verschiedene Menschen vor einer Kirche aus Stein
Kirchenleute im Fläming Foto: Susanne Atzenroth

Feldsteinkirchen im Fläming

Nirgendwo sonst stehen so viele Feldsteinkirchen. Mit neuen Wanderwegen, Kunst und offenen Türen engagieren sich Menschen im Fläming für ihre Kirchen.

VON SUSANNE ATZENROTH.

Bad Belzig. Der Naturpark Fläming ist Wanderland. Zahlreiche Pfade und markierte Wanderwege durchziehen die sanft hügelige Landschaft, die mit ihren Pappelreihen ein wenig an die Toskana erinnert. Dazu kommen urige Wälder, verwunschene Steige und „Rummeln“, eiszeitliche Trockentäler, um die sich vielerlei Sagen ranken.

Feldsteinkirchen wie Schiffe im Roggenmeer.

In nahezu jedem Dorf ragen trutzige Feldsteinkirchen über Getreidefelder mit bunt blühenden Mohn- und Kornblumen. „Wie Schiffe im weiten Roggenmeer“, so titelt der Künstler Roger Loewig (1933-1997) seine Zeichnungen der Flämingkirchen. In Bad Belzig erinnert ein Museum an das Wirken des Zeichners, Malers und Dichters, der sich intensiv mit der deutschen Geschichte, insbesondere mit dem Nationalsozialismus und der Teilung Deutschlands auseinandersetzte. Zur Zeichenfolge „Alte Flämingkirchen“ gehört auch die spätromanische, gestaffelte Feldsteinkirche in Bergholz, fünf Kilometer entfernt von Bad Belzig. Diese steht, wie viele andere Kirchen der Region, tagsüber für Wandernde offen – eine wichtige Voraussetzung dafür, dass diese jetzt Teil des neuen „Kirchwanderweges 3“ werden konnte.

Verbundenheit mit Kirche und Region.

Eine kleine Gruppe von Gemeindegliedern organisiert dort das tägliche Auf- und Zuschließen sowie das Gemeindeleben vor Ort. Fast alle sind in Bergholz geboren, fühlen sich mit der Region und ihrer Kirche tief verbunden. Mit großem Einsatz und vielen Spenden aus dem Dorf konnte kürzlich das Kirchenschiff neu eingedeckt werden. Darüber freut sich auch Pfarrerin Christiane Moldenhauer, die für elf Kirchen in und um Bad Belzig zuständig ist.

Skulpturen und Feldsteine.

Dass die Bergholzer Kirche offen sein sollte, befand die Kirchengemeinde einmütig, auch weil einige der Mitglieder selbst gern unterwegs sind: „Ich genieße es sehr, im Urlaub Rast in einer kühlen Kirche machen zu können“, betont GKR-Mitglied Annegret Müller. Auch die Verbindung zum Kunstwanderweg sei sehr gelungen, finden die Bergholzerinnen und schwärmen bei der Beschreibung der Skulpturen und großen Installationen am Weg. Eine besondere Beziehung hat die Gemeinde und besonders Annegret Müller zum Künstler Roger Loewig. „Der Feldstein vor dem „Roger-Loewig-Haus“ in Bad Belzig stammt von unserem Acker“, erzählt die Landwirtin im Nebenerwerb.

Kunstwanderweg und Kirchenwanderweg rund um Bad Belzig

Auf rund 14 Kilometern verbindet der neue Kirchwanderweg 3 die Orte Bad Belzig, Borne und Bergholz. Dabei folgt er zum großen Teil dem Internationalen Kunstwanderweg zwischen Bad Belzig und Wiesenburg. Vom Bad Belziger Bahnhof führt der Weg zunächst zur Bricciuskirche an der Burg Eisenhardt, in deren Schutz sich im 12. und 13. Jahrhundert die Flamen angesiedelt hatten. Vom Burgturm bietet sich ein wunderbarer Rundblick. Im Burgmuseum erhalten die Wandernden ihren Pilgerstempel, bevor es an der Burgbrücke den Wegweisern folgend hinunter an den Burgmauern entlang zu einem kleinen Teich geht, wo auch schon die erste Skulptur wartet. Gleich dahinter beginnt der naturbelassene Wald, durch den der Weg nun führt.

Kunst und Kirche passen zusammen.

Der Kirchwanderweg hat keine eigene Ausschilderung, sondern folgt bis Borne dem Kunstwanderweg Richtung Wiesenburg. Die zweite Station, die Feldsteinkirche in Borne, ist eine spätromanische Saalkirche und vermutlich eine der ältesten im Hohen Fläming. Hier lebte der Künstler Victor Bisquolm, dessen Kunstwerk „Steinschlange“ am Weg liegt.

Die Borner Bockwindmühle ist auf ihrem Mühlenberg schon von weitem sichtbar. Sie wurde 1803 erbaut und ist nach einer umfangreichen Sanierung 2012 wieder funktionsfähig. Infotafeln erklären die Funktionsweise. Von hier aus schließt der Rundwanderweg TK 31 an, der bis Bergholz führt, zur Feldsteinkirche von 1200. Zurück geht es von der Ortsmitte aus erst auf den Wanderweg TK 31 und dann auf dem Rad-und Fußweg zurück zur Burg Eisenhardt und zum Bahnhof.

Offene Kirchen als Schlüssel.

Dass die Kirchen am Weg in den Sommermonaten geöffnet sind, war entscheidend für den Initiator des Weges, Klaus Pomp. Schon zwei weitere Kirchwanderwege entstanden unter seiner Regie: Der Kirchwanderweg 1 zwischen Rädigke, Lühnsdorf und Buchholz sowie der Ökumenische Kirchwanderweg, der die sechs Gotteshäuser in Bad Belzig miteinander verbindet. Gefördert werden die Wege vom Arbeitskreis Kirche und Sport Berlin Brandenburg, in dem Pomp aktiv ist. Unermüdlich wirbt er in der Region für die Öffnung der Gotteshäuser. Die Idee für einen weiteren Weg gibt es bereits, nun hofft er auf die Mitwirkung der Gemeinden. Er findet: „Es ist doch viel zu schade, wenn unsere schönen Kirchen nur einmal im Monat zum Gottesdienst geöffnet werden.“

Die Flyer mit Pilgerstempel sind erhältlich am Bahnhof und der Touristinfo, sowie im Museum auf der Burg Eisenhardt und in den Kirchen am Weg. www.kirche-region-belzig.de

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