Alter Mann mit Brille und Krawatte
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Martin Seils: Die Konkordie trug seine Handschrift

Ein Nachruf auf Martin Seils. Der emeritierte Professor für Systematische Theologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Dozent am Katechetischen Oberseminar in Naumburg starb im Alter von 97 Jahren

Von Axel Noack

Bei Professor Martin Seils, einem systematischen Theologen, handelt es sich um einen der bedeutenden Lehrer unserer Kirche, ja der ganzen Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Denn er war am Katechetischen Oberseminar in Naumburg (KOS) wie auch an der Theologischen Fakultät Jena als Unterrichtender tätig. Seinem hohen Lebensalter ist es geschuldet, dass nun schon etliche seiner Schülerinnen und Schüler selbst in den Ruhestand getreten sind. Er war ein wirklicher Lehrer der Kirche, der sich nicht nur am Katheder, sondern in Synoden und als Vertreter des Oberseminars (KOS) in der Kirchenleitung, wie auch in etlichen kirchlichen Gremien intensiv eingebracht hat.

Liebe zu Martin Luther geweckt

Ich selbst konnte ihn während meines Studiums am Katechetischen Oberseminar in Naumburg in der Zeit von 1969 bis 1975 erleben. Alle, die ihn kannten, werden sich an seine so sorgsam vorbereiteten und sehr präzisen Vorlesungen erinnern, von denen in der Studentenschaft galt, dass man sie sehr gut nachschreiben könne. Ähnliches galt für seine sorgfältigen, gut gegliederten und vor allem verständlichen Predigten. Von ihm wurde die Liebe zu Luther, seinen Texten und seiner Sprache geweckt. In einer kleinen Arbeitsgemeinschaft wurden in seiner Wohnung regelmäßig – über Jahre hinweg – Luthertexte gelesen. Seine Frau, selbst Theologin, war immer dabei.

Dass Martin Seils – weltweit gesehen – als einer der besten Lutherkenner galt, davon zeugen seine vielen Veröffentlichungen, aber auch seine Mitarbeit bei der Herausgabe des Jahrhundertwerkes der großen Lutherausgabe („Weimarer Ausgabe“), die in der Zeit zwischen 1883 und 2009 erarbeitet wurde. Luthers Texte waren sein Lebensthema. Bei ihm konnte man zwischen Luther und dem „Luthertum“ unterscheiden lernen.

Engagiert für die Konkordie eingesetzt

Das Zweite, was ich bei ihm hautnah erleben durfte, war die streitige Erarbeitung der Leuenberger Konkordie, die 1973 die Abendmahlsgemeinschaft zwischen lutherischen, reformierten und unierten Kirchen in Europa hergestellt hat. Sie gehört heute in die Bekenntnisartikel vieler Kirchenordnungen, auch in die Kirchenverfassung der EKM (Präambel, Ziffer 6). Für die europaweite Diskussion war es von entscheidender Wichtigkeit, dass ein so ausgewiesener Lutherkenner wie Martin Seils sich so engagiert für die Konkordie eingesetzt hat. Das war bei Weitem nicht bei allen „Lutheranern“ der Fall.

Höhepunkte des Studiums

Dass wir Studierenden damals in der Zeit der Erarbeitung dieser Konkordie so intensiv Anteil nehmen konnten und die Konkordie, ihre Hintergründe und das neue Modell „Kirchengemeinschaft“ haben kennenlernen können, gehört zu den Höhepunkten meines Studiums. Im hohen Alter hat er – so lange es ging – regelmäßig an den Universitätsgottesdiensten der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg teilgenommen. Nun möge er schauen, was er geglaubt hat!

Axel Noack, gebürtiger Biesnitzer, heute Görlitz, war von 1997 bis 2008 Bischof der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen in Magdeburg. Nach der Fusion dieser Kirche mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen zur Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) im Jahr 2009 war er einer der beiden Bischöfe der neu gegründeten Kirche. Seit Sommer 2009 hat er als Pfarrer einen Lehrauftrag für kirchliche Zeitgeschichte und territoriale Kirchengeschichte an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Die Trauerfeier für Professor Martin Seils fand bereits am 26. Juli in Halle (Saale) statt.

Zum Foto: Martin Seils, weltweit einer der besten Lutherkenner, ist am 18. Juli gestorben.
Quelle: M. Seils, Bildbearbeitung: DK

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