Grünes Kirchenfenster
Grünes Kirchenfenste

Ein sensationelles Fenster für Pritzwalk

Pritzwalk. Es ist eine kleine Sensation: Das neue Südfenster der Pritzwalker St. Nikolai-Kirche der Leipziger Künstlerin Dana Meyer. In den letzten Weltkriegsmonaten durch eine Explosion auf dem Pritzwalker Bahnhof zerstört, blieb das acht Meter hohe Fenster über siebzig Jahre lang vermauert. Bis sich die Gemeinde die Öffnung des Fensters und eine Neugestaltung wünschte: eine Verbindung zur Stadt, eine Erinnerung an die Kriegswunde, aber auch ein Zeichen für den Frieden und neues Leben.

Das war vor zwölf Jahren. Ein langer Prozess begann: Komplizierte Abstimmungen mit dem Denkmalschutz, Workshops zum Raumprogramm der Kirche, Diskussionen über das öffentliche Zeichen in Richtung Stadt. Am Ende stand ein Wettbewerb mit einer hochkarätig besetzten Jury, die aus über 90 Bewerbungen den Entwurf der Künstlerin Dana Meyer auswählte.

Zeichen für das Leben

Es ist ein komplexes Fenster geworden: Auf den ersten Blick und aus der Distanz ein Blick in die lichte grüne Baumkrone einer Linde, wie sie auch tatsächlich zwischen Kirche und Marktplatz zu finden sind – ein lebensbejahendes Zeichen für neues Leben und die Bewahrung der Schöpfung. Auf den zweiten Blick und aus der Nähe betrachtet eine komplexe Schichtung eines Wegegefüges, das in Richtung Stadt führt, feuerrote Partien erinnern an das brennende Gebälk der Kirche, die Kriegswunde. Die Schichten überlagern sich und fügen sich in ein sowohl figürliches, als auch abstraktes Gesamtbild, das die verschiedenen Geschichten des Kirchenbaus visuell zusammenführt.

Die Gemeinde lebt gut und gerne mit dem neuen Fenster: Einmal im Monat wird zu einem Friedensgebet vor dem Fenster eingeladen. Exkursionen mit Schülerinnen und Schülern aus dem Religionsunterricht besuchen das Fenster. Es ist tatsächlich einen Besuch wert. Vor allem lohnt es sich, das Fenster aus verschiedenen Distanzen und aus verschiedenen Blickwinkeln wahrzunehmen: Erst wer das Fenster von außen vom Marktplatz und von innen, aus der Nähe, auf den Emporen, und aus der Distanz, vom Kirchenschiff aus, gesehen hat, hat es wirklich gesehen.

St.-Nikolai-Kirche, Kirchstraße in 16928 Pritzwalk

Text: Hannes Langbein
Foto: Dana Meyer

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