Die drei christlichen Gemeinden von Niesky feiern in diesem Jahr jeweils Jubiläen ihrer Gotteshäuser: 150, 125 und 90 Jahre. Am vergangenen Samstag gab es einen musikalischen Höhepunkt im Festjahr
Von Raphael Schmidt
Niesky. „Wir freuen uns riesig hier zu sein in Niesky, wenn sich drei Jubiläen zusammenbinden – ein ganz starkes Zeichen auch von Ökumene – und für uns als Kapellknaben eine große Gelegenheit und ein Geschenk hier zu gratulieren“, sagte Domkapellmeister Christian J. Bonath, der Leiter der Dresdner Kapellknaben, nach dem Konzert, das mit stehenden Ovationen, im großen Saal der Brüdergemeine am Nieskyer Zinzendorfplatz zu Ende ging. Christen, konfessionsübergreifend, Nieskyer Bürger und Gäste wurden am vergangenen Samstagabend von den Kapellknaben durch Musik aus mehreren Jahrhunderten geführt.
Gelebte Ökumene in Niesky
Die Klammer um den musikalischen Abend, der einer der Höhepunkte im dreifachen Festjahr war, lautete: „Gott allein sei die Ehre“. Die drei Gotteshäuser in Niesky stehen unter diesem Wort. Die Kirche der Brüdergemeine, in der das Konzert stattfand, ist 150 Jahre alt, die evangelische Christuskirche 125 und die katholische Sankt-Josefs-Kirche wurde 90 Jahre alt. Die drei Jubiläen wollte man gemeinsam begehen und feiern – ökumenisch – so wurde es in den drei Gemeinden festgelegt.
Ökumene wird in Niesky zwischen den drei christlichen Gemeinden gelebt. Zu den vielen gemeinsamen Veranstaltungen gehört die Martinsfeier. Sie gibt es in der Kleinstadt mit etwa 10000 Einwohnern seit vielen Jahren. Im Sommer gab es am Sonntag nach Fronleichnam ein Brotfest. „Ich bin das Brot des Lebens“, sagt Jesus. Zu seinen Jüngern sagte er: „Gebt ihr ihnen zu essen“. Damit meinte Jesus auch gute Worte, so wie es bei Matthäus 4,4 steht: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.“
Niesky lebt vom Ehrenamt
Solche guten Worte sprach Janis Kriegel, der Pfarrer der evangelischen Christuskirchengemeinde, bei seiner Rede zur Eröffnung des 5. Bürgerballs Ende März. Niesky hat 65 aktive Vereine. Aus ihnen und der Bürgerschaft werden einmal im Jahr bei diesen Bällen, Menschen ausgezeichnet, die Besonderes leisten. Unter ihnen sind Sportler ebenso, wie Hospizhelfer oder, wie unlängst, ein Kantor.
„Niesky als Kleinstadt fernab der großen Metropolen lebt von seinem Ehrenamt“, sagte Janis Kriegel damals: „Ich staunte nicht schlecht, als ich beispielsweise in unserer Kirchengemeinde zahlreiche Ehrenamtliche kennenlernte, die auch in Zeiten, als es keinen evangelischen Pfarrer gab, hier das gesamte kirchliche Leben mit Freude und Ausdauer, mit Geduld und Geist stemmten, dabei dieses nicht nur am Leben erhielten, sondern tatsächlich aktiv in die Zukunft führten mit je eigenen, neuen Impulsen“. Dies sei „ein Bild, das ich gern auf unsere gesamte Stadt erweitern will. Denn das Ehrenamt ist der Träger unserer Zivilgesellschaft.
Es ist heutzutage schlichtweg unmöglich alles sportliche, kulturelle, soziale oder auch religiöse Engagement allein durch Hauptamtliche abzudecken. Dies ist – und war sicherlich auch in der Vergangenheit – nicht zu leisten“.
Dies gilt ebenso für die drei Jubiläumsgemeinden. Ohne die vielen Helferinnen und Helfer, von denen viele hinter den Kulissen aktiv sind, hätten die vielen Veranstaltungen in diesem Jubiläumsjahr nicht stattfinden können.