Ein Nachruf auf Generalsuperintendent im Ruhestand Leopold Esselbach, den „Vater“ der Grundordnung
Von Rosemarie Cynkiewicz
Am 14. August 2024 ist Leopold Esselbach kurz nach seinem 93. Geburtstag verstorben. Als mich diese Nachricht erreichte, war ich traurig, denn wieder war ein guter alter Weggefährte heimgegangen. Doch dann dachte ich zurück an den 9. Juli, und mein Herz wurde leichter. Es war ein herrlicher Sommertag, an dem Leopold Esselbach im Garten seines Hauses noch einmal im Kreis von Familie und Freunden Geburtstag gefeiert hat. Körperlich gezeichnet, fast blind und sehr schwach, freute er sich an seinen Gästen, ließ sich erzählen, fragte nach diesem und jenem. Er selbst sprach wenig, doch ein Satz hat mich berührt und ist mit mir gegangen: „Mir geht es gut, denn meine Frau sorgt für mich, und jeden Tag liest sie mir eine Stunde vor.“ Welch ein Geschenk!
Und dann gingen meine Gedanken weit zurück. Vor meinem inneren Auge sah ich den tatkräftigen, klugen Superintendenten Esselbach, dem ich als konsistoriale Ortsdezernentin für den Sprengel Eberswalde 1977 in Neuruppin begegnete. Es hat mich damals beeindruckt, wie umsichtig und brüderlich er den Kirchenkreis Ruppin leitete. Und bei Konventen und Synoden hat er mit seinen gut vorbereiteten und klaren Beiträgen oft Wichtiges und Weiterführendes eingebracht.
So war es wenig überraschend, dass Leopold Esselbach 1983 zum Generalsuperintendenten des Sprengels Eberswalde berufen wurde. Er kannte den Bereich, der zehn Kirchenkreise im Nordosten unserer Landeskirche umfasste, sehr gut, denn er war Hilfsprediger in Herzfelde, Pfarrer in Chorin und schließlich Superintendent in Neuruppin gewesen. So sorgte er in der Kirchenleitung sehr bald dafür, dass die Stimmen der ländlichen Gemeinden nicht überhört wurden. Mit Predigten, Vorträgen und Lageberichten hat er „vor Ort“ über kirchenleitendes Handeln, auch im gesellschaftspolitischen Bereich, informiert und das Gespräch gesucht. Zentrales Anliegen war ihm jedoch der Gemeindeaufbau, darunter der Lektorendienst und die Gewinnung von gemeindlichen „Bezugspersonen“. In der DDR-Zeit waren auch für ihn die Gespräche mit den staatlichen Vertretern der Bezirke Pflichtaufgabe, oft sehr schwierig, aber äußerst wichtig.
Gesamtkirchlich ist Leopold Esselbach als der „Vater“ der Grundordnung von 1978 bekannt geworden. Er hat damit zu einer gewissen „Demokratisierung“ unserer Kirche beigetragen. Als Ausschussvorsitzender war er auch am Zustandekommen der „Nachwende-Grundordnung“ von 1994 maßgeblich beteiligt. Weniger bekannt ist dagegen sein großes Engagement für die Seelsorge, der er hohe Bedeutung beimaß.
Und ich selbst als „Konsistoriale“ denke gern an die gute Zusammenarbeit mit „meinem“ Generalsuperintendenten zurück. Wir waren nicht immer einer Meinung, haben auch gestritten, doch zerstritten haben wir uns nie. Auch in den Jahrzehnten des Ruhestandes sind wir einander gut verbunden geblieben. Danke, Bruder Esselbach, und ein letztes Gott befohlen!
Die Trauerfeier für Leopold Esselbach findet am Freitag, 30. August, um 12 Uhr in der Klosterkirche Neuruppin statt. Rosemarie Cynkiewicz ist Oberkonsistorialrätin im Ruhestand.
Foto: Ulrike Voigt