Von Lydia Grund-Kolbinger
Sie: kraftvoll. Machtvoll. Erfüllend. Ich: schwach. Leer. Erschöpft. Sie: bergend. Bindend. Berührend. Ich: Suchend. Wartend. Tastend. Sie: gegeben. Geschenkt. Gefühlt. Ich: angesehen. Beschenkt. Angenommen. Die Liebe und ich. Mit ihr beginnt mein Leben. Mit ihr beginnt meine Lebensgeschichte.
Sie wohnt in mir. Lebt mit mir und ich mit ihr. Mal breitet sie sich aus, erfüllt mich vollkommen, nimmt Besitz von mir. Sie treibt mich an, vertreibt meine Ängste und Sorgen; öffnet Grenzen. Dann ist sie ganz laut in mir. Ich kann sie erspüren, erfühlen, erfahren. Ich bin fähig und befreit ungezwungen zu handeln. Mein Herz ist weit, die Sinne wach, die Hände stark.
Die Liebe hat viele Gesichter. Ich erlebe sie immer wieder neu, manchmal allerdings gar nicht. Dann höre ich sie kaum und kann ihre Worte nicht verstehen. Das Gepolter meiner Gedanken lässt sie schließlich ganz in mir verstummen. Ich bin taub und gelähmt; mag nicht mehr reden, hören oder handeln. Mehr und mehr ziehe ich mich zurück, flüchte mich in mein Alleinsein, das doch schnell zur Einsamkeit führt.
Die Liebe ist ein Geschenk. Zu Lieben eine Gabe. Beides hat in Gott seinen Ursprung. Gott liebt uns. Dich und mich. Gott zieht uns an und verbindet uns miteinander. Er führt uns aus unserer Einsamkeit, aus unserem Gedankenkarussell, das nur um uns selbst kreist heraus, zum anderen.(...)
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Predigttext am Sonntag Estomihi: 1. Korinther 13,1–13 (Reihe V)
1 Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. 2 Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, so dass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts. 3 Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib verbrennen und hätte die Liebe nicht, so wäre mir es nichts nütze. 4 Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, 5 sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, 6 sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; 7 sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. 8 Die Liebe hört niemals auf, wo doch das prophetische Reden aufhören wird und das Zungenreden aufhören wird und die Erkenntnis aufhören wird. 9 Denn unser Wissen ist Stückwerk und unser prophetisches Reden ist Stückwerk. 10 Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören. 11 Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindlich war. 12 Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin. 13 Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.
Hinweis: „die Kirche“ beteiligt sich an der Revision der Prikopenordnung.