Ein Mann mit Brille spielt einen weißen Flügel
Karsten Drewing

Vom Rhein an die Havel: Chorleiter Karsten Drewing

Karsten Drewing, heute ein angesehener Musiker in Berlin und Brandenburg, schloss vor 46 Jahren Freundschaft mit der Region.

Von Uli Schulte Döinghaus

Berlin. Zufälle gibt’s, und manche geben Berufsbiografien einen unerwarteten Verlauf. Die Ost-West-Geschichte des Musikers und Chorleiters Karsten Drewing begann schon 1978, und zwar im Helferkreis der Kindergottesdienste in der evangelischen Kirchengemeinde in Neuwied-Niederbieber. Die Teamer, alle waren um die 16 Jahre, hatten sich um das Gemeindeleben so verdient gemacht, dass sie zur Belohnung Jugendliche aus der Patengemeinde in Schulzendorf/Wolfsruh besuchen durften. Dazu muss man wissen, dass die Mittelstadt Neuwied am Rhein liegt, nördlich von Koblenz und zu Füßen des Westerwaldes. Schulzendorf und Wolfsruh sind zwei Dörfer, die zum Amt Gransee gehören.

Als Bariton in Görlitz

„Wessis“ wie Karsten Drewing und seine Freunde vom Helferkreis durften damals nur den Ostteil der geteilten Stadt besuchen, und so traf man sich am Stadtrand in der Kirchengemeinde Berlin-Blankenburg. Aus diesem Kennenlernen wurde ein Netzwerk guter Kontakte. „Es entstanden viele Brieffreundschaften bis hin zu echten Freundschaften,“ erinnert sich Drewing. 30 Jahre später lebte Drewing übergangsweise in der Wohnung eines Freundes aus der Blankenburger Kirchengemeinde, aus deren Mitte es fleißige Umzugshelfer gab, als Drewing eigene vier Wände in Berlin bezog. Zuvor hatte der ausgebildene Opernsänger zwei Jahre an der Oper in Görlitz als Bariton gewirkt – ein Künstlerjob, zu dem ihm Zufall und Risikofreude verhalfen. „Es begann eine schöne Zeit in einer schönen Stadt“, sagt Drewing rückblickend, „ich hatte mein Publikum, die Leute mochten mich“. Es gab aber Schwierigkeiten mit der Hierarchie, und in typisch rheinischer Nonchalance fasst er heute zusammen: „Am Ende sagt man immer, für irgendetwas ist es gut. Und so war es auch.“

Vom Opernsänger zum Kantor

Er entschied sich, die Solokarriere auslaufen zu lassen und beförderte sich vom Zufall getragen in eine Karriere als freiberuflicher Musiker und Leiter unterschiedlicher Chöre, die ihn bis heute ernährt. Auch auf dieser beruflichen Leiter halfen die alten Kontakte zur Kirchengemeinde in Berlin-Blankenburg. Im Jahr 2000 meldete sich der Vorsitzende des Gemeindekirchenrates am Telefon. Man brauche dringend einen Organisten. Drewing stimmte zu und übernahm den Kirchenchor. Im Internetportal der Gemeinde heißt es heute anerkennend: „Manche Mitglieder sind vielfältig musikalisch aktiv, andere haben sich erst durch Chorauftritte oder Hörensagen von der Musik mitreißen lassen.“

Taktgeber Drewing machte es bald zu seinem Hauptberuf, Chöre zu leiten, die in der Berliner und Brandenburger Szene einen guten Ruf haben. Dazu gehört das „Berolina Chorensemble Köpenick“ und der Extrachor in der Havelstadt Brandenburg. Dieser Freizeitchor wird immer wieder auch am Theater der Stadt eingesetzt und verfügt über ein breites musikalisches Repertoire – „von der mittelalterlichen Messe über Madrigale und Spirituals bis zu modernen Bearbeitungen von Popsongs und klassischen Stücken“, heißt es auf den Internetseiten. Meist verbindet Karsten Drewing die Arbeit im Brandenburger Chor mit seiner Lehrtätigkeit in der örtlichen Musikschule, wo er auf Honorarbasis unterrichtet.

Der Rhythmus seiner Arbeit

Zurzeit werden unter Drewings Leitung Weihnachts- und Adventskonzerte geprobt. Er habe auch schon über eine Musiktheateraufführung nachgedacht, die im nächsten Jahr in Brandenburg auf die Bühne gehen könnte. Karsten Drewing ist freischaffend, den Rhythmus seiner Arbeit bestimmen die Chorrojekte und Musikveranstaltungen, die er mitentwickelt und die ihm und seinen Chören ein dankbares Publikum bringen. Nicht nur in der Kirchengemeinde in Berlin-Blankenburg, die eine wichtige Rolle spielt im Berufsleben des rheinischen Musikers Drewing, den es nach Berlin und Brandenburg verschlug. Durch Zufall.

Zum Foto: Musiker Karsten Drewing am Flügel in seiner Berliner Wohnung.
Fotoquelle: Uli Schulte Döinghaus

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