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Die Heilige Grüne

Alle Phänomene des Lebens sind ­aufeinander bezogen. Im Grün kommen alle Dinge zur Ruhe. Davon war schon die Naturheilerin und Benediktinerin Hildegard von Bingen überzeugt. Auf ihren Spuren kann man auch ­pilgern

Wandbehang mit dem Abbild der Hildegard von Bingen aus der Heilig-Geist-Kirche Frankfurt am Main-Riederwald. Foto: UM, CC BY-SA 3.0/via Wikimedia

Von Andrea Richter

Überall ist es zu hören und zu sehen, wie sich nach dem Winter die allem innewohnende Lebenskraft die Bahn bricht. Nach dem Winterschlaf ­erwacht die Natur. Jahr für Jahr. Manchmal frage ich mich bange, ob das eines Tages endet, ob wir ­Menschen womöglich schon längst die Grenzen des Wachstums überschritten haben und unseren ­Planeten dazu zwingen, sich zur Wehr zu setzen. Dafür spricht leider ­einiges. 

Der bundesweite Klimastreik am 25. März ruft uns eindringlich auf, die Reißleine zu ziehen, bevor es endgültig zu spät ist. Wie gut, dass die unerschöpfliche, göttliche Kreativität auch den Keim des Umdenkens  und Lernens in uns Menschen gelegt hat. Dafür spricht hoffnungsvollerweise auch einiges. 

Eine der großen Visionärinnen und Vorbild im Erkennen der Fragilität unseres Erdsystems und seiner universellen Zusammenhänge ist Hildegard von Bingen (1098–1179). Die Benediktinerin war nicht allein eine der tiefsinnigsten Mystikerinnen des Mittelalters, sondern auch eine die Natur erforschende Heilkundige, spirituelle und wirtschaftliche Leiterin eines großen Klosters, und – nicht zuletzt – Komponistin und Dichterin. 

Göttlicher Feueratem und lebendiges Grün


Hildegard von Bingen sieht den ganzen Makrokosmos und damit auch den Mikrokosmos des menschlichen Körpers von einer einheit­lichen Kraft durchwirkt, der sancta viriditas, der „Heiligen Grüne“. Wind, Tau und Regenluft, Kräuter und Gräser, alles ist durchwirkt vom göttlichen Feueratem und durchpulst vom lebendigen Grün. Alle Phänomene und Formen des ­Lebens sind dabei aufeinander ­bezogen, alles stiftet Beziehung und ruft auch den Menschen zur ­Bezogenheit auf.

Schöpferische Keimkraft


Als von Gott gezeugte und von ihm her zeugende Kraft wirkt diese Grünkraft auch in der Vereinigung von Frau und Mann. Als Keimkraft im werdenden Kind ist sie besonders stark. Vom Konkreten bis hin zum Spirituellen ist alles Lebendige von dieser Kraft durchströmt. Sie ist eine einzige schöpferische Keimkraft, die zugleich Ruhe und Gleichgewicht mit sich bringt. Hildegard beschreibt die wohltuende Wirkung der Farbe auf die Sehnerven, auf müde und kranke Augen. Im Grün kommen alle Dinge zur Ruhe. All unser Gesunden gründet ihrer Einsicht nach im ­Wiederanschluss an die viriditas. 

Die Erkenntnisse, die Hildegard von Bingen durch Beobachtung und innere Einfühlung gewonnen hat, sind heute längst durch die Naturwissenschaften und das Verständnis der komplexen Zusammenhänge der diversen Lebensräume und Systeme belegt. Dass es zur akuten Dringlichkeit eines Umlenkens nicht allein eines Wandels der Ökonomie und Ökologie, bedarf, sondern insgesamt einer neuen Haltung gegenüber dem Netzwerk des Lebens, wird von Tag zu Tag deutlicher. Ganzheitliches Lernen wird dabei auch die spirituelle Dimension und den Bereich ­innerer Einsicht fördern. Spiritualität ist eine Haltung, eine Lebendigkeit aus dem Herzen des Menschen. 

Die neu einzuübende Haltung ­innerer Bezogenheit und ein Wiederanschluss an das Netzwerk des Lebens gehören heute zu den Kernaufgaben christlicher Schöpfungsspiritualität. 

Reise auf den Spuren der Hildegard von Bingen

Eine Einübung in Bezogenheit bietet in diesem Sommer vom 10. bis 19. Juli 2022 das Amt für kirchliche Dienste (AKD) in der EKBO an. Die Bildungsreise „Singen und Wandern auf den Spuren der Heiligen Hildegard von Bingen“ führt an die Stätten ihres Lebens und Wirkens in die Weinberge und Orte an Rhein und Nahe (Burg Sponheim, Disibodenberg, Bingen am Rhein, Kloster Eibingen und andere). Livio Picotti (Musiker und Architekt) hat sich seit Jahrzehnten mit dem musikalischen Erbe Hildegards befasst und wird die Teilnehmenden ganz praktisch in ihre Vokalmusik einführen. Dietmar Weimer (Wanderbegleiter und Ortskundiger) führt die Gruppe auf historischen Pfaden und begleitet die täglichen Wanderungen (12 bis 14 Kilometer). Andrea Richter (Studienleiterin für ­Spiritualität am AKD) führt mit spirituellen Impulsen in das Denken der Mystikerin ein. 

Anfragen und Anmeldung: a.usche@akd-ekbo.de; a.richter(at)akd-ekbo.de

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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