Von oben in einen großen Raum fotografiert, in dem Menschen an Tischen sitzen
Blick in das Plenum. Foto: Studio Kauffmann

EKBO Frühjahrssynode mit Schwerpunkt Frieden

Berlin. Am 4. und 5. April fand die Frühjahrstagung der Landessynode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) statt. Von 108 waren 96 Synodale anwesend, somit waren die rund 775000 Protestantinnen und Protestanten der Region gut vertreten. Die Herbsttagung ist in diesem Jahr vom 19. bis zum 22. November geplant.

Die großen Themen der Tagung in der Bartholomäuskirche in Berlin-Friedrichshain waren Frieden, Gerechtigkeit, Migration und der Schutz der Demokratie. Hoffnung als zentrales Element des Glaubens schwang dabei immer mit. Präses Harald Geywitz bekräftige in seiner Eröffnungsrede, die EKBO sehe sich dem Anspruch zum Engagement für einen gerechten Frieden verpflichtet. Die vergangenen Jahre hätten jedoch „manche damit verbundene Illusion“ entlarvt. Auch die Kirche dürfe „die Augen vor der Welt nicht verschließen“.

Es müsse weiter deutlich gemacht werden, „dass Krieg nie mehr das Mittel der Politik in Europa werden darf, mit dem einfach mal neue Fakten geschaffen werden“, betonte Christian Stäblein in seinem 12-seitigem Bischofswort. Frieden dürfe nicht aus dem Blick verloren werden. Dieser Frieden müsse ein „Frieden der Menschen“ sein, „nicht der Mächtigen oder ihrer Ideologien“.

Kontakt und Gespräche im Kontaktjahr in der EKBO

Die Opposition in Russland dürfe nicht aus dem Blick geraten. Es gehöre zur Kirche, den Kontakt zu Menschen zu halten, „die in autoritären Regimen das Gesicht der Menschlichkeit und der Hoffnung auf ein anderes Land und auf eine andere Zeit wachhalten, oft genug unter Einsatz ihres Lebens“.

Kontakt und Kommunikation waren eines der zentralen Bestandteile des Bischofswortes. Das aktuelle Kontaktjahr, also die Besuche von Pfarrpersonen bei den Gemeindegliedern, und der neue Claim der EKBO „Evangelisch im Osten“, seien wichtige Instrumente in der Darstellung nach innen und außen. Es waren emotionale Worte, die Stäblein dazu an die Synode richtete. Er erwähnte keine konkrete Kritik, sprach aber von einer „innerkirchlichen Krankheit“. Im Redemanuskript heißt es: „Ich sage: wir gehen daran kaputt. An Missgunst und Empörungsbereitschaft, an unserer Haltung, alles, was andere machen, kaputt zu reden und schlecht zu machen, oft hinter vorgehaltener Hand, nicht selten aber genauso ohne vorgehaltene Hand. Das Ergebnis wird immer nur sein: man macht dann nichts mehr.“ Man müsse an dieser Stelle in der EKD gemeinsam sein, so Stäblein.

Schutzkonzept für Landessynode gegen sexualisierte Gewalt

Stäblein zeigte sich dankbar, dass die URAK, die Unabhängige Regionale Aufarbeitungskommission, nun endlich bei der Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt ihre Arbeit aufgenommen hat. Der Schritt „setzt um, was notwendig ist, damit werden kann, was wir gesagt haben: Diese Kirche muss eine andere werden.“ Auch für die Landessynode selbst soll es künftig ein Schutzkonzept geben. Dies hatten die Synodalen nun beschlossen. Weiter hat Bischof Christian Stäblein das Land Berlin scharf kritisiert. Er halte es für „töricht, ignorant und falsch“, dass die Kirche nicht in der Ende Februar vom Abgeordnetenhaus eingesetzten Enquete-Kommission gegen Rassismus und Antisemitismus vertreten ist. Sie soll Empfehlungen erarbeiten, wie der gesellschaftliche Zusammenhalt gestärkt sowie Antisemitismus, Rassismus, Muslimfeindlichkeit und jeder Form der Diskriminierung begegnet werden kann.

Individuelle Recht auf Asyl

Stäblein sprach sich schließlich noch für das individuelle Recht auf Asyl aus. Der Schutz von Flüchtlingen sei ein Gebot sowohl der Menschenrechte als auch des Kircheseins. Stäblein ist auch Flüchtlingsbeauftragter der EKD. Ein Antrag machte darauf aufmerksam, dass die finanziellen Mittel des Flüchtlingsfonds ab Frühjahr 2026 voraussichtlich ausgeschöpft seien. Es gebe „Grenzen des Schmerzes, wo man noch sparen könnte“, sagte Pfarrer Thomas Jeutner. Der Ständige Haushaltsausschuss werde dazu beraten. Auf der Herbstsynode wird der Doppelhaushalt 2026/2027 beschlossen.

Friedensthema mit Referent Michael Haspel

Die Landessynode hatte zum Friedensthema den Theologen und Friedensethiker Michael Haspel von der Universität Erfurt eingeladen. In seinem Vortrag sagte er, militärische Abschreckung sei in der aktuellen Situation nötig. Zugleich bleibe auch zivile Konfliktbearbeitung wichtig. Gewaltlosigkeit sei immer eine Tradition im Christentum gewesen, nie aber die beherrschende, so Haspel.

Pazifistische Biografien mit DDR-Hintergrund

Er erlebe immer wieder eine große Nachdenklichkeit, dass Menschen mit sich ringen, in der neuen Situation eine Position zu finden, besonders wenn sie mit ihrem DDR-Hintergrund eine pazifistische Biografie haben. „Kirche muss hier unterstützen“, so Haspel. Er regte außerdem an, dass Christ*innen aus den von Krieg betroffenen Ländern ein Friedenswort schreiben sollten. Ähnliche Worte hörte man immer wieder am ersten Tag der Tagung von den Synodalen: Man sollte nicht nur über die Menschen reden, sondern sie selbst zum Reden einladen.

Nein zu Nationalismus

Intensiv diskutierten die Synodalen über die Erklärung „Weiter auf dem Weg zu einem gerechten Frieden: eine Standortbestimmung“. Darin ruft die EKBO zum Einsatz für Frieden und Demokratie auf. Angriffskriege und Terror müssten verurteilt und Nationalismus sowie Rassismus eine klare Absage erteilt werden. Ziel müsse stets ein gerechter und damit tragfähiger Frieden sein. Die Synodalen zeigten sich besorgt: Menschen, die nicht unmittelbar von dem Krieg in der Ukraine betroffen sind, scheinen sich daran gewöhnt zu haben.

Die Synodalen betonten in der sogenannten Standortbestimmung zugleich: Die aktuelle Debatte über die Wehrpflicht und eine mögliche Dienstpflicht müsse auf breiter gesellschaftlicher Basis geführt werden. Auch Menschen, die aus Gewissensgründen keinen Dienst an der Waffe leisten wollen, müssten eine Stimme bekommen.

Diakonie gegen einen Pflichtdienst

Ursula Schoen, Direktorin des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, sprach sich erneut gegen einen Pflichtdienst aus. „Wir setzten auf ein gesetzlich verbrieftes Recht auf einen Freiwilligendienst statt auf Verpflichtung unmotivierter junger Menschen“, betonte sie in ihrem Bericht an die Synode. Eine starke Sozialstruktur schaffe auch Selbstwirksamkeit und stärke damit die Demokratie.

Dass der Erhalt dieser Strukturen derzeit starke finanzielle Einschnitte erlebt, darüber berichtete Kristina August, Direktorin des Amtes für kirchliche Dienste der EKBO. Die Jugendarbeit sei unmittelbar betroffen von den Sparmaßnahmen des Berliner Senats. Das AKD konnte bis Ende März keine Förderzusagen für solche Projekte geben. Es sei wichtig, jungen Menschen sichere Räume bereitzustellen. Die EKBO ist „eine Kirche mit und für andere“.

Garnisonkirche kann Dalehen nicht bedienen

Um Gelder ging es auch wieder bei der Garnisonkirche. Die Stiftung hat eine weitere Stundung der Rückzahlung des 3,25 Millionen Euro umfassenden Darlehens an die Landeskirche bis 2028 beantragt. Zugleich hat sie die Kirchenleitung um eine institutionelle Förderung durch die Landeskirche gebeten. Die Anträge würden derzeit geprüft, sagte Hartmut Fritz, Leiter der Finanzabteilung der EKBO. Die erste Rückzahlungsrate für das Darlehen der Landeskirche war eigentlich 2024 fällig gewesen. 

Weitere Infos zur Frühjahrssynode der EKBO 2025:

  • Der Kollektenplan für die Jahre 2026 bis 2029 wurde beschlossen.
  • Pfarrerin Theresa Brückner ist neue Vorsitzende des Ständigen Ausschusses für Öffentlichkeit, Kommunikation, Digitalisierung und Vernetzung.
  • Bei dem Eröffnungsgottesdienst wurden 474,40 Euro als Kollekte für den Friedenstreck nach Jerusalem gesammelt.
  • Vorschläge für die Paul-Gerhardt-Medaille der Landessynode können noch bis zum 15. April an das Büro der Landessynode gegeben werden

Aktuelles

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Was Ostern und Pessach verbindet

In der diesjährigen Plakatreihe „#beziehungsweise – jüdisch und christlich: näher als du denkst“ geht es um die Jahreszeiten. Rabbinerin Ulrike Offenberg und Bischof Christian Stäblein schreiben zu Pessach und Ostern von Aviv beziehungsweise Frühling und neuem Leben.

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