Alice Mashingaidze vertritt als Botschafterin ihr Land Zimbabwe in Deutschland. Als Christin besucht sie den Gottesdienst und singt auch mal ein Glaubenslied ihrer Heimat.
Von Roger Töpelmann
Ihre Exzellenz Alice Mashingaidze kann einen schon überraschen: Kommt man zu ihrer Botschaft im Bezirk Berlin-Reinickendorf, dann sieht man nur eine bescheidene Villa am Dannenwalder Weg stehen, unweit des Märkischen Viertels. Ein Fahnenmast trägt die Nationalflagge Zimbabwes, der früheren britischen Kolonie, die auch Southern Rhodesia genannt wurde und seit 1980 unabhängig ist. Im Eingang steht ein mannsgroßer schwarzer Berliner Buddy-Bär, der die Besuchenden wohl ein wenig augenzwinkernd empfängt. Doch das ist alles dienstlich.
Mit digitalem Übersetzer in der Kirche
An sich wohnt die verheiratete Botschafterin für das afrikanische Zimbabwe nämlich am anderen Ende der Stadt nahe der Autobahn Avus, in Nikolassee im Evangelischen Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf. Dort geht sie sonntags regelmäßig in die Kirche Nikolassee, meist in Begleitung von Mitarbeiterinnen. Hier predigt (in der Regel) Pfarrer Karsten Wolkenhauer.
Die Sprachbarriere überwindet sie mit Hilfe eines digitalen Übersetzers. „Wenn ich in der Kirche bin und auf Menschen der Gemeinde treffe, spüre ich christlichen Glaubensmut“, sagt die aus dem südafrikanischen Land entsandte Diplomatin. In ihrem Heimatland sind über 80 Prozent der Einwohner Mitglieder einer christlichen Kirche.
Das Überleben ihres Babys war wie ein Wunder
Ihren Glauben gefunden hat die 56-jährige Frau nach der Geburt eines ihrer drei Söhne. Das Baby überlebte wie durch ein Wunder auf einer Intensivstation, obwohl die medizinischen Aussichten schlecht waren. „Danach war ich nie wieder dieselbe und spürte das als spirituellen Geburtstag.“
Die in der Methodist Church in Zimbabwe aufgewachsene Christin kommt aus innerer Überzeugung in die historisch bestens erhaltene Kirche Nikolassee. Ganz weltlich geht es hier zu: So ist auf dem Altar kein Kruzifix zu sehen, sondern Christus als Weltenherrscher, der die Erdkugel auf seiner Hand hält. Das passt zur Diplomatin. „Hier ist der Altar Gottes, Gebete sind lebendig und die Engel Gottes kommen, um uns zu segnen“, beschreibt sie ihre Empfindungen.
Steiler Karriereweg
Wenn man Frau Mashingaidze zuhört, ist man überrascht, welche Glaubensstärke sie ausstrahlt und welchen Mut sie zeigt, hier in Berlin von ihren Überzeugungen zu sprechen. Mrs. Ambassador, Frau Botschafterin, hat eine steile Karriere hinter sich: Nach dem Studium an der University of Zimbabwe startete sie als Dozentin für Geschichte, wurde Chefin der historischen Abteilung, dann General Manager in der „Public Service Commission“, einer Einrichtung für den öffentlichen Dienst in der Hauptstadt
Harare. Als Diplomatin für vier skandinavische Länder Schweden, Norwegen, Dänemark, und Finnland kam sie schließlich nach Europa und wurde 2021 als Botschafterin ihres Landes in Deutschland akkreditiert.
„So sehe ich mich täglich als ein ,Ambassador for Christ‘.“ Wenn Botschafterin Mashingaidze zum Schluss des Gottesdienstes ein Solostück ihres Glaubens singt, zum Beispiel „The Lord is my shepard“ oder ein Lied in ihrer Landessprache – erklingt das als mutiges Bekenntnis für den Alltag aller.
Foto: Roger Töpelmann