Zwei Menschen in einer Gruppe von Kindern
Frank Olie beim Jubiläum 70 Jahre Evangelische Schule Frohnau

Frank Olie von der Evangelischen Schulstiftung geht.

Mit einem Gottesdienst am 27. Juni wird Frank Olie in der Sophienkirche in Berlin-Mitte in den Ruhestand verabschiedet. Bis Ende Juli bleibt der Pädagogische Vorstand der Evangelischen Schulstiftung der EKBO noch im Amt. Vor 15 Jahren übernahm er diese Aufgabe. Heute ist die Evangelische Schulstiftung der EKBO der größte freie Schulträger in Berlin und Brandenburg. Was die Schulstiftung ausmacht und was Frank Olie immer besonders wichtig war, darüber sprach er im Interview mit Uli Schulte Döinghaus.

Herr Olie, was beschäftigt die Evangelische Schulstiftung der EKBO aktuell, was ist für Sie selbst noch zu tun?

Frank Olie: Wir arbeiten derzeit an der Gründung einer neuen Oberschule in Frankfurt (Oder), die sich gerade im Genehmigungsverfahren befindet. Besonders herausfordernd sind dabei die Baumaßnahmen in einem denkmalgeschützten Gebäude. Solche Prozesse laufen unabhängig davon, ob ein Vorstandswechsel ansteht oder nicht.

Wie wird man Vorstand einer Schulstiftung?

Wie sind Sie Vorstand der Schulstiftung geworden?
Ich kam zur Stiftung, nachdem ich im rheinischen Krefeld und hier in Berlin staatliche und konfessionelle Schulen geleitet hatte. Ich hatte also Erfahrung mit Schulstrukturen, staatlichen und freien Bildungslandschaften – und den klassischen Konflikten zwischen staatlichen und kirchlichen Bildungsträgern.

Wie hat sich die Evangelische Schulstiftung in Ihrer Amtszeit entwickelt?
Als ich begann, war die Stiftung, wie es eine Kennerin damals formulierte, ein „Start-up in konsistorialen Strukturen“. In den vergangenen 15 Jahren haben wir professionelle Strukturen aufgebaut. Die Geschäftsstelle ist auf über 60 Mitarbeitende gewachsen und arbeitet wie eine kleine Senatsverwaltung für Bildung, mit eigenen Abteilungen für Bau, Personal, Rechnungswesen, Öffentlichkeitsarbeit und einem Schulreferat, das die 25 Standorte betreut. Wir sind mit mehr als 10 000 Schülerinnen und Schülern in 36 Schulen an 25 Standorten der größte freie Schulträger in Berlin und Brandenburg.

Welchen Stempel haben Sie selbst der Schulstiftung aufgedrückt?
Besonders wichtig war mir die Weiterentwicklung des evangelischen Profils. Evangelische Schule ist für mich mehr als Unterricht – sie steht für ein christliches Menschenbild, für Inklusion und für die Entwicklung individueller Potenziale. Alle unsere Schulen sind verpflichtet, inklusiv zu arbeiten, also offen für Kinder mit Förderbedarf, Geflüchtete und alle, die Unterstützung brauchen. Das ist für mich ureigenes christliches Verständnis: Jeder Mensch ist ein Geschöpf Gottes.

Inklusion in der Evangelischen Schulstiftung

Gibt es Schulen mit besonderem Schwerpunkt auf Inklusion?
Ja, wir haben Leuchtturmprojekte wie die Evangelische Schule Berlin Mitte und die Evangelische Schule Berlin Zentrum, die besonders weit in der inklusiven Arbeit sind, etwa durch die Integration von Kindern mit Trisomie 21 in reguläre Klassen. Aber alle unsere Schulen sind zur inklusiven Entwicklung verpflichtet, auch die Gymnasien. Die Herausforderung: Die Finanzierung – Inklusion kostet mehr. Hier kämpfen wir politisch.

Mit Erfolg?
Neuerdings ja, zumal in Berlin: Unter der neuen CDU-Bildungssenatorin Katharina Günther-Wunsch verbessert sich die Anerkennung freier Schulen: Sie sieht uns als alternativlos für Berlins Schullandschaft.

Wie unterscheidet sich die Arbeit in Berlin und Brandenburg?
Unser Anspruch ist, alle Schulen gleichzubehandeln, unabhängig vom Standort. Wir haben einheit -liche Tarifverträge und Schulgeldtabellen für Berlin und Brandenburg. Auch die inklusive Arbeit ist vergleichbar.

Welche Rolle spielt das evangelische Profil konkret im Alltag der Schulen?
Das evangelische Profil zeigt sich im verbindlichen Religionsunterricht, im Feiern des Kirchenjahres, in Andachten und Gottesdiensten. Jede Schule gestaltet ihr Profil eigenständig und legt es im Schulkonzept dar. Wir begleiten das mit regelmäßigen Gesprächen und Fortbildungen. Wichtig ist uns, dass die Werte wie Respekt, Nächstenliebe, Vielfalt und Toleranz im Alltag gelebt werden.

Sichtbarkeit des evangelischen Profils

Wie gelingt es, das evangelische Profil in die Schulgemeinschaft zu tragen?
Zunächst müssen die Lehrkräfte das Profil verinnerlichen. Wir bieten viele Fortbildungen an, etwa zur Gestaltung von Andachten oder zur Biografiearbeit. Neue Mitarbeitende nehmen an einem Einsteigerwochenende („Happy Basic“) teil, bei dem sie sich mit Glaubensfragen und den Erwartungen an eine evangelische Schule auseinandersetzen. Die Nachfrage nach einem spirituellen Angebot für Lehrkräfte – ein evangelisches „Retreat“ im Kloster Lehnin – war erstaunlich groß. Evangelische Schule ist auch „Gemeinde auf Zeit“ – eine Gemeinschaft, in der sich alle willkommen fühlen sollen.

Wie gewinnen Sie, in Konkurrenz zum Staat, Lehrkräfte für Ihre konfessionellen Schulen?
Die Lehrkräfte entscheiden sich bewusst für unsere Schulen, oft trotz geringerer Bezahlung als im staatlichen System. Sie schätzen die Werteorientierung, den Gestaltungsspielraum und die Gemeinschaft. Wir unterstützen Lehramtsstudierende mit Deutschlandstipendien und bieten innovative pädagogische Freiräume, etwa bei Prüfungsformaten oder Projektarbeit.

Wie offen sind Ihre Schulen für Kinder aus verschiedenen sozialen und religiösen Hintergründen?
Unsere Schulen stehen allen Kindern offen, unabhängig von Status, Herkunft oder Religion. Wir haben viele muslimische und jüdische Kinder sowie Willkommensklassen für Geflüchtete. Wer das Schulgeld nicht zahlen kann, kann einen Antrag auf Ermäßigung oder Befreiung stellen. Das Ziel ist eine vielfältige, durchmischte Schulgemeinschaft, in der sich alle angenommen fühlen.

Gelingt das, ist Ihnen das gelungen?
Ich denke schon. Nehmen Sie zum Beispiel Berlin-Neukölln, unsere Schule am Hermannplatz. Ungefähr jedes fünfte Kind, rund 20 Prozent, kommt aus anderen Kulturkreisen. Im Vergleich zu den staatlichen Nachbarschulen ist es wenig, aber für uns als evangelische Schule ist das viel. Auch muslimische Familien kommen zu uns und sagen, dass ihnen eine klare Werteorientierung lieber sei als das Laissezfaire an den staatlichen Schulen. In der Zeit der Flüchtlingskrise haben wir an unseren Schulen Willkommensklassen eingerichtet, die zum Teil jetzt noch existieren, und wir haben auch viele ukrainische Kinder aufgenommen.

Was planen Sie in Ihrem Ruhestand?
Erst einmal werde ich wandern – in und um Ruhpolding. Danach möchte ich mich auf Bundesebene für die Interessen der evangelischen Schulen engagieren, da der Bund zunehmend in Bildungsfragen aktiv wird. Das wird eine neue, spannende Aufgabe für mich.

Nachfolgerin von Frank Olie wird ab Juli die studierte Pädagogin Eva-Maria Kopte. Sie leitet bis dahin den Bildungsbereich-Ost der Evangelischen Stiftung Alsterdorf in Hamburg und war unter anderem auch als Schulleiterin tätig. Die gebürtige Hessin ist ausgebildet als Lehrerin für Englisch, evangelischen Religionsunterricht und Mathematik. Kopte absolvierte darüber hinaus weitere Studiengänge, wie Schulentwicklung und Qualitätsentwicklung sowie Kommunikation und Führung.

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