Cornelia Weber ist evangelische Leiterin eines ökumenischen Bildungszentrums in Mannheim. Die promovierte Theologin bewirbt sich als Generalsuperintendentin im Sprengel Berlin.
Von Constance Bürger
Mannheim/Berlin. Für viele ist Cornelia Weber vermutlich die unbekanntere Kandidatin. Die promovierte Theologin kommt aus der badischen Landeskirche. Dort hat Cornelia Weber viele Schwerpunkte setzen können und Leitungserfahrung auf allen Ebenen der Kirche gesammelt: Die gebürtige Freiburgerin war Gemeindepfarrerin in Ladenburg, Schuldekanin im Kirchenbezirk Ladenburg-Weinheim und zuletzt in Karlsruhe als Oberkirchenrätin für die Personalfragen der Pfarrer*innen und Diakon*innen in der Landeskirche tätig. Seit Ende 2024 leitet sie als evangelischer Part das Ökumenische Bildungszentrum sanctclara in Mannheim.
Jetzt ruft die Hauptstadt. Das reizt Cornelia Weber. Sie kennt Berlin. Als junge Frau bereitete sie sich hier auf ihren Freiwilligendienst mit Aktion Sühnezeichen Friedensdienste in Israel vor. Als Theologiestudentin erlebte sie in Westberlin den Mauerfall. Zuletzt war Cornelia Weber im vergangenen Herbst im Rahmen eines zweimonatigen Studienaufenthalts in der Hauptstadt. Sie beschäftigte sich in dieser Zeit vor allem mit Veränderungen in der Erinnerungskultur und mit der Frage, wie das interreligiöse Gespräch nach dem Angriff der Hamas auf Israel und dem daraus folgenden Gaza-Krieg noch funktionieren kann.
Der 7. Oktober 2023 schädigte den interreligiösen Dialog
Ein interreligiöses Friedensgebet zum Jahrestag des Überfalls in der Wilmersdorfer Moschee, das den Opfern aller Seiten gedachte, war für sie ein starkes Zeichen. Ebenso eine gemeinsame Nacht der Trauer in der Volksbühne Berlin. „Wir trauern alle, aus unterschiedlichen Perspektiven, aber wir bleiben zusammen und halten das aus“, so die Botschaft. Dass nach den Attentaten vom 7. Oktober 2023 im interreligiösen Dialog viel zerbrochen ist, erlebt Cornelia Weber auch in Mannheim.
In der zweitgrößten Stadt Baden-Württembergs ist sie die evangelische Leiterin der Ökumenischen Bildungsstätte sanctclara, eine wohl einzigartige Institution der Erwachsenenbildung innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Hier entwickelt die 60-Jährige Bildungsangebote und Projekte, um religiöse Akteure der Stadtgesellschaft zu vernetzen. Hier schafft Cornelia Weber Räume, damit Menschen sich (wieder) begegnen können.
Cornelia Weber will Lust auf Kirche wecken
Darin will Cornelia Weber auch ihre Schwerpunkte als Generalsuperintendentin im Sprengel Berlin setzen: Evangelischer Kirche ein Gesicht geben, Gespräche und Begegnung ermöglichen, die Pluralität der Stadtgesellschaft stärken. „Miteinander unterwegs sein“, wie sie sagt. Ansonsten werde die Stadtgesellschaft auseinanderfallen. „Wir als evangelische Kirche haben in dem Vielklang der Religionsgemeinschaften etwas beizutragen“, sagt sie.
Cornelia Weber will Projekte unterstützen, damit Menschen wieder Lust haben, sich mit Kirche zu beschäftigen. In Berlin hat sie viele tolle Ansätze kennengelernt. Sie ist beeindruckt, mit wie viel innovativen Gestaltungsideen Gemeinden und kirchliche Orte Berührungspunkte mit Kirche und christlichem Glauben ermöglichen – seien es Mittagstische, die Startbahn in Neukölln, das Stadtkloster Segen oder die Heilig-Kreuz-Kirche mitten im „Karneval der Kulturen“. „Das reizt mich, da weiter mit -zudenken“, sagt die Theologin.
Schwerpunkt Seelsorge
Cornelia Weber wirkt zugewandt, authentisch, nicht abgehoben. Sie habe ein großes Interesse an Menschen, sagt sie. Als Seelsorgerin will sie hinhören, begleiten und in Konfliktsituation gemeinsam mit den Menschen Lösungsansätze suchen. Als Generalsuperintendentin sieht sie daher die geistliche Begleitung als einen ihrer Schwerpunkte. Einerseits als öffentliche Person, wenn es darum geht, der Stadtgesellschaft in Ausnahme -situationen beiseite zu stehen. Andererseits ist es ihr besonders wichtig, Pfarrpersonen und Ehrenamtler zu unterstützen – als Seelsorgerin und nicht als Dienstvorgesetzte.
Der innerkirchliche Seelsorgebedarf werde zunehmen, meint Weber. Die Kirche steht vor großen Veränderungen. „Unsere Ressourcen gehen deutlich zurück, die Mehrheitsgesellschaft hat keinen Bezug mehr zur Kirche. Das muss unsere kirchliche Arbeit fundamental verändern.“ Hier sieht sie eine der Hauptaufgaben der zukünftigen Generalsuperintendentin: „Es geht in den nächsten Jahren darum, diesen Veränderungsprozess mitzugestalten und die Mitarbeitenden zu stärken, neue Impulse zu setzen und gleichzeitig Abschieds- und Trauerprozesse bei beruflich und ehrenamtlich Tätigen zu begleiten“, sagt Weber. Ältere Pfarrpersonen müssen von manchem los -lassen, was ihnen lieb und teuer geworden ist, junge Pfarrer*innen und Gemeindepädagog*innen stehen vor einer immensen Fülle an Aufgaben. Dies werde nur zu bewerkstelligen sein, wenn kirchliche Arbeit in Zukunft verstärkt vernetzt, arbeitsteilig und auch exemplarisch gestaltet werde, so Weber. Die promovierte Theologin kann hier Erfahrungen aus der Badischen Landeskirche mitbringen. Dort hat sie als Personalreferentin den Transformationsprozess „ekiba 2032: kirche.zukunft.gestalten“ begleitet. Damit bereitet sich die Landeskirche gezielt auf finanzielle und personelle Kürzungen vor. Cornelia Weber war viel in Kirchengemeinden und Bezirken unterwegs, hat hingehört und hingesehen, was die Menschen brauchen, um den Weg der Veränderung mitzugehen. Sie hat mit jüngeren Kolleg*innen ebenso gearbeitet wie mit haupt- und ehrenamtlich Tätigen in Leitungsfunktionen. Wenn sie merkt, dass sie mit Menschen neue Ideen und konstruktive Lösungen entwickeln kann, dann weiß sie, dass sie am richtigen Ort ist. Vielleicht ja auch bald in Berlin.
Generalsuperintendent*innen-Wahl des Sprengels Berlin
Nach dem Kirchengesetz der EKBO werden Generalsuperintendent*innen durch einen Wahlkonvent gewählt. Dieser besteht aus den gewählten Mitgliedern der Landessynode, den Präsides (Vorsitzenden) der Kreissynoden und den Superintendenten des Sprengels Berlin. Den Vorsitz hat Bischof Christian Stäblein. Die Amtszeit endet am 31. Dezember 2031. Die Wahl findet am 30. März in Berlin statt. Der Generalsuperintendent, die Generalsuperintendentin ist für die geistliche und seelsorgerliche Leitung einer Region in der Landeskirche verantwortlich und vertritt in diesem Gebiet den Bischof im kirchlichen und öffentlichen Leben. Er oder sie gehört der Kirchenleitung und der Landessynode an. Neben dem Sprengel Berlin gibt es in der EKBO den Sprengel Görlitz mit Generalsuperintendentin Theresa Rinecker und den Sprengel Potsdam mit Generalsuperintent Kristóf Bálint. Der Sprengel Berlin umfasst die Kirchenkreise Nord-Ost, Stadtmitte, Süd-Ost, Charlottenburg-Wilmersdorf, Neukölln, Reinickendorf, Spandau, Steglitz, Teltow-Zehlendorf und Tempelhof-Schöneberg.
Termine:
Sonntag, 9. März, 14.30 Uhr: Vorstellungsgottesdienst Cornelia Weber.
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Sonntag, 16. März, 14 Uhr: Vorstellungsgottesdienst Julia Helmke. Der Vorstellungsgottesdienst von Michael Raddatz war am 2. März. Alle Vorstellungsgottesdienste finden in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche statt.