von Walter Plümpe
Müncheberg. Um 1520 wurden sie in der „Werkstatt des Bernauer Altares“ für den ehemaligen Hermersdorfer Hochaltar geschnitzt: acht Heiligenfiguren, die etwa einen Meter groß sind. Vor 190 Jahren kamen sie wegen einer Kirchensanierung ins Lebuser Heimatmuseum nach Müncheberg. Dort verliert sich ihre Spur.
Im Jahr 2000 gründete sich der Verein „Dorf und Kirche Hermersdorf“, ein Ortsteil der Stadt Müncheberg im Landkreis Märkisch-Oderland. Der Förderverein erhielt einen Hinweis über zwei der acht Heiligenfiguren: die Heilige Anna Selbdritt und der Apostel Petrus. „Es brauchte einen sehr langen Atem, bis die Figuren restauriert zurückgebracht wurden und jetzt frisch restauriert in alter Schönheit wieder vor uns stehen“, sagt Martin Schulze, Vorsitzender des Vereins. Das verdankt die Gemeinde der Restauratorin Katharina Geipel. Im Rahmen eines „Altarfigurenfestes“ übergab sie kürzlich die sanierten historischen Altarfiguren.
Vom Dachboden in den Konferenzraum.
Doch bis sie endgültig wieder in ihrer Heimatkirche Platz finden, wird es noch einige Jahre dauern. Die Hermersdorfer Kirche wird zurzeit umfassend saniert. Die Figuren können bis zur Fertigstellung in der Müncheberger Stadtpfarrkirche St. Marien besichtigt werden.
Die aus Lindenholz geschnitzten halbplastischen Figuren landeten 1837 auf dem Dachboden des Pfarrhauses, weil ein neuer Altar aufgestellt wurde. 1867 entdeckte man sie dort und übergab sie dem neu gegründeten Heimatmuseum Müncheberg.
Das Museum wurde 1945 zerstört. Nur diese beiden Figuren überstanden den Krieg. Sie wanderten in den Konferenzsaal des Konsistoriums in Berlin. Als das Konsistorium 1992 umzog, wurden sie der Restauratorin Katharina Geipel übergeben, bei der sie über 30 Jahre lang lagerten. Der Förderverein erfuhr 2002 vom damaligen Pfarrer Ulli Baller von den zwei Altarfiguren. Ortwin Simon, Vereinsmitglied und „Sonderbeauftragter“ für die Figuren, sorgte für ihre Restaurierung und Rückkehr nach langer Irrfahrt.
Ein Stück Heimat
Fritz-Georg Streichert, Bürgermeister von Müncheberg, sagte bei der Übergabe: „Würde, Ausstrahlung und Seele wurden den beiden Figuren zurückgegeben.“ Sie stünden für Erinnerung, Glauben und Heimat und zeigten, wie reich die Heimatgeschichte sei. Auch Frank Schürer-Behrmann, Superintendent im Kirchenkreis Oderland-Spree, und Philipp Schauer, Regionalbeauftragter des Förderkreises Alte Kirchen in Berlin-Brandenburg, äußerten sich glücklich über die Heimkehr von Anna Selbdritt und Petrus nach langer Odyssee.
Gefeiert wurde sie mit einer Andacht, gestaltet von Pastorin Karin Bertheau, und mit Musik von der Gruppe Salty Matches. Kinder der Gemeinde präsentierten die Heimkehrer als eigene Kunstwerke – aus Verpackungsresten hergestellt. Hans-Martin Meckel erinnerte an den Wiederaufbau der Kirche, die er als Sohn des Pfarrer Ernst-Eugen Meckel hautnah erlebt hatte.
„Wir übergeben die Figuren nach unserem Fest in die Obhut der Stadtpfarrkirche in Müncheberg. Dort können sie von sehr viel mehr Besuchern bestaunt werden“, sagte Christiane Heydenreich vom Vereinsvorstand.