Orgel aufmerksam

Die Orgel fasziniert ihn bereits im Alter von vier Jahren, als Philipp Heim den Walt-Disney-Trickfilm „Die Schöne und das Biest – Weihnachtszauber“ sah. Darin kam eine riesige, verzauberte Orgel vor. Sein erstes reales Klangerlebnis bescherte ihm allerdings die Lohsaer Orgel zu Heiligabend 2003, da war er fünf Jahre alt. Mit den Großeltern lauschte er dem Gottesdienst. Vor allem die Orgelklänge begeisterten ihn. „Die Orgel klingt wie ein vielfältiges, wunderbares Ein-Mann-Orchester“, erzählt Philipp Heim. „Das ließ mich nicht mehr los.“ Zunächst sah er nur den „großen Kasten“. Der steckte voller illustrer Klänge. Flöten, Geigen, Posaunen, Trompeten und Fagotte kamen darin vor. Seit 2007 nahm er mit den Großeltern jährlich an den „Großräschener Orgelfahrten“ teil. Rudolf Bönisch und sein Sohn Albrecht Bönisch stellten Interessierten regelmäßig Orgeln vor.

„Jede Orgel erzählt ihre eigene Geschichte“

„So lernte ich die Niederlausitz kennen. Historische, barocke, romantische und moderne Orgeln entstanden dort im Lauf der Jahrhunderte. „Jedes Instrument ist einzigartig und voller Schönheit“, meint Philipp Heim. „Jede Orgel hat eine Seele. Jede Orgel erzählt ihre eigene Geschichte. Das ist wie ein Vermächtnis. Jede Orgel kann man mit gutem Willen am Leben erhalten. Das erlebte ich im Besonderen bei den Orgelfahrten, wo bis zu sechs verschiedene Orgeln vorgestellt wurden und erklangen.“ Solche Erfüllung spürt er ebenso beim Klang der Görlitzer Sonnenorgel in der Peterskirche. 2006 hörte er sie zum ersten Mal. Dort spielte der bekannte Organist Professor Matthias Eisenberg. „Die Orgel stellte alles, was ich bis dahin kannte, in den Schatten“, meint Philipp Heim.

Seinen Wunschberuf bekam er nicht auf Anhieb

Im Haus der Großeltern in Friedersdorf wuchs er auf. In Weißkollm und in Lohsa ging er zur Schule. Ein Praktikum führte ihn 2013 zur Firma Hermann Eule Orgelbau GmbH in Bautzen. Nach dem Schulabschluss informierte er sich dort zwecks Ausbildung, die jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht klappte.

So erlernte er 2015 bis 2018 an der Berufsfachschule „Vogtländischer Musikinstrumentenbau Klingenthal“ zunächst den Beruf „Handzuginstrumentenmacher“.

Tief drinnen blieb der Wunsch, Orgelbauer zu werden. Erneut informierte er sich bei der Firma Hermann Eule Orgelbau Bautzen und bewarb sich. Diesmal klappte es. Von 2019 bis 2022 erlernte Philipp Heim seinen Wunschberuf. Er schloss auch diese Ausbildung erfolgreich ab. Da es ihn reizte, die Restaurierung alter, historischer Orgeln zu lernen, wechselte er nach der Ausbildung 2022 zur Firma Orgelbau Ekkehart Groß in Waditz bei Kubschütz. Diese Firma ist spezialisiert auf die Restaurierung alter und sehr alter Orgeln. Hier arbeitete Philipp Heim unter anderem an der Restaurierung der 250 Jahre alten Johann-Schramm-Orgel in Stangengrün bei Kirchberg im Kreis Zwickau mit. In der Freizeit spielt Philipp Heim selbst gern Orgel. In der Schulzeit lernte er zunächst Keyboard, später Klavier und Akkordeon. Vor allem der Musikund Kunstschule Bischof, speziell Andre Bischof, ist er sehr dankbar dafür.

Sein erstes Orgelkonzert

Seit zwei Jahren wirkt er als Pianist im Bürgerchor Hoyerswerda mit. Ebenso spielt er Klavier in der Boogie-Band Hoyerswerda. 2023 spielte er erstmals im Zejler-Smoler-Haus Lohsa am Originalklavier des sorbischen Komponisten Jan Paul Nagel. Im August 2024 folgte sein erstes Orgelkonzert mit dem Titel „Orgel(ver)führung“ in der katholischen Kirche Heilige Familie in Hoyerswerda.

Foto: Andreas Kirschke

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