Von Sibylle Sterzik
Jeder kennt den Spruch, der einmal durch das große Tor ins frühere Predigerseminar in Wittenberg, heute Luthermuseum in der Collegienstraße, schritt. Ehrfurchtsvoll prangt das Lutherwort „Niemand lasse den Glauben daran fahren, dass Gott an ihm eine große Tat will“ in alten Lettern auf dem Holzbalken über dem eintretenden Gast. Unweigerlich bleibe ich jedesmal darunter stehen, sehe ungläubig nach oben und frage mich, ob ich damit auch gemeint sei. Zugleich stockt mir der Atem. So wenig traust Du Gott zu, dass Du zweifelst.
An jeder Kirche würde sich der lutherische Zuspruch gut machen. Oder als evangelische Alternative zum – auch sehr schönen! – katholischen Sternensingerbrauch, bei dem auf dem Türsturz C+M+B samt Jahreszahl steht. Das heißt so viel wie „Christus segnet dieses Haus“, („Christus mansionem benedicat“) oder die Kürzel der drei heiligen Könige Caspar, Melchior und Balthasar. Ein Flügelschlag des Heiligen Geistes, Zuspruch aus dem Füllhorn Gottes.
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