Oberkonsistorialrätin Rosemarie Cynkiewicz (1936–2024) prägte mit Mut und Glauben die Kirche. Sie setzte sich für christliche Bildung und Gemeinden ein. Ein Nachruf.
Von Karl-Heinrich Lütcke
„Cynki“, wie sie alle nannten, habe ich als eine tapfere, aufrechte Christin mit klarer Sprache kennen gelernt und geschätzt. Schon ihr äußerer Lebensweg ist erstaunlich: Nach einem Pharmaziestudium arbeitete sie in einer Apotheke und finanzierte so ihr Theologie-Studium. Ihre erste Gemeinde, die Zachäusgemeinde blieb bis zu ihrem Tod ihre Heimat und ihre Familie. Von 1977 an war sie als Oberkonsistorialrätin in derEKBO für die Gemeinden im Sprengel Eberswalde und für die Bereiche Christenlehre, Jugend- und Studentenarbeit zuständig. Schon bald wurde sie in die Bundessynode gewählt und wurde 1990 deren Präses. In dieser Funktion hat sie an der Zusammenführung von DDR-Kirchenbund und EKD an vorderster Stelle mitgewirkt und war bis 1997 Mitglied in der EKD-Synode und im Rat der EKD.
Einsatz für den Vereinigungsprozess
Standhaft und mit großer Energie hat sie dafür gekämpft, dass im Vereinigungsprozess nicht verloren gehe, was für die Kirche im Osten wichtig war, zum Beispiel. die christliche Bildung in der Gemeinde. Die Enttäuschungen und Verletzungen, die es auch für sie in diesem Prozess gab, hat sie bei aller Freude über die Wiedervereinigung nie verschwiegen.
Im Konsistorium habe ich erlebt, wie sie kämpfen konnte: für die Wiederbesetzung von Pfarr-stellen in der Uckermark oder für die Kinderdiakoninnen und Katechetinnen. In schwierigen Gesprächen hat sie erreicht, dass die Ausbildungen im Westen anerkannt wurden. Was sie noch vor kurzem in einem Nachruf geschrieben hat, sagt auch etwas über sie aus: „Wir waren nicht immer einer Meinung, haben auch gestritten, aber zerstritten haben wir uns nie.“ Jeder hat gespürt: Sie kämpfte für eine Sache, die wichtig war, sah aber in ihrem Gegenüber immer auch den Menschen und war nach dem Streit auf Versöhnung aus.
Sie stand immer wieder auf
In ihrem persönlichen Leben hat sie es nicht leicht gehabt, musste den Tod lieber Freundinnen erleben, erlitt einen schweren Unfall und war in den letzten Jahren ihres Lebens mehrfach im Krankenhaus. Aber sie war auch da eine Kämpferin, stand immer wieder auf, kümmerte sich um andere, telefonierte mit vielen Menschen und nahm weiter aufmerksam wahr, was in der Kirche geschah. Nun ist sie im Alter von 88 Jahre nach einem Schlaganfall im Krankenhaus eingeschlafen, im Frieden Gottes, auf den sie vertraut hat. Unsere Kirche und viele, viele Menschen haben guten Grund, ihrer dankbar zu gedenken.
Foto: epd-bild/Norbert Neetz