Konfirmanden backen Brote

Erntedank: Konfis backen 5000 Brote für die Welt

Die Aktion „5000 Brote – Konfis backen Brot für die Welt“, findet in diesem Jahr zum zehnten Mal statt. Pfarrer Tobias Kuske teilt seine Gedanken zum Jubiläum und zum Erntedankfest

Von Tobias Kuske

Manchmal ist es nur eine Zahl, die eine Geschichte erzählt oder ein kleiner Satz: „unterbrochen seit 1906“. Das ist eine Zeitspanne von 118 Jahren. 118 Jahre, in denen trotz aller großen Umstürze, Kriegen, Stromausfällen, Geburtstagen, normalen Wochenenden, Ferien, Krankheiten und Krisen, der Wendezeit in Berlin, trotz all dem immer mit dem gleichen Sauerteig das Brot gebacken wurde und wird.

So erzählt es der Bäckermeister in der Bäckerei Siebert im Prenzlauer Berg. Tag für Tag wird etwas abgenommen und dann später der Teig für den nächsten Tag damit angesetzt, um täglich wieder frisches Brot zu backen.

Unscheinbar sieht die Schüssel aus, in der dieser Sauerteig verwahrt wird. Sie steht in einer Ecke der Backstube, wo es warm ist, damit der Teig aufgehen kann. Es ist heiß in dieser Backstube und wenig Platz für die zehn Jugendlichen. Wir sind hier, um Brot zu backen. Brot, das Hunger stillt, für uns und für andere.

Konfis in der Backstube

„Unser tägliches Brot gib uns heute“, steht auf dem Flyer, der für die Aktion von Brot für die Welt, der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und dem Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerkes wirbt.

Das Projekt „5000 Brote – Konfis backen Brot für die Welt“ feiert in diesem Jahr 10-jähriges Jubiläum. Tausende von Jugendlichen haben in diesen 10 Jahren überall in Deutschland „unser tägliches“ Brot gebacken und zugleich ein Brot für die Welt. Viele Projekte wurden in den Jahren weltweit damit unterstützt. Projekte, in Ländern, in denen Brot nicht immer ein tägliches Ereignis ist für jeden Menschen. Wir feiern das und sagen Danke! Danke für all die, die sich in den Jahren dafür engagiert haben, dass Jugendliche kennenlernen, was es heißt frühmorgens aufzustehen, Teig zu nehmen und Brot zu ­backen, während sie normalerweise meist noch träumen.

Nach Malawi, Vietnam und Paraguay schauen

Und wir feiern das und sagen Danke! Dass so viele Jugendliche und Menschen, die diese Brote in all den Jahren gegen Spende erworben ­haben, über ihren eigenen Brot­teller hinausschauen und Geschichten kennenlernen. In diesem Jahr 2024 sind es Projekte aus Malawi, Vietnam und Paraguay.

Und wir feiern Erntedank! Dank dafür, dass tagein, tagaus ein Sauerteig das Leben erhält. „Das Himmelreich gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Scheffel Mehl mengte, bis er ganz durchsäuert war.“

Das Leben ist ein Geschenk

Und ich schaue auf mein eigenes Leben und denke daran, was mich durchdringt und durchsäuert, was mir das Lachen in mein Herz bringt und mich jeden Tag neu aufrichtet. Wohl sind es nicht immer die ­gleichen Dinge, aber immer ist es etwas, wofür ich dankbar bin. Das Leben ist ein Geschenk, das weiß ich, denn ich habe es mir nicht selbst gegeben, aber das ist mir oft zu groß.

Mir helfen die kleinen Momente, ja das Lachen von jemandem, Kaffee am Morgen, einer nimmt meine Hand. Oder dass mir etwas gelingt, dass ich jemanden habe, der Zeit mit mir teilt, einer denkt an mich, ruft mich an oder schreibt mir eine Nachricht.

Brote und Dank miteinander teilen

An so vielen Tagen sind es diese Kleinigkeiten, die meinen Tag, meine Tage fröhlich machen und wenn ich darüber nachdenke, bin ich dankbar dafür. Und ich nutze das Erntedankfest dazu, diese Kleinigkeiten festzuhalten und mich von ihnen bestimmen zu lassen und hoffe darauf, dass sie mein Leben durchsäuern. Vielleicht ist das unser tägliches Brot, dass wir als Erstes und als Wichtigstes danach suchen, wofür wir dankbar sein können. Und vielleicht lohnt es sich, auf diesen unseren ganz eigenen Dank vielmehr Zeit zu verwenden und den Ärger, die Kritik und all das, was uns so beschwert, nicht so viel Raum zu geben und dadurch immer noch größer zu machen.

Ich teile wohl mit vielen von ihnen eine große Sorge um den Zustand in der Welt, aber ich würde mir wünschen, dass wir auch unseren Dank miteinander teilen, täglich, wie das Brot.

Tobias Kuske ist Pfarrer der Berliner Kirchengemeinde Berlin-Prenzlauer Berg Nord.

Veranstaltungstipp:
In diesem Jahr feiern die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), die Arbeitsgemeinschaft Handwerk und Kirche im Evangelischen Verband Kirche-Wirtschaft-Arbeitswelt (KWA), Brot für die Welt und der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks gemeinsam das 10-jährige Jubiläum der erfolgreichen Aktion „5000 Brote – Konfis backen Brot für die Welt“. Die bundesweite Eröffnungsfeier findet am Sonntag Erntedank, 6. Oktober, um 14 Uhr in der Gethsemanekirche, Stargarder Straße 77, Berlin-Prenzlauer Berg statt. Der Gottesdienst wurde vorbereitet von Pfarrer Tobias Kuske und Tabea Möhlis, Mitarbeiterin in der Konfirmandinnenarbeit sowie den Konfirmandinnen und Teamer*innen der Gemeinde. Die Predigt hält Bischof Christian Stäblein. Im Gottesdienst haben die Jugendlichen zudem die Möglichkeit, in einem Interview sowohl den Bischof als auch den Bäckerpräsidenten Roland Ermer in einem Interview zu befragen.

Zum Foto: Konfirmandinnen und Konfirmanden in der Backstube der Bäckerei Siebert.
Fotoquelle: Claudia Kahnt/Brot für die Welt

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