Debora Ruppert fotografiert Obdachlosigkeit. Mithilfe des Kirchenkreises Berlin-Stadtmitte sammelt sie nun Geld für ein Herzensprojekt.
VON MARINA MAI.
Berlin. Wenn Omar sich irgendwo zu Hause fühlte, dann war das auf den Straßen im Prenzlauer Berg. Hier war er viele Jahre mit seinen beiden Hunden und dem Bollerwagen unterwegs. Für viele Menschen war der obdachlose Mann unsichtbar, aber einige Nachbarn kannten und schätzten ihn. Das war zum Beispiel die Fotografin Debora Ruppert.
Seit 2009 fotografiert sie Menschen ohne Obdach
Im Rahmen ihres Fotoprojektes „KEIN RAUM – Begegnungen mit Menschen ohne Obdach“, an dem sie seit 2009 arbeitet, hatte Ruppert neben vielen anderen den Mann fotografiert, der aus einer italienischen Großfamilie stammt und seit 30 Jahren in verschiedenen Städten auf der Straße lebt. Die Fotos waren in Berliner Rathäusern zu sehen und in der Senatsverwaltung für Soziales. Während des Festivals of Lights wurden sie an die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und die Marienkirche in Berlin projiziert. Derzeit ist die Ausstellung in der Hedwigs-Kathedrale zu sehen.
Dora Ruppert: Fotografin, die Theologie studierte
Die 43-jährige Frau, die Theologie studiert und sich das Fotografenhandwerk autodidaktisch beigebracht hatte, hat sich auf Fotos obdachloser Menschen spezialisiert. Die sind in vielen Zeitungen und Zeitschriften zu sehen, wie im Spiegel, der ZEIT und der taz. Aber auch in Ausstellungen. Neben dem Projekt „KEIN RAUM – Begegnungen mit Menschen ohne Obdach“ gibt es zwei weitere Projekte. In „Stimmen der Straße“ bekamen obdachlose Menschen selbst eine Kamera in die Hand und fotografierten ihr Umfeld. Das dritte widmete sie Menschen, die nach vielen Jahren auf der Straße erstmals wieder eine Wohnung erhielten und ist unter anderem als Ausstellung in Räumen des Bundestages zu sehen. Ruppert arbeitet als Fotografin auch für viele Nichtregierungsorganisationen, darunter auch kirchliche Einrichtungen. Dass sie gern Menschen ohne Obdach fotografiert, erklärt die Frau mit den Erfahrungen in ihrer Kindheit. Sie sei eine krasse Außenseiterin gewesen, hätte Mobbing erlebt. „Vielleicht darum fühle ich mich hingezogen zu Menschen, die auf unterschiedliche Weise ausgegrenzt werden.“ Omar verstarb in einer Nacht, bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt am Arnimplatz im Prenzlauer Berg nach 30 Jahren Leben auf der Straße. „Das ist mir sehr nahe gegangen“, sagte Debora Ruppert in der Vorweihnachtszeit im Youtube-Podcast von Bischof Christian Stäblein.
Idee für Spendenaufruf
Der Bischof hatte sie eingeladen, weil ihn die Serie „KEIN RAUM – Begegnungen mit Menschen ohne Obdach“ an die Weihnachtsgeschichte erinnerte. Maria und Josef hatten auf ihrer Flucht auch keinen Raum in einer Herberge, mussten ihr Kind in einem Stall auf die Welt bringen. Im Podcast mit dem Bischof erwähnte Ruppert, dass sie gemeinsam mit dem Graffitikünstler Akut ein Porträt von Omar mit seinem Hund an die Hauswand der Zentralen Berliner Beratungsstelle für Menschen in Wohnungsnot in Moabit, die gemeinsam von der Caritas und der Berliner Stadtmission betrieben wird, sprühen wollte. Doch im Rahmen von Einsparungen wurden die Mittel dafür gestrichen.
Im Gespräch wurde die Idee eines Spendenaufrufs geboren, um das Projekt doch noch realisieren zu können. Denn für den Bischof handelt es sich um ein „großartiges Projekt für einen Menschen, der keinen Raum hatte, der aber durch eine Künstlerin sichtbar gemacht wurde“. Gelder werden beispielsweise gebraucht, um eine Hebebühne anmieten zu können. Der Kirchenkreis Berlin-Stadtmitte richtete dafür ein Spendenkonto ein.
Unterstützen will das auch die ehemalige Berliner Sozialsenatorin Elke Breitenbach (parteilos, früher: Die Linke) mit einer Spende. Breitenbach hat sich während ihrer Zeit als Senatorin sehr für die Beseitigung von Obdachlosigkeit eingesetzt, beispielsweise das Projekt „Housing first“ ins Leben gerufen, dem Ruppert viele Fotos gewidmet hat.
Im Gespräch mit der Kirchenzeitung sagt Breitenbach, sie findet das Wandbild wichtig, weil „obdachlose Menschen zu Berlin gehören. Sie sind häufig unsichtbar, aber dennoch Teil dieser Gesellschaft und sie brauchen unsere Solidarität“. Debora Ruppert sei es in vielen Jahren durch ihre Kunst gelungen, sie sichtbar zu machen.
Spendenkonto: Empfänger: KKVerband Berlin Mitte-Nord IBAN: DE26 1005 0000 4955 1920 12 BIC: BELADEBEXXX Verwendungszweck: Kein Raum – Omar 51.6900.17
Das Podcast-Gespräch zwischen Debora Ruppert und Bischof Christian Stäblein und weitere Folgen des neuen EKBO-Podcasts „Bischof Stäblein trifft …“ können hier nachgehört werden: www.podcast.de/podcast/3516858/ bischof-staeblein-trifft