Menschen in blauen Westen
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Görlitzer Bahnhofsmission: Wo Einsame Zuflucht finden

Sabina Breden leitet mit Herz und Hingabe den Hilfe-Ort für Obdachlose, Gestrandete und Straffällige, die eine Chance suchen.

Von Andreas Kirschke

Den Gründonnerstag im letzten Jahr wird Sabina Breden nicht vergessen. Ein Anruf aus der Stadt Opole in Polen vom deutschen Konsulat erreichte die Leiterin der Görlitzer Bahnhofsmission. „Ein Demenzkranker sollte nach Mannheim gebracht werden“, erinnert sich die 49-Jährige. Binnen Stunden organisierte sie mit Karsten Mierig, Leiter der Görlitzer Stadtmission, einen Fahrdienst. „Solche Tage stärken mich. Sie geben mir Kraft zum Weitermachen. Sie sind Wertschätzung für die Bahnhofsmission“, sagt die Leiterin.
Ihre katholischen Wurzeln liegen in Polen. In Piekary Śląskie bei Katowice wuchs sie auf. Ihre Großeltern väterlicherseits waren Polen, mütterlicherseits Deutsche. „Oma Maria war ein Engel auf Erden. Ihre Herzensgüte, ihr Mitgefühl, ihre Hilfsbereitschaft, ihr Gottvertrauen prägten mich“, erzählt Sabina
Breden.

1988 reiste die gesamte Familie nach Deutschland aus. Sie wollte ein neues Leben beginnen. Sabina Breden war damals 13 Jahre. Die deutsche Staatsbürgerschaft zu erhalten war schwierig trotz deutscher Vorfahren. Sabina Breden half damals schon häufig übergesiedelten Familien als Übersetzerin. 2021 zog sie mit ihrem Mann Michael in die Lausitz. „Wir ließen alles hinter uns. Wir wollten neu anfangen. Mit Offenheit und mit Gottvertrauen“, schildert die Katholikin. Seit Juli 2023 leitet sie die Görlitzer Bahnhofsmission.

Ein Ort der Hilfe

Seit 1925 besteht die Görlitzer Bahnhofsmission. Sie gilt als Zufluchts- und Hilfe-Ort für Reisende, Einsame, Obdachlose und Gestrandete. Durch die Nazis verboten, 1946 wiedereröffnet und 1956 durch die Staatsmacht der DDR wieder geschlossen. Am 21. November 1991 kam es zur Wiedereröffnung. Görlitz war damals die erste Bahnhofsmission in den neuen Bundesländern. Heute betreut sie Reisende direkt am Bahnsteig. Vor allem den Älteren, den Rollstuhlfahrern, den Fahrradfahrern und den Müttern mit Kinderwagen hilft sie weiter. „Wir geben auch Menschen eine Chance, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind. In der Bahnhofsmission können sie als Mitarbeiter zur Verbüßung ihrer Strafe soziale Stunden ableisten“, sagt Sabina Breden.

Jeden Mittwoch ist die Bahnhofsmission die erste Station des Suppenküchenmobils der Görlitzer Stadtmission. An allen Adventssonntagen öffnet die Görlitzer Bahnhofsmission mit einer langen gedeckten Lebensmittel-Tafel. „Im Alltag hören wir uns mitunter viel an. Gefrustete lassen Dampf ab, überschreiten Grenzen“, schildert Mitarbeiter Frank, einer der zwölf Ehrenamtlichen. Sabina Breden als Leiterin arbeitet in fester Teilzeitstelle.

Ein steiniger Weg liegt

Im Alltag unterstützen immer wieder Spender die Bahnhofsmission. Eine enge Partnerschaft besteht zur Evangelischen Versöhnungskirchen-Gemeinde Görlitz-Weinhübel. Intensiv arbeitet die Bahnhofsmission zudem mit der Deutschen Bahn, mit der Polizei und mit Vereinen zusammen. „Dafür sind wir dankbar“, sagt die Leiterin. Sabina Breden sucht aktuell schon wieder für ein neues Projekt Spender. Viele Ideen will sie noch umsetzen. Freude und Erfüllung spürt sie im Alltag der Görlitzer Bahnhofsmission. Das erste Jahr mit Höhen und Tiefen ist gemeistert. Jetzt folgte am 7. Juli 2024 ihre feierliche Einsegnung durch Pfarrer Ulrich Wollstadt in der Evangelischen Auferstehungskirche Görlitz-Weinhübel. Bewegende Worte fand der Pfarrer. Er erinnerte an Sabina Bredens polnische Wurzeln, an Oma Maria und an den oft steinigen, schwierigen Lebensweg ihrer Enkelin. Diese absolviert jetzt begleitend zum Beruf als Leiterin der Bahnhofsmission eine Ausbildung zur Suchtkranken-Helferin.

Dankbar ist Sabina Breden ihrer Familie, ihrem Team, vor allem jedoch Gott. „Er hat mein Leben immer gefügt. Ich habe gelernt, all meine Sorgen, all meine Ängste an ihn abzugeben“, meint die heutige Lausitzerin. „Die Bahnhofsmission ist meine Berufung. Ich bin dankbar und stolz, dass ich heute so vielen Menschen helfen kann.“

Zum Foto: Sabina Breden und das Team der Görlitzer Bahnhofsmission.
Quelle: Andreas Kirschke

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