Mann und Tochter mit Pinsel, farbe und Wasserglas
Nixie und ihr Vater experimentieren. Foto: Andrea von Fournier

„Kirche Kunterbunt“: Eine Oase am Samstag

Die „Kirche Kunterbunt“ lockt Familien mit Kindern in die Kirche. Im Kirchenkreis Charlottenburg-Wilmersdorf laden mehrere Kirchengemeinden regelmäßig dazu ein. Ein Besuch in der Friedensgemeinde.

Von Andrea von Fournier

Berlin. „Ich will Regenbogenwasser machen!“, ruft Nixie energisch ihrem Vater zu. Und dann die Frage: „Was ist das überhaupt?“. Das wird Julia Gebhardt gleich erklären. Über den Tischen im Gemeindehaus der Friedensgemeinde Berlin-Charlottenburg wölbten sich anfangs weiße Tücher. Julia Gebhardt lüftete die Geheimnisse darunter mit den umstehenden Kindern und brachte deren Augen zum Leuchten.

An unterschiedlichen Stationen können Kinder mit ihren Familien in einer „Aktivzeit“ basteln, experimentieren, malen und kleben und dabei mit anderen ins Gespräch kommen. Das Motto wechselt, dieses Mal heißt es „Wachsen und Werden“. Die Aktivzeit wird gerahmt von gemeinsamem Essen und einer kleinen Andacht als Feierzeit.

„Oasen Samstag“: Aktivzeit für Familien in der Kirche Kunterbunt

Der „Oasen Samstag“ ist ein beliebtes Format in der Kirchengemeinde. Sechs bis acht Mal im Jahr werden bis zu 50 Interessenten begrüßt. Das Angebot richtet sich an Erziehende mit Kindern im frühen Schulalter. Ausnahmsweise probieren Pfarrer Wolfgang Häfele im Vorbereitungsteam mit Mandy Stenzel, Amelie Gentz und Julia Gebhardt diesmal den Sonntag als Oasentag. Das kommt nicht so gut bei den Familien an, deutlich weniger sind dabei. „Dann werden wir den Termin wieder auf Samstag legen, es war ein Versuch“, kündigt Wolfgang Häfele an.

Friedrich Tromm, der mit Frau und vier Töchtern zum ersten Mal dabei ist, findet das Angebot und auch den Sonntag dafür gut. Pfarrer Häfele hat sie eingeladen, weil das Paar seine Jüngste taufen lassen will. Der Vater hat sich kaum umgeschaut, da sitzen seine beiden Töchter Eleanore und Gabriella schon mit Holzbrett, Hammer und Nägeln am Tisch und werkeln. Ihm gefällt das und er setzt sich mit der Kleinsten auf dem Arm zu ihnen.

Kirche Kunterbunt: Kinder werden mit der frohen Botschaft angesprochen

So entspannt und dabei auch das Thema im Blick behaltend, geht Julia Gebhardt von Tisch zu Tisch, schaut zu, hilft, erzählt. Sie ist vom Kirchenkreis Charlottenburg-Wilmersdorf eingesetzt worden, um das Projekt „Kirche Kunterbunt“ in die Gemeinden zu tragen. Die Idee dahinter: Kinder mit der frohen Botschaft anzusprechen, sie zusammen mit ihren Eltern, Großeltern oder Freunden aus einem manchmal schwierigen Alltag in oft leerstehende Kirchengebäude zu holen und Familien in die Gemeinschaft zu integrieren. „Kirche Kunterbunt“ will Kirche neu erlebbar und mit freundlich ausgestreckter Hand nahbar machen.

Wolfgang Häfele war Initiator und Multiplikator der Aktion in Berlin. Vor Jahren hörte er auf einer Veranstaltung davon. Der Diakon der Nachbargemeinde kannte Ansprechpartner in Hannover und rasch knüpfte man Fäden, um Erfahrungen mit dem jungen Familienangebot, das sich seit 2004 aus Südengland durch mehrere Länder verbreitet, einzuholen. Der Pfarrer, selbst Vater, brannte für das Format.

Für den „Oasen Samstag“ viel der reguläre Kindergottesdienst weg

Seit 2019 gibt es ein deutschlandweites, ökumenisches Dach, „Kirche Kunterbunt – frech und wild und wundervoll“. In den Gemeinden laufen die Veranstaltungen unter verschiedenen Namen mit gleichem Ablauf: Aktiv-, Feierzeit und gemeinsames Essen.

In der Friedensgemeinde fiel für den „Oasen Samstag“ der traditionelle Kindergottesdienst weg. Die Entscheidung fiel dem Gemeindekirchenrat schwer, hat sich aber bewährt. Im Kirchenkreis gibt es bei 5 der 17 Gemeinden regelmäßige „Kunterbunt“-Aktionen, eine sechste ist am Start.

„Kirche Kunterbunt“ wurde beim „Inspirationstag“ vorgestellt

Amelie Gentz und Mandy Stenzel, bekennende „Basteltanten“, machen alle Vorlagen für die Aktiv-Stationen an diesem Sonntag selbst. Ostereier gestalten, Regenbogenwasser herstellen, Papierblüten im Wasser zum Öffnen bringen, Fensterbilder malen – „Was braucht es zum Wachsen?“ findet sich in irgendeiner Form darin wieder und wird in der Andacht nochmal thematisiert. Mit Fladenbrot und Salaten geht der Tag zu Ende. Julia Gebhardt freut sich, dass er so gut gelungen ist. Damit noch mehr Gemeinden im Land von „Kunterbunt“ hören und profitieren, gab es gerade einen „Inspirationstag“ im Amt für kirchliche Dienste in Berlin.

Am 5. Juli, von 15 bis 18 Uhr, findet der nächste „Oasen Samstag“ in der Friedensgemeinde, Tannenbergallee 6, Berlin-Charlottenburg statt.

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