Pilgernd zu Ruhe und innerer Einkehr finden, dazu möchte der frisch fertiggestellte Brandenburgische Klosterweg einladen. Auf 130 Kilometern verbindet er ehemalige Klöster und zahlreiche Dorf- und Stadtkirchen in idyllischer und seenreicher Landschaft. Anlässlich der 725-Jahr-Feier zur Gründung von Himmelpfort wird an diesem Samstag die letzte der fünf Infotafeln eingeweiht.
„Coeli porta!“ – Himmelpforte – so soll der erste Zisterzienserbruder Otto gerufen haben, als er die wunderbare Landschaft erblickte, die den Ort zwischen den drei Seen umgibt. 1299 zogen seine Ordensbrüder in das von Markgraf Albrecht III gegründete Kloster ein. Bis zur Reformation lebte und arbeitete hier eine kleine Gemeinschaft von etwa 15 Zisterziensermönchen. Die efeuumrankten Backsteinbögen der Klosterruine markiert das verbliebene Mittelschiff des einst dreischiffigen Baus. Neben der Klosterkirche hängen die Glocken im freistehenden Holzturm von 1917. Für die kleine Arbeitsgemeinschaft um Karl-Otto Winkler und Reinhard Kees lag hier der Ausgangspunkt für die Idee eines Pilgerweges, der die ehemaligen Brandenburgischen Zisterzienserklöster Himmelpfort, Zehdenick und Lindow seit vergangenem Jahr vollständig miteinander verbindet.
Die Markierungen mit der stilisierten Muschel auf weinrotem Grund sind nun in beiden Laufrichtungen angebracht, die Pilgerpässe frisch gedruckt und die letzte der fünf großen Informationstafeln wird an diesem Sonntag, 7.7. um 11 Uhr nach dem Festgottesdienst zur 725-Jahr Feier zur Gründung von Himmelpfort eingeweiht. Viele Freiwillige hätten im Laufe der Zeit geholfen, dieses Projekt wahr werden zu lassen, darüber freut sich Reinhard Kees, der gerade die Stempelkästen an den 18 Stationen des insgesamt 130 Kilometer langen Weges montiert. Die Motive der Stempel hat er zum größten Teil selbst entworfen. Der Pfarrer im Ruhestand übernahm zum 1. Juli die Leitung der Arbeitsgruppe von Karl-Otto Winkler, der sich seit 2013 engagiert für den Brandenburgischen Klosterweg einsetzt, der auch die Verbindung zum Mecklenburgischen Klosterweg herstellt. „Deshalb ist der Start in Fürstenberg, das ja zur Nordkirche gehört“, erklärt Reinhard Kees.
Von Fürstenberg bis Zehdenick
Von hier aus geht es zunächst auf gut befestigten Wegen acht Kilometer durch Wald und Flur zwischen zwei Seen hindurch bis zum ehemaligen Zisterzienserkloster Himmelpfort. Von hier aus sind es 37 Kilometer bis zur historischen Klosteranlage nach Zehdenick. „Am besten teilt man die Etappe auf mehrere Wegtage auf“, empfiehlt Reinhard Kees, der selbst gerne pilgernd unterwegs ist. Eine Liste mit Übernachtungsmöglichkeiten entlang des Weges entsteht derzeit in Zusammenarbeit mit den regionalen Tourismusverbänden. „Da ist vom Klappbett in der Kirche bis zum Landgasthof alles dabei“, so Kees. Von Himmelpfort aus führt der Weg zunächst über die Schleusenbrücke nach Süden, immer am Wasser entlang bis zum Stadthafen Zehdenick. Über die Klosterstraße erschließt sich die wunderbare Anlage des einstigen Zisterzienserklosters von 1250 – ebenfalls eine spannende Klosterruine mit wechselvoller Geschichte. Ein Hostienwunder hatte Zehdenick im Mittelalter zum berühmten Wallfahrtsort gemacht. Später entwickelte sich hier ein blühendes Kloster, bis es mit der Reformation 1541 in ein Stift für adlige Damen umgewandelt wurde. Nach der Zerstörung im 30-jährigen Krieg und einem späteren Brand blieb nur das Dormitorium als Ruine erhalten. Im Nordflügel ist ein Museum mit Café untergebracht. Das Außengelände mit seinem vielfältigen Kräutergarten und einer Streuobstwiese ist ganzjährig zugänglich.
Über Gransee nach Lindow
Auf den 24 Kilometern von Zehdenick über Gransee bis Lindow überbieten sich interessante Stopps und schöne Ausblicke. In Zehdenick geht es vorbei an der evangelischen Stadtkirche und dann auf dem alten Treidelweg entlang der Havel bis zum Freihafen Mildenberg und weiter durch weite Torfwiesen und Wasserlandschaften mit Tonstichen. In Gransee ist nicht nur die umlaufende Stadtmauer und die 1250 und 1525 erbaute Marienkirche, sehenswert, sondern auch das ehemalige Franziskanerkloster aus dem 13. Jahrhundert, das sich allerdings aktuell in Renovierung befindet. Hinaus aus der Stadt geht es durch das Ruppiner Tor, hinein in den Wald und auf Uferwegen bis zum Kloster Lindow. Eingebettet in eine wunderschöne Landschaft lassen sich an diesem Ort wohltuend neue Kräfte schöpfen. In der ganzjährig zugänglichen Klosteranlage aus dem Jahre 1234 wird ein jüdisch-christlich-muslimischer „Garten des Buches“ betrieben, in dem Pflanzen gedeihen, die in den heiligen Schriften der drei Abrahamitischen Buchreligionen vorkommen. Kirche und Klostergebäude sind seit dem dreißigjährigen Krieg zerstört. Am Ostgiebel, wo sich der Hochaltar befand, steht heute ein Holzkreuz. Das Gebäude der alten Klosterschule aus dem 15. Jahrhundert ist gut erhalten, ebenso das alte Waschhaus.
Über Rheinsberg zurück nach Fürstenberg
In Rheinsberg wartet nach 21 Kilometern durch stille Wälder diesmal kein Kloster, sondern ein Schloss am See und die evangelische St. Laurentiuskirche. Weiter geht es auf dem letzten, 29 Kilometer langen Teilstück auf Ufer- und Waldwegen durch die Brandenburgische Seenlandschaft zurück nach Fürstenberg.
Alle Etappen des Weges sind unterschiedlich lang und können individuell oder mit in der Gruppe gegangen werden. „Viele Teilabschnitte lassen sich auch mit dem Rad gut befahren“, das hat Reinhard Kees schon ausprobiert. Auf ganz klassische Pilgerpfade will er sich aber in diesem Sommer begeben und in zwei Tagen den Brandenburgischen Klosterweg von Fürstenberg bis Zehdenick laufen. Wer lieber in Gemeinschaft gehen möchte, kann Pilgerbegleiterin Renate Franke kontaktieren, die sich dann auch um Unterbringung und Einkehrmöglichkeiten kümmert und spirituelle Impulse auf dem Weg gibt. Außerdem wird in jedem Frühjahr am Samstag vor Himmelfahrt jeweils auf einem anderen Teilstück „angepilgert“.
Alle wichtigen Informationen, genaue Streckenverläufe, Einkehrtipps und Beschreibungen der einzelnen Kirchen und Klöster sowie den Kontakt zur Pilgerbegleiterin Renate Franke gibt es auf der Webseite: www.brandenburgischer-klosterweg.de
Tipp: Diese und viele weitere Entdeckungen sind in der frisch vom AKD herausgegebenen Broschüre „Himmlische Touren durch Brandenburg“ zu finden. Sie kann kostenlos bestellt werden auf https://www.reiseland-brandenburg.de/shop/prospektbestellung/
Text/Fotos: Susanne Atzenroth
Abbildungen:
1) Reinhard Kees (4.v.l.) und Karl-Otto Winkler (1.v.l.) sind häufig auf dem Brandenburgischen Pilgerweg unterwegs. Hier mit einer Gruppe aus Templin.
2) Die mit Efeu umrankten Bögen markieren das einstige Mittelschiff des Himmelpforter Klosters.
3) Die Stadtmauer mit ihren Türmen und Toren umschließt Gransee.
4) Die Klosterruine Lindow liegt wie verzaubert am Ufer des Wutzsees.