Autorin Cordula Schürmann schreibt über alltägliche Themen und verwirklicht ihren Traum, Bücher zu veröffentlichen.
Von Katharina Körting
Sie will, dass man „Cordula“ sagt, nicht „Frau Schürmann“. Cordula also. Beim Gespräch ist auch Elke Janssen dabei. Sie organisiert das Reporter-Team von der Lebenshilfe Berlin, ein Verein, der Menschen mit Beeinträchtigung in allen Lebensbereichen unterstützt und fördert, zusammen mit einer Kollegin.
Seit 2019 erarbeiten die Reporter Filme, Podcasts und Texte. Cordula ist eine von ihnen. Die Reporter berichten über das, was sie bewegt. Zum Beispiel Reisen mit Behinderung. Wobei Cordula das Wort „behindert“ nicht mag. „Weil viele es als Schimpfwort verwenden“, erklärt sie.
Blog aus der Sicht einer Katze
„Am Anfang habe ich mich nicht getraut, Leute anzusprechen“, erinnert sich Cordula. Sie ist in Rheine geboren, in Nordrhein-Westfalen. Ihr Vater und ihr Bruder leben noch dort. Cordula kam als 16-Jährige mit ihrer Mutter nach Berlin.
Auf dem Blog von der Lebenshilfe hat Cordula aus der Sicht von einer Katze geschrieben. Blog bedeutet Internet-Tagebuch. „Hallo liebes Katzenbuch, ich heiße Rosie“, war der erste Satz. Daraus wurden 51 Tagebuch-Einträge. Dann entstand aus dem Katzenblog ein Buch in Einfacher Sprache. Es heißt „Die gelbe Katze auf dem Weg zum Instagram-Star“.
Rosie ist die Hauptfigur. Im Buch gehört Rosie einer Frau. Die Frau lebt in einer betreuten Wohngemeinschaft, in einer WG. So wie Cordula.
Leicht zu verstehen, spannend zu lesen
Das Buch ist in Einfacher Sprache geschrieben, so wie dieses Porträt von Cordula. Ein Porträt ist ein Bild von einer Person. Oder ein Text, der eine Person beschreibt. Cordula und Mitarbeiterin Elke haben geprüft, ob der Text wirklich einfach zu lesen ist.
Ein Hund kommt in Cordulas Buch auch vor. Er heißt Teddy. Bei dem Buch hat die Autorin Alexandra Lüthen geholfen. Sie hat viele Bücher in Einfacher Sprache geschrieben. „Wir haben uns einmal getroffen und oft gemailt“, sagt Cordula.
Wie erklärt sie „Einfache Sprache“? Cordula sagt: „Einfache Sprache ist für Menschen, die nicht gut lesen können, oder die nicht gut Deutsch können, oder Leute mit Beeinträchtigungen.“
Großer Traum in Erfüllung gegangen
Im November 2023 kam „Die gelbe Katze“ heraus. Was ist das für ein Gefühl, Buch-Autorin zu sein? „Ich bin stolz“, sagt Cordula. Sie wollte schon als 8-Jährige ein Buch schreiben, „und jetzt ist ein großer Traum in Erfüllung gegangen“.
Das Interesse ist groß. Viele Menschen haben das Buch gekauft. Jetzt ist die zweite Auflage erschienen.
Cordula hat schon in der Schulzeit kleine Kurzgeschichten geschrieben. „Meine Mama meint, ich wäre ein Freigeist“, sagt Cordula. Am liebsten mag sie Fanfiction. Das sind Geschichten, die Fans erfinden. Zum Beispiel über „Harry Potter“. Cordula schreibt auch Fanfiction.
Ihre erste eigene Lesung war in der Kirche von ihrer Mutter, im Berliner Wuhletal. Cordulas Mutter arbeitet dort ehrenamtlich. Beide sind katholisch, aber Cordula geht nicht oft in die Kirche. Sie findet es gut, wenn der Gottesdienst in Leichter oder Einfacher Sprache ist.
In Einfacher Sprache über die Nazi-Zeit
„Einmal hat Bischof Christian Stäblein in Einfacher Sprache über die Kirche in der Nazi-Zeit gesprochen“, erzählt Elke. „Das war cool“, meint Cordula, „ich habe alles verstanden!“ Sie lächelt. Man sieht, wie wichtig ihr die Sprache ist. „Jeder soll verstehen können, was gesagt wird“, sagt Cordula. Damit alle gleichberechtigt teilhaben. „Einfache Sprache erleichtert das Leben“, erklärt sie.
Die meisten Menschen achten nicht darauf, einfach zu sprechen. Oder sie haben Vorurteile und können sich nicht vorstellen, dass Menschen mit Beeinträchtigungen Geschichten schreiben. „Aber das geht!“, sagt Cordula. „Man sollte uns viel mehr zutrauen.“ Ihrer Meinung nach gibt es viel zu viel „Papierkram“ in schwerer Sprache, zum Beispiel von Behörden – „Kein Mensch versteht das!“
Jetzt schreibt sie an ihrem nächsten Buch. Im Sommer 2025 soll es fertig sein.
Blog: https://www.leichte-sprache.berlin/leichte-sprache/
Cordula Schürmann, „Die Gelbe Katze“ bestellbar über Lebenshilfe Berlin, Telefon: 030 82 99 98, Mail: buch@lebens-hilfe-berlin.de oder im Buchhandel. Das Buch hat die ISBN 978-3-00-078194-0
Katharina Körting ist freie Autorin und 2024 Arbeitsstipendiantin für deutschsprachige Literatur der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Foto: Katharina Körting
