Mit 17 Jahren wurde Katharina Schorn erstmals in den Gemeindekirchenrat ihrer Gemeinde gewählt. Bis Ende Oktober war die heute 23-jährige Studentin Vorsitzende der EJBO, der Evangelischen Jugend- Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Warum junge Menschen bei den Wahlen zu den Gemeindekirchenräten wählen gehen sollten und eine Stimme auf dem Wahlzettel verdienen, erzählt sie im Interview.
Von Constance Bürger
Mit 17 Jahren wurden Sie erstmalig in den Gemeindekirchenrat gewählt, wie kam das, Frau Schorn?
Katharina Schorn: Das erste Mal in Berührung kam ich mit dem Gemeindekirchenrat (GKR) meiner Gemeinde im Alter von 16, als wir unseren Jugendtreff umgestalten wollten. Da habe ich gemerkt, welchen Einfluss der GKR auf die Jugendarbeit in einer Gemeinde haben kann und wie wichtig ein guter Austausch ist. 2019 wurde ich das erste Mal als junge Älteste mit 17 Jahren in den GKR gewählt.
Was nehmen Sie aus dieser Zeit mit?
Mein erstes Jahr war ein großes Learning von Kirche, ein Kennenlernen von Strukturen und Abläufen. Während dieser Zeit habe ich auch viel über mich gelernt und die Jugendarbeit hatte eine Stimme in der Gemeindeleitung. Diese Erfahrungen haben mich und ein Team aus weiteren jungen Menschen in der Evangelischen Jugend Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz dazu motiviert, eine Kampagne für junge Menschen zu starten, um wählen zu gehen oder sich sogar selbst als Älteste zur Wahl zu stellen.
Wie ist die Kampagne #WählGlaube angekommen?
Die Kampagne #WählGlaube kommt bei vielen jungen Menschen gut an, weil sie zeigt, dass Kirche auch politisch und gesellschaftlich relevant ist ohne dabei parteipolitisch zu sein. Sie spricht unsere Sprache, ist visuell ansprechend, nicht zu überladen, gibt kompakte und übersichtliche Informationen und lädt dazu ein, Verantwortung zu übernehmen. Viele können zum ersten Mal wahrnehmen: „Hey, meine Stimme in der Kirche zählt wirklich!“
Warum ist es aus Sicht der EJBO wichtig, wählen zu gehen?
Wählen zu gehen heißt, mitzugestalten. Gerade in der Kirche, wo Gemeinschaft und Teilhabe zentrale Werte sind, ist das ein starkes Zeichen. Wenn wir wollen, dass Kirche vielfältig, offen und zukunftsfähig bleibt, dann müssen wir uns auch beteiligen, nicht nur meckern, sondern mitentscheiden.
Welche Bedeutung haben die GKR-Wahlen für junge Menschen – interessiert sie die Wahl überhaupt?
Ehrlich gesagt: Viele junge Menschen wissen gar nicht genau, was der GKR macht. Wenn sie aber erfahren, dass dort über Themen entschieden wird, die sie direkt betreffen, wächst das Interesse schnell. Die Wahl ist eine Chance, die Stimme der Jugend sichtbarer zu machen und zu zeigen: Kirche ist auch unsere Sache.
Wie ist der Eindruck innerhalb der EJBO: Werden die Belange von jungen Menschen in den GKRs berücksichtigt?
Das ist sehr unterschiedlich. In manchen Gemeinden funktioniert das richtig gut, da sind junge Leute im GKR oder ihre Anliegen werden ernst genommen. In anderen ist noch Luft nach oben. Oft braucht es einfach mehr Begegnung auf Augenhöhe und Vertrauen, dass junge Menschen Verantwortung übernehmen können. Wir sehen es auch als Aufgabe eines GKRs, jungen Menschen diese Möglichkeit zu schaffen, Verantwortung zu übernehmen und zu lernen.
Gibt es etwas, das du als Vertreterin der Evangelischen Jugend mit Blick auf die Wahlen älteren Menschen gern sagen würdest?
Ja! Danke, dass ihr Kirche über so viele Jahre getragen habt, aber bitte öffnet den Raum auch für neue Ideen. Junge Menschen wollen nicht alles umwerfen, aber sie möchten mitreden, mit-gestalten und Kirche in ihre Zukunft führen. Wenn Alt und Jung gemeinsam Kirche denken, entsteht echte Lebendigkeit.



