Heinz-Walter Knackmuß ist Vorsitzender eines Förderkreises für den Wiederaufbau der Rathenower Stadtkirche. Unermüdlich arbeitet er für das Wahrzeichen seiner Stadt.
Von Uli Schulte Döinghaus
Rathenow. Man könnte Heinz-Walter Knackmuß einen Spendensammler nennen. Der pensionierte Kreishygiene- und Amtsarzt, ist ein ehrenamtlicher Öffentlichkeitsarbeiter und ein Netzwerker aus Leidenschaft. Das alles verknüpft er als Vorsitzender des „Förderkreises zum Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow e.V.“. Fast 30 Jahre lang hat Knackmuß das Amt, das er demnächst abgibt, ausgeübt. Mit großem Erfolg, so heißt es in der evangelischen Kirchengemeinde und in der Rathenower Bürgerschaft, die ihn zum Rathenower Ehrenbürger ernannte.
Damit so etwas gut gelingt, braucht es mindestens drei Eigenschaften. Erstens, eine laute und vernehmbare Stimme. Die von Knackmuß hört man selbst während des Glockengeläuts unter dem Turm der evangelische Stadtkirche St. Marien und Andreas problemlos. Faktenreich, leidenschaftlich und humorvoll.
Zum zweiten braucht ein guter Public Relations-Manager die Fähigkeit, beharrlich Netze zu knüpfen, Verbindungen zu nutzen und dabei – wenn es sein muss – charmant, aber hartnäckig zu sein. Dass das dem 80-jährigen Knackmuß das in all den Jahren gut gelungen ist, dokumentiert die ausführliche Internetseite seines Förderkreises. Spender für den Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche werden fotografiert und mit einer biografischen Skizze verewigt.
Drittens: „Ich bin ein Kümmerer“, sagt Knackmuß und zitiert ein paar Liedzeilen, für die er „Der Mai ist gekommen“ umgeschrieben hat. Hat jemand aus dem Förderkreis Geburtstag, wird er von ihm mit diesem musikalischen Gruß per Telefon bedacht. „Außer natürlich der Bundespräsident“. Frank Walter Steinmeier ist nämlich einer von rund 270 Mitgliedern des Förderkreises, die sich für den Wiederaufbau der Rathenower Stadtkirche einsetzen.
Die meisten spendieren zusätzlich symbolische Extras, etwa Orgel-pfeifen oder Kanzelstifter-briefe. Seit 1996 kam so eine Summe von mehr als 1,5 Millionen Euro zusammen. Sie trug zu den insgesamt 7,5 Millionen bei, die der Wiederaufbau der Kirche kostet. „Wir sind im Kosten- und im Zeitplan“, freut sich Gemeindepfarrer Jens Greulich während einer Besichtigung des Kircheninneren.
Er stellte, zusammen mit anderen Förderkreismitgliedern, Kunstausstellungen auf die Beine, lud zu Reisen im In- und Ausland ein oder machte musikalische Events möglich. Das alles kommt einer Kirche zugute, die am 27. April 1945 mit großen Teilen des Inventars bis auf die Umfassungsmauern ausbrannte. Der Turm wurde durch Artilleriebeschuss stark beschädigt. Die Gewölbe des Mittelschiffs, des Chores und der Marienkapelle wurden zerstört. Die Chorpfeiler sind ebenfalls verloren. Die Renovierungen werden wohl bis Ende des Jahres abgeschlossen sein, auch dank des Förderkreises, den noch der 80-jährige Knackmuß leitet. Wenn es um Details des Wiederaufbaus geht, wollen viele Mitglieder des Förderkreises mit einer Spendeninitiative helfen.
Sein Naturell brachte es in all den Jahren mit sich, dass der Förderverein in der Stadtpolitik mitmischte, ein bisschen in der brandenburgischen Landespolitik und sogar in der Kulturpolitik des Bundes. Dem Netzwerker ging es darum, staatliche und kommunale Fördergelder für den Wiederaufbau loszueisen –sei es mithilfe seiner SPD-Parteifreunde oder mit Unterstützung CDU-naher Politiker und Ministerialmitarbeiter. Hauptsache Sankt-Marien-Andreas-Kirche.
Für den Einbau und die Beschaffung einer Orgel sowie die Nachschnitzung der barocken Kanzel werden rund 2,1 Millionen Euro gebraucht. Heinz-Walter Knackmuß, erfahrener Berufsoptimist, ist sicher, dass der Förderkreis die Summe auftreiben wird.
Spendenkonto für die Sankt-Marien-Andreas-Kirche:
Empfänger: Förderkreis SMA e.V.
IBAN: DE07 1609 1994 0001 0701 00
bei der Volksbank Rathenow